Individuell: Sport bei und trotz Hypertonie
Bei Belastung steigt der Blutdruck kurzfristig. Doch wie sollen Sportler damit umgehen, wenn ihr Blutdruck über das Ziel hinaus schießt? Durch Optimierung des Lebensstils, das passende Training und medikamentöse Blutdruckeinstellung sind Wettkämpfe oft trotzdem möglich.
Arterielle Hypertonie ist mit einer weltweiten Prävalenz von 31 Prozent eine Volkskrankheit. Häufige Ursachen für eine primäre Hypertonie sind Lebensstilfaktoren, ein zunehmendes Alter sowie Immobilisierung. Doch die Krankheit macht selbst vor jungen Athleten nicht Halt: Rund 3 Prozent zwischen 20 und 30 Jahren leiden an Bluthochdruck. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Was Sportler mit Bluthochdruck beachten sollten, diskutierten Kardiologen und Sportmediziner am vergangenen Mittwoch bei der Online-Fachveranstaltung „Münchner Sportkardiologie“ der Technischen Universität.
Belastungshypertonus ernst nehmen
Im Idealfall liegt der Blutdruck um 120/80 mmHg. Klettert er regelmäßig höher, muss genauer hingeschaut werden. „Mit 140/90 mmHg bei einem jungen Menschen ist man definitiv im Bluthochdruck“, sagt Professor Martin Halle, ärztlicher Direktor der TU München. Gerade bei ihnen müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. „Häufigste Ursache einer sekundären Hypertonie ist der primäre Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)“, erklärt Assistenzarzt Felix Stegmüller, der die Veranstaltung moderiert. Jede rasche, akute Verschlechterung sollte hellhörig machen. 85 Prozent der Patienten haben aber einen primären Hypertonus.
Bei manchen Sportlern ist bereits der Ruhe-Blutdruck erhöht, andere zeigen „nur“ einen Belastungs-Hypertonus. Dieser fällt durch Ergometrie auf, bei der Patienten bei standardisierten Bedingungen unter EKG- und Blutdruckkontrolle trainieren. Bei Männern steigt dabei der systolische Blutdruck üblicherweise nicht über 220 mmHg. Falls doch, konnte eine Studie ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines behandlungsbedürftigen Hypertonus in Ruhe feststellen.
Tückischerweise tut Bluthochdruck nicht weh, verursacht unbehandelt aber Schäden. „Auch beim Athletenherz kann es zu einer Fibrosierung kommen“, warnt Professor Christian Stumpf des Klinikums Bayreuth. Die Diagnose ist daher ebenso wichtig wie die Unterscheidung zwischen einem Sportlerherz und einer hypertensiven Herzkrankheit. Er untersucht Athleten selbst dann echokardiografisch, wenn der Hypertonus nur unter Belastung sichtbar wird, und verfolgt diese besonders intensiv nach.
Risikoadaptierte Therapie
Doch wie sollten Sportler mit der Diagnose umgehen? Dürfen sie überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen und wie werden sie therapiert? Die Antworten hängen von individuellen Faktoren ab wie der Sportart, Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus sowie Art und Höhe des Hypertonus. „Es ist wichtig, dass wir eine risikoadaptierte Therapie anbieten“, so Stumpf. Nur bei Hypertonie Grad III und/oder hohem Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen sei eine sofortige medikamentöse Therapie indiziert. Erster Schritt ist ansonsten eine primäre Lebensstil-Intervention und aerobes Ausdauertraining. Eine Einschränkung des Koffeinkonsums sei nicht nötig, jedoch wird eine Salzrestriktion auf < 5 g pro Tag, eine Reduktion des Alkoholkonsums sowie ausgewogene Ernährung empfohlen. Eine gute Datenlage gibt es für die sogenannte DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die reich an Obst und Gemüse, fettarmen Milchprodukten sowie Vollkornprodukten und Nüssen ist. Geflügel und Fisch dürfen ebenfalls auf den Tisch.
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