Darmkrebs-Früherkennung: 70 Prozent weniger Todesfälle nach Vorsorge-Darmspiegelung – Heilpraxis

Weniger Darmkrebs-Todesfälle nach Koloskopien

Darmkrebs gehört laut Fachleuten zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Viele dieser Erkrankungen könnten verhindert werden, wenn mehr Menschen regelmäßig Früherkennungsangebote wahrnehmen würden. Dies zeigt auch eine neue Studie, derzufolge es nach Vorsorge-Darmspiegelungen 70 Prozent weniger Darmkrebs-Todesfälle gab.

Darmkrebs zählt in Deutschland zu den häufigsten Krebsarten. Die Heilungschancen hängen stark davon ab, wie früh der Krebs und seine Vorstufen entdeckt werden. Daher spielt die Früherkennung eine wichtige Rolle. Viele Menschen nehmen ihren gesetzlichen Anspruch auf Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs aber nicht wahr. Dabei können diese Untersuchungen dazu beitragen, zahlreiche Leben zu retten.

Wirksamkeit der Vorsorge-Darmspiegelungen

Laut einer aktuellen Mitteilung haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gemeinsam mit dem Krebsregister des Saarlands über 17 Jahre hinweg mehr als 9.000 Studienteilnehmende beobachtet, um die Wirksamkeit der Vorsorge-Darmspiegelungen in Deutschland möglichst genau zu beurteilen.

Das Resultat, auf das die Forschenden nun anlässlich des Damkrebsmonats März hinweisen: Bei Personen, die eine Vorsorge-Darmspiegelung in Anspruch genommen hatten, traten nahezu 60 Prozent weniger Darmkrebs-Neuerkrankungen auf als bei denjenigen, die auf die Untersuchung verzichtet hatten.

Das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, lag in der Screening-Gruppe sogar um 70 Prozent niedriger. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „The American Journal of Gastroenterology“ veröffentlicht.

Niedrigeres Erkrankungs- und Sterberisiko

Wie in der Mitteilung erklärt wird, entwickelt sich Dickdarmkrebs in der Regel über viele Jahre hinweg aus Vorstufen, die bei einer Darmspiegelung entdeckt und sogleich entfernt werden können.

In Deutschland haben Menschen ab dem 55. Lebensjahr seit 2002 Anspruch auf zwei sogenannte Koloskopien (Darmspiegelungen) im Abstand von zehn Jahren. Seit 2019 gibt es dieses Angebot für Männer bereits ab 50 Jahren.

Seit der Einführung des Koloskopie-Screenings ist mittlerweile ausreichend Zeit vergangen, um präzise zu analysieren, wie effizient dieses Vorsorge-Angebot Krebsneuerkrankungen und Krebssterblichkeit zurückdrängt.

Dazu werteten die DKFZ-Epidemiologen nun die Daten von über 9.000 Teilnehmenden aus, die zwischen 2000 und 2002 in die ESTHER-Studie – eine landesweit im Saarland durchgeführte Studie – rekrutiert worden waren.

Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden in regelmäßigen Abständen nach ihrem Befinden und ihrem Lebensstil gefragt, ihre Behandlungs- und Krebsregisterdaten wurden erfasst. Nach einer Beobachtungszeit von rund 17 Jahren waren unter ihnen 268 Fälle von Darmkrebs aufgetreten, 98 Teilnehmende waren an Darmkrebs verstorben.

Diejenigen ESTHER-Teilnehmenden, die eine Vorsorge-Darmspiegelung wahrgenommen hatten, hatten ein um 60 Prozent niedrigeres Risiko einer Darmkrebsdiagnose als diejenigen, die das Vorsorge-Angebot nicht genutzt hatten.

Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, war in der Screening-Gruppe in den zehn Jahren nach der Koloskopie sogar um 75 Prozent niedriger.

Viele Todesfälle sind vermeidbar

„Die Teilnehmer unsere Studie bilden einen Querschnitt der Bevölkerung ab. Sie nutzen das normale Vorsorgeangebot ihrer Region und werden nicht in speziellen Zentren untersucht. Daher können wir nun erstmals in einer Langzeitstudie aus Deutschland quantifizieren, welchen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie im echten Leben zur Krebsprävention leistet“, erläutert Hermann Brenner.

Es gab dazu bislang weltweit nur sehr wenige Studien, die zudem fast ausschließlich aus den USA stammen, wo die Darmspiegelung bereits früher in größerem Umfang eingesetzt wurde.

Neben der Vorsorge-Koloskopie werden hierzulande alternativ auch immunologische Tests auf Blut im Stuhl zur Darmkrebs-Früherkennung angeboten (im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich, danach alle zwei Jahre). Wenn ein solcher Test positiv ausfällt, muss er anschließend auch durch eine Koloskopie abgeklärt werden.

„Unsere Ergebnisse beziffern, welchen enormen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie zur Krebsprävention leisten kann. Aber die beste Früherkennungsuntersuchung nutzt wenig, wenn sie nicht ausreichend wahrgenommen wird“, so Brenner.

„Noch immer sterben in Deutschland jedes Jahr fast 25.000 Menschen an Darmkrebs. Die meisten dieser Todesfälle wären durch die Darmkrebs-Vorsorge vermeidbar. Wir müssen noch Wege finden, mehr Menschen zu motivieren, die potenziell lebensrettenden Früherkennungsuntersuchungen für Darmkrebs zu nutzen“, sagt der Experte. (ad)

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