Kerzen können gefährliche Stoffe freisetzen – so schützen Sie sich

Weihnachten ist Kerzenzeit. Was allerdings viele nicht wissen: Das Brennen der Kerzen setzt Schadstoffe frei. Wie sich das Problem mit wenig Aufwand beseitigen lässt, lesen Sie hier.

Der Advent ist die Jahreszeit des Lichts, genauer gesagt: des Kerzenlichts. Für viele Menschen sind die flackernden Flammen für die festliche Stimmung unverzichtbar. Feuer hat allerdings auch die unangenehme Eigenschaft, eine Vielzahl an gefährlichen Nebenprodukten durch die Verbrennung zu erzeugen. Von offenem Feuer zum Beispiel weiß man, dass giftige Gase wie Kohlenmonoxid entstehen können. Ruß und Feinstaub reizen Augen und Atemwege. Aber gefährden auch die kleinen Flammen brennender Kerzen die Gesundheit? Und wenn ja, wie kann man sich schützen, ohne auf Kerzen zu verzichten?

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Studie: Wie viel Feinstaub entsteht durch Kerzenwachs?

Antworten auf solche Fragen suchen Experten für Luftqualität in Innenräumen wie Tunga Salthammer. Er arbeitet am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig und ist Mitglied der Kommussion für Innenraumlufthygiene am deutschen Umweltbundesamt. Salthammer und sein Team haben unter kontrollierten Bedingungen untersucht, welche Gase und wie viel Feinstaub beim Verbrennen von Kerzen entsteht. Über die Ergebnisse berichtet er im Fachmagazin „Environmental International“.

Die allermeisten in Europa und Nordamerika verkauften Kerzen bestehen aus drei Brennstoffen:

  • Pflanzenwachse aus Palm- und Sojaöl
  • Paraffin
  • Stearin

Die Brennstoffe kombinierte die Arbeitsgruppe mit unterschiedlichen Duft- und Aromamischungen. Deren Bestandteile geben auch Schadstoffe ab, wenn sie verbrennen. Das Wachs schmilzt zwar bei 60 bis 70 Grad Celsius, wenn der Kerzendocht brennt – im Inneren erreicht die Flamme aber Temperaturen zwischen 600 und 1 400 Grad Celsius. Das flüssige Wachs verdampft dann und verbrennt mit dem Sauerstoff aus der Luft.

Dabei entsteht neben geringen Mengen Kohlenmonoxid (CO) vor allem Kohlendioxid (CO2). Aber Temperaturen über 1 000 Grad Celsius gibt es nicht nur in Kerzenflammen, sondern auch Gasherden und offenen Kaminen. Dabei entstehen auch Gase wie Stickstoffdioxid – und diese sind ätzend und reizen die Schleimhäute der Augen und Atemwege. Das kann vor allem bei empfindlichen Menschen zu Beschwerden führen und vorhandene Erkrankungen verschlimmern. Stickstoffoxide sind außerdem Vorläufer zu Feinstaub, dessen Belastung sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Bei offenen Flammen lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass Stickoxide entstehen.

Duftkerzen sorgen für besonders viel Emissionen

Die untersuchten Kerzenwachse produzieren laut den Analysen von Salthammer jeweils ähnliche Mengen von Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickoxiden. Interessant wird es, sobald Duftmischungen im Spiel sind: So würden blumige Duftkerzen wesentlich mehr Emissionen erzeugen als würzige. Das ist zunächst einmal erwünscht, denn die Aromastoffe aus der Kerze sorgen für einen angenehmen Duft, wenn sie aus dem geschmolzenen Wachs in die Luft verdunsten. Dabei gibt es aber auch einen unangenehmen Nebeneffekt: Zusammen mit den Aromen verbrennen auch andere Verbindungen wie Formaldehyd oder Acetaldehyd.

Die Kerzen erwiesen sich bei den Messungen dennoch als einigermaßen ungefährlich. Studien zeigen, dass in einem durchschnittlichen Haushalt in der Vorweihnachtszeit etwa 16 Stunden pro Woche Kerzen brennen. Auf der Basis dieser Annahme berechneten Tunga Salthammer und seine Kollegen, ob Kerzen im Haushalt die internationalen Grenzwerte für Luftschadstoffe überschreiten. Dabei blieben die ermittelten Langzeitbelastungen deutlich unter den jeweiligen Richt- oder Grenzwerten. Lediglich beim Krebs erregenden Benzoapyren, das bei unvollständiger Verbrennung häufig entsteht, und beim giftigen Reizstoff Acrolein erreichen die Kerzen die Langzeit-der Weltgesundheitsorganisation WHO oder überschritten sie sogar leicht. Da sind aber große Sicherheitstoleranzen miteinberechnet.

