Diabetes: Betroffene leiden häufig an einer Schilddrüsenunterfunktion – Heilpraxis
Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis oft zusammen
Typ-1-Diabetes geht häufig mit anderen Erkrankungen einher. So leiden viele Betroffene auch an einer Schilddrüsenunterfunktion. Dabei ist die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit reduziert. Frauen sind öfter betroffen als Männer.
Wie die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe auf ihrer Webseite schreibt, haben 341.000 Menschen in Deutschland Diabetes Typ 1. Viele von ihnen erkranken auch an einer Schilddrüsenunterfunktion, der Hashimoto-Thyreoiditis, die mit psychischen und kognitiven Problemen einhergehen kann. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) anlässlich der Schilddrüsenwoche hin.
Frauen sind häufiger betroffen
Menschen mit Typ-1-Diabetes leiden doppelt so oft an einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) wie Personen ohne Diabetes.
Eine Schilddrüsenunterfunktion ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Schilddrüse zu wenig Hormone bildet. Infolgedessen ist der Stoffwechsel verlangsamt und die Leistungsfähigkeit ist reduziert. Frauen sind laut den Fachleuten häufiger betroffen als Männer.
Eine mögliche Ursache ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist, da der eigene Körper Antikörper gegen die Schilddrüse bildet.
Lebenslange Behandlung
Der Krankheitsverlauf ist schleichend: Manchmal entsteht die Unterfunktion erst Monate oder sogar Jahre, nachdem die Antikörper gegen die Schilddrüse im Blut erstmals nachweisbar sind.
Erst wenn die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) sowie T4 (Thyroxin) reduziert sind, liegt eine manifeste Hypothyreose vor. Das ist oft auch der Zeitpunkt, an dem die Diagnose erstmals gestellt wird.
Wie die DDG erklärt, besteht die Therapie aus einer lebenslangen Einnahme des künstlich hergestellten Hormons L-Thyroxin, mit dem die Symptome sehr gut zu behandeln sind.
Die Schilddrüse beeinflusst auch die Stimmung und kognitive Funktionen. Deshalb kann eine Unterfunktion Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie depressive Verstimmungen und Angststörungen verursachen.
„Menschen mit Typ-1-Diabetes haben nicht nur ein hohes Risiko für eine Hashimoto-Thyreoiditis, sie sind auch durch psychische Erkrankungen gefährdet“, erklärt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am Franziskus-Hospital Harderberg.
Bildgebende Verfahren lassen vermuten, dass diese Beeinträchtigungen mit Durchblutungsstörungen in bestimmten Arealen des Gehirns vergesellschaftet sind.
„Möglicherweise entstehen die psychischen und kognitiven Probleme bei Hashimoto-Thyreoiditis durch Veränderungen im Immunsystem sowie im Neurotransmitterhaushalt“, so Professor Müssig, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie und Ernährungsmedizin DAEM/DGEM.
Häufig psychische Beschwerden
Eine Studie, die Alexander Eckert vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm mit seinen Kolleginnen und Kollegen vor wenigen Monaten in der Fachzeitschrift „Journal of Diabetes“ publiziert hat, erweitert diesen Ansatz.
Die Forschenden untersuchten an einer großen Gruppe von Probandinnen und Probanden zwischen elf und 25 Jahren, ob psychische Erkrankungen bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis häufiger sind als bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne Hashimoto-Thyreoiditis.
„Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis, die mit L-Thyroxin behandelt werden mussten, litten deutlich häufiger unter psychischen Beschwerden als solche, die zwar Schilddrüsenautoantikörper aufwiesen, aber noch keine medikamentöse Therapie brauchten“, erläutert Professorin Dr. med. Monika Kellerer, Vorsitzende der DDG.
Anlässlich der Schilddrüsenwoche möchte die DDG aufklären und auf den Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabetes, Hashimoto-Thyreoiditis und psychischen und kognitiven Probleme aufmerksam machen.
„Ärzte müssen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis immer auch auf psychische und kognitive Beeinträchtigungen bei ihren Patienten achten. Auch sollten Ärzte bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und beispielsweise einer Depression auch an eine Hashimoto-Thyreoiditis denken“, sagt Professorin Kellerer, Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie und Endokrinologie und Ärztliche Direktorin am Marienhospital in Stuttgart. (ad)
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