Corona-Zahlen in Bayern explodieren! Jetzt erklärt erster Landkreis, was dahintersteckt
In Bayern sind die Infektionszahlen derzeit besonders hoch – die 7-Tage-Inzidenzen in vielen Landkreisen gehören mit Werten von fast 600 zu den höchsten der Republik. Einer der betroffenen Landkreise führt nun sieben Faktoren als mögliche Gründe für die schnelle Ausbreitung an.
Obwohl aktuell mehr als 66 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland bereits vollständig geimpft ist, schießen die Corona-Zahlen derzeit wieder beängstigend in die Höhe. Bundesweit vermeldete das RKI insgesamt 23.212 neue Fälle am Mittwoch. Dabei zeichnet sich vor allem in Bayern eine extreme Zunahme der Infektionszahlen ab. Denn allein 5660 Fälle entfallen auf den Freistaat.
Am schlimmsten betroffen sind dabei folgende Landkreise:
- Mühldorf am Inn mit einer 7-Tage-Inzidenz von 592,4
- Traunstein mit einer 7-Tage-Inzidenz von 468,6
- Berchtesgadener Land mit einer 7-Tage-Inzidenz von 489,1
- Straubing-Bogen mit einer 7-Tage-Inzidenz von 454,1
- Miesbach mit einer 7-Tage-Inzidenz von 443,2
Mögliche Gründe für hohe Inzidenz in Bayerns Landkreisen
Doch warum schlägt Bayern jetzt plötzlich im bundesweiten Schnitt so weit aus? Miesbach, einer der am schlimmsten betroffenen Landkreise, benannte nun in einer Pressemitteilung sieben Faktoren, die in Summe ausschlaggebend für die alarmierende Entwicklung sein könnten.
Anders als im letzten Jahr als es noch keine Impfung gab, sind die Zahlen nicht mehr auf einzelne Ausbrüche in Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime zurückzuführen. Das Infektionsgeschehen sei nun eher diffus und könnte durch folgende sieben Faktoren befeuert worden sein:
1. Späte Welle an positiven Reiserückkehrern
Als einen möglichen Faktor zieht Miesbach die späten Sommerferien in Bayern in Betracht. So gehört der Freistaat diesbezüglich zu den Schlusslichtern der Republik: Die Ferien begannen erst Anfang August und zogen sich bis in die dritte September-Woche hinein, als andere Bundesländer schon längst wieder den Schulbetrieb aufgenommen haben.
Der Schwung an positiven Reiserückkehrer sei also erst spät gekommen und es hätte „keine Erholungsphase“ vor dem Herbst mit seinem nasskalten Grippewetter gegeben, schreibt das Landratsamt.
2. Infektionen unter Schülern im Privaten
Die Schule sei anders als befürchtet kein Infektionstreiber, heißt es weiter aus Miesbach. Die Übertragungen erfolgten "fast auschließlich bei privaten Treffen von Schülern". Das gehe aus den Daten des Gesundheitsamtes hervor.
Von insgesamt 12.000 Schülern seien momentan 90 positiv getestet. Diese Infektionen wurden erst durch die intensive Testung in den Schulen aufgespürt. Die Ansteckungen finden demnach aber in der Regel bei privaten Treffen der Kinder und Jugendlichen statt.
3. Ein Infizierter steckt ganze Familien an
Anders als in der Vergangenheit stecke sich mittlerweile zudem oft die gesamte Familie bzw. alle Haushaltsmitglieder an, wenn eine Person positiv sei. Davor seien es laut Informationen des Miesbacher Gesundheitsamts durchschnittlich nur zwei Drittel der Familie gewesen. Gerade bei ungeimpften Familien betrage die Quote mittlerweile meist 100 Prozent.
4. Zu kurze Quarantänezeiten für Kontaktpersonen
Asymptomatische Kontaktpersonen können sich heute bereits nach dem fünften Tag aus der Quarantäne testen. Dies sei nach Erkenntnissen des Gesundheitsamtes des bayerischen Kreises viel zu kurz. Denn kurz danach seien viele doch positiv und verbreiten das Virus unwissentlich.
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5. Falsche Einschätzung von Krankheitsanzeichen
Die typischen Symptome einer Corona-Infektion würden außerdem oft falsch interpretiert und mit einer Grippe oder einer Erkältung verwechselt, heißt es weiter aus Miesbach. So können Infizierte Sars-CoV-2 weiter verbreiten, ohne es zu wissen.
Bei folgenden Symptomen, die zu den häufigsten Anzeichen einer Infektion gehören, sollten sich Betroffene daher zuhause isolieren, sich telefonisch mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzen und sich testen lassen:
- Atemnot
- neu auftretender Husten
- Fieber
- Geruchs- oder Geschmacksverlust
6. Missachtung der Schutzmaßnahmen
Das Landratsamt Miesbach beobachte zudem eine zunehmende Sorglosigkeit der Bürger. Viele hielten sich "…mutwillig oder aus Nachlässigkeit nicht mehr an die Schutzmaßnahmen wie das Tragen einer Maske und Abstandsregeln". Auch der Eintrag aus benachbarten Landkreisen mit hohen Infektionszahlen könne eine Rolle spielen.
7. Impfquote noch nicht hoch genug
Insgesamt wurden im Landkreis Miesbach laut Angaben des Landratsamts 63.000 Menschen bis dato vollständig geimpft. Somit sei die Quote höher als in den direkten Nachbarlandkreisen. Da aber die Impfangebote allen Bürgern und nicht nur denen im Landkreis offenstünden, sei die Zahl der Geimpften nicht aussagekräftig genug. Laut Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums liegt die Impfquote in Bayern derzeit bei 64 Prozent der Gesamtbevölkerung. Im bundesweiten Vergleich mit allen anderen Bundesländern liegt Bayern damit lediglich auf Platz zwölf.
Um das Infektionsgeschehen nachhaltig einzudämmen und eine weitere Welle zu verhindern, müsste die Impfquote laut Expertenmeinung mindestens bei 80 Prozent liegen. Zum Vergleich: Platz eins unter den Bundesländern nimmt Bremen mit einer Impfquote von 77 Prozent ein, das allerdings auch viel kleiner als Bayern ist.
Fazit:
Laut Landrat Olf von Löwis ist die Lage im Krankenhaus Miesbach in Agatharied bereits angespannt – das gelte auch für umliegende Krankenhäuser in Oberbayern. Wegen des regional hohen Ausbruchsgeschehen wäre es also rein rechtlich möglich, weitere Schutzmaßnahmen zu treffen.
Er bevorzuge aber überregionale Lösungen, weil lokale Einzelbeschränkungen schwer zu vermitteln seien. Deshalb richtete er einen Appell an alle Bürger, sich bei Symptomen dringend testen zu lassen, Quarantäne-Regeln einzuhalten sowie selbstständig alle Kontaktpersonen zu informieren.
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