Im Winter entsteht ein Großteil des Feinstaubs in den Wohnungen selbst

Neben Zahlen, die im Labor ermittelt wurden, gibt es auch reale Messungen über die Luftbelastung. So untersuchte eine Gruppe um Alfred Wiedensohler vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig, wie viel Feinstaub Kerzen in ganz normalen Haushalten in die Luft abgeben. In der Studie ermittelte die Arbeitsgruppe in 40 Berliner und Leipziger Wohnungen mehr als eineinhalb Jahre lang winzige Partikel.

56 Prozent der gemessenen Feinstaubpartikel stammten aus den Wohnungen selbst, der Rest war von der Straße eingedrungen, berichtet die Gruppe in der Zeitschrift „Indoor Air“. In der kalten Jahreszeit stieg der Anteil des in der Wohnung erzeugten Feinstaubs sogar auf 70 Prozent. Im Winter bleiben die Fenster nämlich meist geschlossen, weshalb weniger Partikel von draußen hinein wehen konnten. Das liegt natürlich auch daran, dass in der dunklen Jahreszeit, vor allem im Advent und an Weihnachten, erheblich mehr Kerzen in den Wohnungen angezündet werden als sonst. Diese nämlich sind die größte Quelle der in den Räumen erzeugten Fein- und Ultrafeinstäube. 53 Billionen solcher winzigen Teilchen steigen pro Stunde von einer einzigen brennenden Kerze in die Luft.

Beim Ausblasen von Kerzen entsteht besonders viel Feinstaub

Diese Ultrafeinstäube sind weniger als 100 Nanometer groß. Wird die Kerze ausgeblasen oder gelöscht, gelangen dagegen deutlich größere Feinstaubteilchen in die Luft, die oft als Kerzenrauch mit bloßem Auge zu sehen sind. „Diese Partikel ähneln denen, die im Tabakrauch entstehen“ erklärt UBA-Forscher Wolfram Birmili, der an der Studie beteiligt war.

Doch beeinflusst diese Belastung durch Feinstäube und Schadstoffe auch messbar die Gesundheit? Konkrete Erkenntnisse dazu hat Birmili bisher nicht. Trotzdem rät er zu einem sorgfältigen Umgang mit Kerzen, die auf dem Adventskranz und an Weihnachtsbäumen, unter Teekannen oder beim Candlelight-Dinner brennen: Spätestens wenn die Flammen ausgepustet sind, solle man den Raum gut lüften, um die Schadstoffkonzentrationen rasch zu senken.

Regelmäßig die Fenster aufreißen und durchlüften

Lüften sei in bewohnten Räumen ohnehin immer eine gute Idee, sagt auch Fraunhofer-Forscher Tunga Salthammer. Bei geschlossenen Fenstern staue sich in der Luft das Kohlendioxid, das Menschen und Tiere ausatmen. Natürlich könnte man zu Hause die Fenster schon aufreißen, während die Kerzen am Adventskranz brennen. Nur entsteht dabei leicht ein Luftzug, der die Flamme flackern lässt. “Dabei bilden sich erheblich mehr Rauch und Schadstoffe“, erklärt Innenraumhygieniker Wolfram Birmili.

Besser sei es daher, das Fenster zu kippen und so zwar den Luftaustausch zu erhöhen, aber die Kerzen vor dem Flackern zu schützen. Eher wenig bringe es dagegen, vor dem Anzünden den Docht zu kürzen, vermutet der UBA-Forscher: “Dadurch fehlt ja nur ein kleiner Teil des Dochts, während die Kerze und der gesamte Rest des Dochts normal abbrennen und dabei Schadgase und Partikel erzeugen“, nennt Birmili die Gründe für seine Skepsis.

Am deutlichsten lassen sich die Schadstoffkonzentrationen senken, wenn man auf Kerzen mit Duftstoffen verzichtet. Das Brennmaterial selbst hingegen macht in Hinblick auf die freigesetzten Schadstoffe nur einen geringen Unterschied. Es spielt allerdings eine Rolle für alle, die zusätzlich auf Nachhaltigkeit achten möchten. Dann sind Kerzen aus Bienenwachs zu empfehlen oder aus reinem Stearin, das aus nachhaltigem Pflanzenanbau oder Tierabfällen gewonnen wird. Auf Paraffinkerzen sollte man aus Umweltgründen besser ganz verzichten – es wird ausschließlich aus Erdöl hergestellt.

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Das Original zu diesem Beitrag „Kerzen können gefährliche Stoffe freisetzen – so schützen Sie sich“ stammt von Spektrum.de.

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