COVID-19: Bei welchen Patienten ein Lungenversagen droht – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Vorhersage des Lungenversagen bei COVID-19-Erkrankten

Zwar verlaufen viele Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 harmlos oder sogar ganz ohne Symptome, doch bei einem Teil der Infizierten kommt es zu schweren Krankheitsverläufen. Bei diesen Patientinnen und Patienten werden oft schwere Lungenschäden festgestellt. Forschende aus München berichten nun über einen Marker zur Vorhersage von schweren COVID-19-Verläufen.

Ärztinnen und Ärzte des Klinikums der Universität München (LMU) konnten in einer Pilotstudie zeigen, dass der Botenstoff Interleukin-6 bei Patientinnen und Patienten mit schweren COVID-19 Verläufen erhöht ist und der Blutspiegel die Notwendigkeit eines Intensivaufenthaltes mit hoher Wahrscheinlichkeit früh erkennen lässt.

COVID-19 Erkrankung nimmt sehr unterschiedlichen Verlauf

Die COVID-19 Erkrankung kann für Patientinnen und Patienten einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen.

Laut einer aktuellen Mitteilung des Klinikums ist es für Medizinerinnen und Mediziner sehr hilfreich, früh zu erkennen, welchen COVID-19-Patientinnen und -Patienten ein Lungenversagen droht.

Diese Erkrankten könnten dann gezielt intensiv überwacht werden. Im Gegenzug können Patientinnen und Patienten ohne Risikomerkmale auf Normalstation oder sogar zu Hause behandelt werden.

Somit können Plätze auf Intensivstationen geschont und denjenigen Erkrankten zugewiesen werden, die sie wirklich brauchen.

In einer Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des LMU Klinikums München jetzt sogenannte Biomarker gefunden, die genau diese Unterscheidung ermöglichen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.

Drohende Überlastung der Kapazitäten der Intensivstationen

Die meisten Menschen erkranken nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 nur leicht und erholen sich rasch. Bei etwa fünf Prozent der Erkrankten kommt es aber zu einem schweren Erkrankungsverlauf mit Atemnot.

Manche dieser Patientinnen und Patienten müssen auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Bei einer schnell steigenden Zahl an Infektionen könnten so die Kapazitäten der Intensivstationen überlastet werden.

„Wir sahen im März und April viele Patienten mit COVID-19 in unserer Notaufnahme und mussten entscheiden, bei welchen der Patienten mit einem schweren Verlauf der Erkrankung zu rechnen ist“, erklären PD Dr. med. Tobias Herold und Dr. med. Tobias Weinberger, Oberärzte der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Campus Großhadern des LMU Klinikums.

Um Erkrankte zu erkennen, denen eine Verschlechterung des Zustandes droht, „brauchen wir Marker, die den klinischen Verlauf vorhersagen“.

Vorhersage mit hoher Genauigkeit

Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des LMU Klinikums haben PD Dr. Tobias Herold und Dr. Tobias Weinberger in einer Pilotstudie den klinischen Verlauf und die Laborparameter von 89 COVID-19-Erkrankten untersucht, die aufgrund der Schwere der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Von dieser Gruppe mussten 32 Personen – größtenteils Männer – künstlich beatmet werden.

Es stellte sich heraus, dass alle dieser Patientinnen und Patienten erhöhte Werte eines Markers für Entzündungen, IL-6, im Blut aufwiesen. Mehr noch: „Ein IL-6-Wert von über 80 Pikogramm/Milliliter sowie ein CRP-Wert über 9,7 Milligramm/Deziliter während der Erkrankung sagte das spätere Lungenversagen mit hoher Genauigkeit voraus“, erläutert Dr. Tobias Herold.

Das Risiko für ein Lungenversagen war für Patientinnen und Patienten mit erhöhten Werten um ein Vielfaches gesteigert.

Medikamente könnten den Erkrankungsverlauf womöglich positiv beeinflussen

International besteht ein großer Bedarf an solchen Erkenntnissen und das wissenschaftliche Interesse ist aktuell groß.

Laut den Fachleuten ist weiterhin unklar, ob IL-6 ein zentraler Faktor des ausufernden Krankheitsgeschehens in der Lunge ist oder lediglich ein Marker der Krankheitsaktivität.

Falls ersteres zutrifft, könnten Medikamente, die in diesen Entzündungsprozess eingreifen, den Erkrankungsverlauf positiv beeinflussen. Um dieser Frage nachzugehen, wird derzeit ebenfalls am LMU Klinikum die COVACTA Studie durchgeführt. Hierbei wird versucht, den ausufernden Entzündungsprozess zu bremsen. (ad)

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