„Das Maß ist voll“ – auch via ruft zum Protest am 14. Juni auf

Der Verband innovativer Apotheken stellt sich hinter den für den 14. Juni geplanten Apotheken-Protesttag. Mit Blick auf die sich rapide verschlechternde Lage der Präsenzapotheken in Deutschland ruft via-Vorstand Arndt Lauterbach alle Kolleginnen und Kollegen auf, den Prostest „massiv“ zu unterstützen.

Dass die ABDA sich dazu durchringen konnte, Apothekenproteste und gar Schließungen am 14. Juni zu unterstützen, stößt innerhalb der Apothekerschaft und ihrer Organisationen auf breite Zustimmung. Zuletzt hatten bereit die Apothekengewerkschaft Adexa und die Freie Apothekerschaft Solidarität bekundet. Jetzt stellt sich auch der Verband innovativer Apotheken (via) hinter den – wenn auch nicht ganz offen ausgesprochenen – Protestaufruf der Bundesvereinigung.

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„Wir sind nicht immer einer Meinung mit der ABDA“, betont via-Vorstand Arndt Lauterbach im Gespräch mit der DAZ. „Aber jetzt sind alle Apotheken in Deutschland gefragt, den Aufruf massiv zu unterstützen.“ In den vergangenen Jahren sei es DAV und ABDA nicht gelungen, die Situation der Präsenzapotheken durch Verhandlungen mit den Krankenkassen und Gesprächen mit der Politik spürbar zu verbessern. „Im Gegenteil – unsere Lage verschlechtert sich immer weiter.“ Nun sei es an der Zeit, dass der Berufsstand ein Zeichen setzt und geschlossen für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheken kämpft. „Das Maß ist voll.“

Die Vergütung des Kerngeschäfts reiche schon lange nicht mehr aus, um den Betrieben eine wirtschaftliche Perspektive zu eröffnen, sagt Lauterbach. „Die Center-Apotheken spüren das schon eine ganze Weile und setzen verstärkt auf das OTC-Geschäft.“ Der via-Chef muss es wissen: Seine Familie betreibt die SaniPlus-Apotheken in München, eine davon befindet sich im Olympia-Einkaufszentrum in Moosach. Zwar sei er nicht davon überzeugt, dass ein simples Anheben des Fixums auf 12 Euro langfristig Abhilfe schaffen wird. Die Schieflage bei den Hochpreisern etwa werde dieser Schritt nicht beseitigen – dafür brauche es eine Erhöhung des prozentualen Aufschlags. Dennoch hält er es für wichtig, dass die Apothekerschaft jetzt grundsätzlich für eine Honoraranpassung aufsteht.

Schluss mit Ausreden

Ausreden will Lauterbach nicht mehr gelten lassen. Alle Apotheken in Familienbesitz bleiben am 14. Juni geschlossen, kündigt er an – auch jene in den Einkaufszentren. Eine mögliche Vertragsstrafe nimmt er in Kauf. „Auch wir haben im Mietvertrag stehen, dass wir innerhalb der Kernöffnungszeiten nicht schließen dürfen“, sagt er der DAZ. „Aber wer das jetzt noch vorschiebt, hat nicht verstanden, worum es geht.“

Auch die Sorge einiger Kolleginnen und Kollegen, dass insbesondere große Apotheken nicht mitziehen und vom Protest der anderen gar profitieren könnten, will er ausräumen. „Wir machen schon sehr frühzeitig bekannt, dass wir schließen werden, und kommunizieren das nicht nur unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch den anderen Apotheken“, erläutert er. Lauterbach hofft, so ein Signal zu senden und weitere Apothekerinnen und Apotheker für den Protest gewinnen zu können. „Natürlich führen wir Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen und die Resonanz ist bisher sehr positiv. So wie es aussieht, wird am 14. Juni in München keine einzige Center-Apotheke geöffnet sein.“ Als nächstes werde er den Kontakt zu den umsatzstarken Betrieben in der Innenstadt suchen und auch dort für die Teilnahme am Protest werben.

via will Rahmenvertrag kündigen

Doch auch wenn via für Schließungen am 14. Juni trommelt, formuliert der Verband abweichend vom ABDA-Forderungskatalog sein eigenes Ziel. „Die Apothekerschaft muss den aktuell gültigen Rahmenvertrag kündigen und grundlegend neu verhandeln“, fordert Lauterbach. Die schleichende Einführung des E-Rezepts sei dafür ein guter Anlass. „Mit dem E-Rezept eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Es ergibt schlichtweg keinen Sinn mehr, vor diesem Hintergrund einen Uralt-Vertrag einfach fortzuschreiben.“


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