Das Edikt von Salerno ist aktueller denn je

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli zweifelt daran, dass das Edikt von Salerno, das seit Jahrhunderten die Trennung von Arzt und Apotheker zementiert,  noch zeitgemäß ist. Das hat er am heutigen Donnerstag beim BVDVA-Kongress kundgetan. Dabei ist in einem zunehmend kommerzialisierten Gesundheitssystem diese Aufgabenteilung wichtiger denn je – nämlich zum Schutz der Patienten. Ein Kommentar von DAZ.online-Chefredakteurin Julia Borsch.

Die Übernahme des Telemedizin-Anbieters Teleclinic durch die DocMorris-Mutter Zur Rose rüttelt an einer der Grundfesten des Gesundheitssystems – der strikten Trennung der Professionen von Arzt und Apotheker, festgeschrieben vor über 800 Jahren mit dem „Edikt von Salerno“. Dadurch  sind hierzulande Arzneimittelverordnung und -abgabe strikt getrennt. Ziel ist es, die Verbraucher vor unnötigen Medikamentenverschreibungen zu schützen und zu verhindern, dass Ärzte sich an ihren Verordnungen bereichern.

Aus der Sicht von Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli ist das aber offenbar nicht mehr zeitgemäß: Beim Kongress des Bundesverbands der Versandapotheken in Deutschland (BVDVA) erklärte er, dass an der Zeit sei, eine Regel, die seit nunmehr 800 Jahren gilt, auf ihre Bedeutung in der heutigen Zeit abzuklopfen. Oberhänslis Interesse ist dabei offensichtlich: Kommen Verschreibung und Arzneimittel aus einer Hand, kann man schließlich die Umsätze noch viel besser steigern und dieses Ziel verfolgt ein börsennotierter Konzern wie Zur Rose nun mal hauptsächlich. „Die Grenzen, die man für Jahrhunderte für richtig gehalten hat, werden verschwimmen“, prophezeite er beim BVDVA.

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Mit dieser Aussage bestätigt Oberhänsli jedoch, wenn auch vermutlich unfreiwillig, dass das Edikt von Salerno aktueller ist denn je – nämlich um in einem zunehmend kommerzialisierten Gesundheitssystem die Patienten zu schützen. So haben die finanziellen Interessen heutzutage eine ganz andere Dimension als damals vor mehr als 800 Jahren. Wo es früher um einen möglichen Vorteil einzelner Personen ging, stehen heute  Gewinnabsichten von Konzernen wie Zur Rose und ihren Aktionären, die im Gegensatz zum klassischen und persönlich haftenden Arzt und Apotheker keinerlei Bezug zum Patienten haben. Hauptsache die Kasse klingelt. An vielen Stellen im Gesundheitswesen ist das bereits zu spüren.

Und somit hat Oberhänsli absolut recht, wenn er sagt, dass an der Zeit sei, eine Regel, die seit nunmehr 800 Jahren gilt, auf ihre Bedeutung in der heutigen Zeit abzuklopfen. Wem das Wohl der Patienten am Herzen liegt, der wird aber zu dem Ergebnis kommen, dass diese Regel nicht  nur absolut zeitgemäß ist, sondern bedeutsamer denn je.

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