Hanf, das neue Superfood? Das kann die Pflanze wirklich
Hanf boomt. Das Image der Trägerpflanze von Cannabis hat sich um 180 Grad gedreht, ein förmlicher „Hanf-Hype“ flutet die Märkte. Von CBD-Öl bis hin zu Superfoods – es gibt so gut wie nichts, was es nicht gibt. Doch was steckt hinter dem Hype? Und was kann die Hanfpflanze wirklich? Ein Überblick.
Hanf ist im Trend. Seit die Wissenschaft immer mehr über die positiven Eigenschaften der Naturheilpflanze forscht, durchdringen Produkte auf Basis von Hanf die Märkte der Welt. Als Startschuss des Hanf-Booms gilt die Legalisierung von Cannabis in den USA (Washington, Colorado) Ende 2012, weitere US-Bundesstaaten folgten.
Zwar ist Cannabis in Deutschland für die Allgemeinheit immer noch illegal, wird jedoch auch hier zunehmend, seit der Legalisierung im Jahr 2017, in der Medizin eingesetzt.
THC und CBD als bekannteste Wirkstoffe der Hanfpflanze
Neben Cannabis, auch bekannt als Tetrahydrocannabinol (THC), erfährt ein weiterer Wirkstoff der Hanfpflanze einen regelrechten Hype: Cannabidiol (CBD). Neben THC ist CBD der am besten erforschte Wirkstoff der über 100 Cannabinoide, die in der Hanfpflanze enthalten sind. Anders als THC wirkt CBD nicht psychoaktiv und kommt vor allem zur Beruhigung, Entspannung und als Entzündungshemmer zum Einsatz.
- Auch spannend: Akne, Falten & Co.: Was bringen Hautpflege-Produkte mit CBD?
Die unterschiedliche Wirkungsweise der zwei Cannabinoide ist vorrangig darauf zurückzuführen, dass sie anders auf zwei bestimmte Rezeptoren im Gehirn reagieren, die für die Steuerung des zentralen Nervensystems verantwortlich sind. CBD ist weltweit – auch in Deutschland – legal zu erwerben – als Öl, Blüte, Tropfen oder als Nahrungsergänzungsmittel.
Steigende Nachfrage nach Cannabis und CBD
Wie das Zukunftsinstitut berichtet, hat sich der weltweite Konsum von Cannabis und CBD im Zuge der Pandemie stark erhöht. Laut der Global Drug Survey Special Edition on COVID-19 griffen 28 Prozent der Menschen im vergangenen Zeitraum auf Cannabis-Produkte zurück, die THC enthielten. Eine aktuelle Statistik der Plattform Statista zeigt zudem, dass im Jahr 2020 auf dem legalen Cannabis-Markt in Europa rund 230,7 Millionen Euro umgesetzt wurde. Laut Prognose könnten sich die Umsätze bis zum Jahr 2025 auf über 3,1 Milliarden Euro mehr als verzehnfachen.
Neben THC und CBD erobern noch weitere Hanfprodukte den Markt: Hanföl, -mus oder -samen werden vorrangig in der Küche verwendet und sollen besonders nährstoffreich sein. Hanfsalben-, -duschen und -kosmetika revolutionieren die Hautpflege. Revolutionär ist die Nutzung der Hanfpflanze sicherlich nicht – schon seit mehr als 12.000 Jahren wird die Pflanze angebaut und zur Herstellung von Kleidung, Papier, Seilen und Öl verwendet. Doch was können die Produkte der Hanfpflanze wirklich?
- Lesen Sie auch: Warum die richtige Ernährung so wichtig ist
Hanfsamen und Hanföl
Hanfsamen wachsen an der Hanfpflanze, zählen zu der Gattung der Nüsse und sind reich an essentiellen Fettsäuren, Eiweiß und Mineralien. Dementsprechend sind sie vor allem in der veganen und vegetarischen Küche als pflanzlicher Nährstoff- und Proteinlieferant zu finden und überzeugen mit ihrem guten Nährstoffprofil:
- Sie sind reich an Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3).
