„Ein Chamäleon mit Schmetterlingsflügeln“
Kalte und dunkle Wintertage lassen sich besonders gut mit flimmernden und hellen Fernsehbildschirmen füllen. Sollten Ihnen in Corona-Zeiten so langsam die Ideen ausgehen, ist vielleicht die Netflix-Dokumentation über Lady Gaga von 2017 noch etwas für Sie. „Lieber nicht“, denken Sie jetzt? Warum der Film auch für weniger Popkultur-Begeisterte oder Pharmazeuten interessant ist, erfahren Sie hinter Türchen Nummer zwei unseres DAZ-Adventskalenders.
Lady Gaga ist eine der berühmtesten Kunstfiguren der Welt. Selbst wer ihre Musik nicht kennt, hat zumindest schon von ihr gehört. Wer sich fragt, welche Person hinter der Kunstfigur steht, kann sich dieser mit der Netflix-Doku „Five Foot Two“ zumindest annähern: „Der Zuschauer sieht sie vor Schmerzen weinen und über Einsamkeit philosophieren – doch wenn es ihr zu viel wird, dann bittet sie ihren Regisseur Chris Moukarbel, die Kamera abzuschalten.“ So fasste die Süddeutsche Zeitung im September 2017 den Film treffend zusammen.
Schmerzen? Wer sich bis zur Netflix-Dokumentation nicht mit Lady Gaga auseinandergesetzt hat, der wird sich fragen, was es mit diesen Schmerzen auf sich hat. Immerhin haben sie dazu geführt, dass Lady Gaga 2018 zehn Konzertauftritte absagte – zuvor hatte sie bereits ihre Auftritte in Europa verschoben, nachdem sie in Rio de Janeiro wegen Schmerzen ins Krankenhaus gebracht worden war.
„Was hat Lady Gaga, das auch in der Klinik Oberammergau behandelt wird?“, ist nun nicht die Rätselfrage des DAZ-Adventskalenders, sondern tatsächlich ein Slogan, mit dem die Klinik Oberammergau im Internet wirbt: Seit vielen Jahren werden dort demnach Fibromyalgie-Patienten behandelt.
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Im April 2015 hat Claudia Sommer, Leitende Oberärztin und Professorin für Neurologie mit Schwerpunkt Neuromuskuläre Erkrankungen am Universitätsklinikum Würzburg, den DAZ-Lesern das Fibromyalgie-Syndrom nähergebracht. Die meisten Experten gehen demnach (DAZ 16/2015) davon aus, dass es nicht „eine Fibromyalgie“ gibt, sondern dass das Fibromyalgie-Syndrom aus einer Gruppe von Krankheiten und Störungen besteht – mit möglicherweise sehr unterschiedlichen Ursachen. Betroffene leiden an einem Symptomenkomplex aus chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen, aber auch an assoziierten Symptomen wie zum Beispiel Schlafstörungen, vermehrte Ermüdbarkeit, depressive Verstimmung, Schwellungsgefühl der Gelenke, Steifigkeitsgefühl der Extremitäten und gastrointestinale Beschwerden.
Die Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms werden also noch immer diskutiert. Als gesichert soll aber der Zusammenhang zu einem gehäuften Vorkommen von Missbrauch im Kindes- und Erwachsenenalter, und auch mit Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Übergewicht und mangelnde Bewegung gelten. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Störung der zentralen Schmerzverarbeitung – bei entsprechender genetischer und lebensgeschichtlicher Prädisposition. Zudem gehen regionale myofasziale Schmerzen offenbar oft der Entwicklung eines Fibromyalgie-Syndroms (FMS) voraus.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Diagnose eines FMS nicht leichtfertig gestellt werden darf – die zahlreichen möglichen Differenzialdiagnosen sind sicher auszuschließen. (Seit Februar 2020 gibt es die Leitlinie Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien.)
Doch zurück zu Lady Gaga: Glaubt man den Medienberichten, dann wird Lady Gaga noch von einigen weiteren Krankheiten belastet. Eine davon ist ähnlich schwerwiegend und ähnlich schlecht verstanden wie die Fibromyalgie. Wie die Frankfurter Allgemeine im September 2017 schrieb, ist Lady Gaga aber (noch) nicht daran erkrankt, „sie wurde nur, wie sie vor sieben Jahren enthüllte, auf die Autoimmunkrankheit „grenzwertig positiv“ getestet“, hieß es.
Frage: Wie heißt diese zweite Krankheit, auf die Lady Gaga „positiv“ getestet und an der ihre Tante Joanne gestorben sein soll?
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