Estland und Portugal ermöglichen den Austausch von E-Rezepten
Zwei Länder im äußersten Nordosten und im äußersten Südwesten Europasmachen es vor. Mit der Unterzeichnung eines Abkommens wollen Estland undPortugal den grenzüberschreitenden Austausch elektronischer Rezepte auf den Wegbringen. Das kleine Land im Baltikum gilt in Sachen E-Health als Musterknabe,und auch die Portugiesen haben diesbezüglich schon wichtige Schritteunternommen.
Der estnische Minister für Unternehmertum und IT, Rene Tammist, undPortugals Gesundheitsministerin, Marta Temido, haben ein Abkommen über denAustausch elektronischer Verschreibungen unterzeichnet. Dies meldet die BalticTimes.
Noch in diesem Jahr soll es losgehen. Bis zum Jahresende soll dasSystem voll funktionsfähig sein. „Portugal gehört auf dem Gebiet von E-Healthzu den Vorkämpfern in der Europäischen Union und will nun auch zu den erstengehören, die elektronische Lösungen in die Tat umsetzen“, lobt EstlandsIT-Minister Tammist den Vertragspartner aus Südeuropa. „Bislang gab es noch keine E-Health-Projekte zwischen den beiden Ländern. Das Projekt zum Austauschdigitaler Verschreibungen könnte zum Vorbild für ganz Europa werden.“ Darüberhinaus wollen die beiden Länder ihre Erfahrungen über E-Health austauschen undMöglichkeiten für weitere Kooperationsprojekte sondieren.
Finnen können Rezepte schon in Estland einlösen
Erste Pflöcke haben die Esten schon mit dem Nachbarland Finnlandeingeschlagen. Bereits seit Januar dieses Jahres können finnische Patienten digitaleRezepte aus ihrem Heimatland auch in Apotheken in Estland einlösen. In der zweiten Hälfte soll der umgekehrte Weg für die Bürger Estlands eröffnetwerden. Auf lange Sicht soll die Belieferung von E-Rezepten eines Tages dann grenzüberschreitendin allen Mitgliedstaaten möglich sein, so die Hoffnung des estnischen Ministers.
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Nach der kürzlich vorgelegten Vergleichsstudie „#SmartHealthSystems“ derBonner Forschungsgesellschaft „empirica – Gesellschaft für Kommunikations- undTechnologieforschung“ im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gehört Estland in Sachen Digitalisierung europaweit zu denfortschrittlichsten Ländern. Die Studie vergleicht die Digitalisierungsstrategienund -fortschritte in Deutschland und 16 weiteren Gesundheitssystemen. Big Dataoder telemedizinische Dienstleistungen seien in Estland schon seit mehreren Jahrenvollständig umgesetzt, berichten die Autoren. Seit 2009 gebe es ein Netzwerkzum Austausch von Gesundheitsinformationen (ENHIS), seit 2010 einen E-Rezept-Dienst.Mithilfe dieses Dienstes können die Bürger ihre Medikamente auf der Grundlage ihrerelektronischen Identifikation in jeder Apotheke Estlands abholen. Stellt einArzt ein E-Rezept aus, so wird es automatisch in das ENHIS hochgeladen.Apotheker können die Verordnung dann herunterladen, den Abgabestatus einsehen,die Abgabe der Medikamente vermerken und andere verschriebene Arzneimitteleinsehen. Derzeit sollen nach der Studie mehr als 75 Prozent aller Rezepte inEstland elektronisch sein.
Über das ebenfalls seit 2009 bestehende Gesundheitsinformationsportal „digilugu.ee“hat jeder estnische Bürger Zugang zum E-Rezept-Dienst. Außerdem können darüberTermine bei niedergelassenen Ärzten online gebucht und persönlicheGesundheitsdaten im ENHIS eingesehen werden. Videokonsultationen undFerndiagnosen (Arzt-zu-Patient und Arzt-zu-Arzt) sind in dem kleinsten derbaltischen Länder ebenfalls gesetzlich erlaubt und routinemäßig in dieambulante Versorgung integriert.
E-Rezept in Portugal seit 2016 Pflicht
In Portugal liegt der Verbreitungsgrad elektronischer Systeme zur Dokumentation vonGesundheitsdaten bei mehr als 75 Prozent. Jede Gesundheitseinrichtung ist andas nationale Gesundheitsinformationsnetzwerk angeschlossen, und mehr als dreiViertel der Bevölkerung sind davon erfasst. Nach einem Gesetz aus dem Jahr 2016werden im ambulanten Sektor Rezepte ausschließlich digital ausgestellt undverschickt.
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