- Bestehen zu 25 Prozent aus hochwertigem, pflanzlichem Eiweiß.
- Stecken voller Vitamin B1, B2 und E.
- Punkten mit reichlich Mineralien wie Phosphor, Kalium, Natrium, Magnesium, Schwefel, Calcium, Eisen und Zink.
Hanföl wird aus den Hanfsamen gewonnen. Dafür werden die Samen des Gewächses gepresst. So steckt es – wie auch die Hanfsamen – voller hochwertiger Nährstoffe und guter Fette.
Zudem liefert es wichtige Säuren wie Ölsäure, Palmitinsäure, Linolsäure, Stearinsäure und Gamma Linolensäure, die laut "Krankenkassenzentrale" die Hirnfunktion und Regeneration der Zellen unterstützen. Außerdem punktet es mit den gleichen Vitaminen und Mineralstoffen wie die Hanfsamen selbst. Es eignet sich als Zutat in Salatdressings, Smoothies und Dips.
Tipp: Hanföl sollte nicht über 160 °C erhitzt werden, da sonst die wertvollen Inhaltsstoffe zerstört werden.
Hanf in Pflegeprodukten
Auch in Pflegeprodukten kommt Hanföl vermehrt zum Einsatz. Gerade Menschen mit Neurodermitis oder Schuppenflechte profitieren von den entzündungshemmenden Eigenschaften des Öles. Kosmetikfirmen bieten zudem ganze Pflege-Reihen mit Hanfextrakt an.
Zudem soll es Linderung bei Ekzemen, Irritationen, Juckreiz und Ausschlägen schaffen. Eine Studie der University of Kashmir in Indien aus dem Jahr 2014 belegt die heilsame Wirkung der äußeren Anwendung von Hanföl bei folgenden Hautkrankheiten:
- Milchschorf
- Dermatitis z.B. Neurodermitis
- Psoriasis
- Knötchenflechte
- Rosacea
- Stauungsekzem
- Seborrhoisches Ekzem
Generell wird die Kombination einer äußeren und inneren Anwendung empfohlen.
Weitere Hanf-Produkte
Ähnlich nährstoffreich sind auch andere Hanfprodukte, die primär aus den Hanfsamen gewonnen werden. Sie alle gelten als Superfood und werden in unterschiedlicher Form verkauft. Hier eine kurze Übersicht:
- Hanfmus
- Hanfmilch
- Hanfnudeln
- Hanftee
- Hanfprotein
- Hanfmehl
Die Wirkung von CBD
Produkte mit CBD sind auch in Deutschland frei erwerblich und legal. CBD werden zahlreiche gesundheitsförderliche Wirkungen nachgesagt, die teils schon wissenschaftlich belegt werden konnten, dennoch ist das Forschungsfeld zu CBD noch jung und ausbaufähig. Da CBD im Körper unter anderem aktivierend auf den Serotonin-Rezeptor und verschiedene Ionenkanäle wirkt, werden dem Wirkstoff krampflösende Eigenschaften nachgesagt. Wie die Krankenkassenzentrale berichtet, wirkt CBD im Körper:
- entzündungshemmend
- schmerzstillend
- angstlösend
- beruhigend
- regulierend
Anwendungsgebiete von CBD
Im Alltag wird CBD heutzutage vor allem zur Entspannung und zur Steigerung des Wohlbefindens eingesetzt. Seine Wirkung wird immer noch untersucht, konnte aber bereits in einigen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt werden. Die heutige CBD-Forschung beschäftigt sich hauptsächlich mit der Wirkung des Extraktes bei folgenden Beschwerden:
- Schmerzempfinden
- Schlafprobleme
- Stress
- Depressionen
- Neurodegenerative Beschwerden
- Angststörungen, Panikattacken
- Entwöhnungen z.B. Nikotin
- Negative Sinneswahrnehmungen
Manche Studien belegen sogar die krebshemmende Wirkung von CBD. Ergebnisse einer Studie des International Institute of Anticancer Research aus dem Jahr 2018 zeigen beispielsweise, dass die regelmäßige Einnahme von CBD als Ergänzung zu einer Krebstherapie einen Rückgang der Tumore unterstützen kann.
- Auch spannend: Mehr als Anti-Aging: 5 Pflanzenöle, die Krankheiten lindern und Entzündungen hemmen
Weitere Studien belegen die entzündungshemmende Wirkung von CBD bei Krankheiten wie Arthritis. Zudem kann CBD nachweislich bei der Entwöhnung von Nikotin helfen, das zeigt eine US-Studie aus dem Jahr 2015. Die CBD-Wirkung wird kontinuierlich erforscht und ist noch nicht abschließend geklärt.
Die Wirkung von THC
Auch THC wirkt über die Cannabinoid-Rezeptoren im Endocannabinoid-System. Es gibt sie zweimal unter den Namen "CB1-" und "CB2-Rezeptoren“. Sie dienen als „Andockstelle“ für die Cannabinoiden. Diese produziert der Körper normalerweise selbst und schüttet sie eigentlich nur dann aus, wenn die Neurochemie das Gehirn und den Körper im Gleichgewicht halten muss.
Dockt THC an den Rezeptoren an, wirkt es auf wichtige Funktionen des Nervensystems – es übernimmt die „Kontrolle“ über den Körper, wirkt psychoaktiv. THC veranlasst den Körper unter anderem zur Ausschüttung von Dopamin und erzeugt so einen Rauschzustand. Es kann jedoch auch andere unvorhersehbare Wirkungen hervorrufen.
Die positiven und negativen Wirkungen lassen sich laut dem Deutschen Hanfverband wie folgt zusammenfassen:
- Positive Wirkungen: Euphorie, Gelassenheit, Entspanntheitsgefühl, Gefühl von Leichtigkeit, intensive Sinneserfahrungen und Wahrnehmungen
- Negative Wirkungen: Angst, Panik, Wirre Gedanken, Erinnerungslücken, eingeschränktes Wahrnehmen der Umwelt, Starre, Übelkeit, Herzrasen, Schwindel, Kreislaufkollaps, Verfolgungswahn, Halluzinationen
Vor allem Personen, die mit Cannabis noch wenig oder gar keine Erfahrung reagieren meist stärker auf die Droge. Die Wirkung ist zudem abhängig von der Art und Höhe der aufgenommenen Dosis, dem Körpergewicht und anderen Umweltfaktoren. Gerade langfristig entstehen bei regelmäßiger Nutzung einige Risiken, die körperliche Folgen wie bleibenden Hirnschäden bis hin zum Tod als auch psychische und soziale Folgen bis hin zu Psychosen umfassen. Außerdem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit.
- Passend zum Thema: Cannabis-Extrakt gibt's jetzt im Drogeriemarkt: So wirkt das Hanfprodukt
Anwendungsgebiete von THC
Seit 2017 ist THC als Medikament in Deutschland erlaubt. Es wird nur unter strengen Regularien in seltenen Fällen und nach umfangreicher ärztlicher Einschätzung verschrieben, die Einnahme erfolgt kontrolliert. Aufgrund seiner entspannenden, stimmungshebenden Wirkung kann es vereinzelt bei folgenden Beschwerden eingesetzt werden:
- Dauerhafte Schmerzen
- Muskelkrämpfe bei multipler Sklerose
- Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie
- ungewollter Gewichtsverlust – z.B. bei AIDS
Mehr als jeder Dritte bricht eine Behandlung mit Cannabis jedoch wegen Nebenwirkungen wieder ab. Aktuell gibt es auch nur wenige Studien zur gesundheitsfördernden Wirkung von THC, so dass man nicht sicher beurteilen kann, wie wirksam Cannabis ist.
Sehen Sie im Video:
Pescetarische Ernährung: So ist die Ernährungsform besonders gesund
FOCUS Online/Wochit Pescetarische Ernährung: So ist die Ernährungsform besonders gesund
Quelle: Den ganzen Artikel lesen