Alltag in Corona-Zeiten: Was US-Epidemiologen sich jetzt wieder trauen und was nicht

Was würde ich wann wo wieder tun? Unabhängig von den offiziell zugelassenen Corona-Lockerungen muss jeder für sich entscheiden, wie er sich in der derzeit ruhigeren Phase der Pandemie verhält. Gehe ich ins Kino oder ist mir das noch zu riskant? Will ich mit Maske wirklich stundenlang shoppen? Und wie verhalte ich mich, wenn bei einer Demo plötzlich Tausende eng an eng stehen – wie am vergangenen Wochenende auf dem Berliner Alexanderplatz. Ja, sogar: Umarme ich wirklich Freunde, wenn wir uns nach langer Corona-Pause endlich wieder sehen?

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Vor allem auf die letzte Frage hat eine kleine Gruppe von insgesamt 511 US-Epidemiologen und Infektiologen eine Antwort, die kaum jemandem von uns gefallen dürfte. Sechs Prozent der von der „New York Times“ (NYT) befragten Wissenschaftler wollen tatsächlich nie wieder Freunde umarmen oder ihnen die Hand geben, um das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren. Wohlgemerkt, das ist kein fachlicher Rat, sondern eine Antwort auf Fragen, wie sich die Forscher selbst in ihrem Alltagsleben verhalten wollen. Die Lockerungen, die nun in New York, dem zwischenzeitlichen Hotspot der Pandemie, in Kraft treten, waren der Anlass für die „NYT“ zu fragen. 

Nie wieder zum Frisör, nie wieder ins Restaurant

20 Alltagsdinge sollten die Wissenschaftler bewerten und einschätzen, wie sie sich selbst dazu verhalten würden. Daraus ergaben sich drei Antwort-Gruppen. Dinge, die die Mehrzahl der Befragten schon bald wieder machen will. Aktivitäten, die für sie mehrheitlich erst in drei bis zwölf Monaten infrage kommen und Alltagsdinge, die die Wissenschaftler bestenfalls in einem Jahr, wenn nicht später, wieder tun wollen.

Das vielleicht erstaunlichste Ergebnis: Es gab keine Alltagsaktivität, die nicht zumindest eine kleine Anzahl der befragten Forscher tatsächlich nie wieder tun will! Demnach wollen einzelne der befragten Mediziner wirklich nie wieder zum Frisör oder nie wieder ins Restaurant gehen. Der ein oder andere will nie wieder Gast einer Hochzeit sein oder an einer Beerdigung teilnehmen. Selbst ein Arztbesuch ohne dringenden Notfall oder ein Besuch älterer Verwandter, noch dazu in deren Zuhause, wurde von einzelnen Befragten für alle Zukunft ausgeschlossen. Und: Einzelne Epidemiologen sagten, sie wollten ihre Kinder nie wieder in die Schule oder zu einer Verabredung mit Freunden lassen. 

Ich denke, das Händeschütteln ist tot. Ich würde wahrscheinlich in ferner Zukunft ein paar persönliche Kontakte zur Begrüßung umarmen, wenn es angebracht ist.

Aber auch die Tätigkeiten, die eine nennenswert große Gruppe der befragten Wissenschaftler „nerver again“ tun wollen, sind bemerkenswert: Zwei Prozent der Befragten wollen nie wieder mit einem eher Unbekannten ausgehen oder sich treffen beziehungsweise an einem Gottesdienst teilnehmen. Drei Prozent haben für sich beschlossen, nie wieder die Post ohne Vorsichtsmaßnahmen reinzuholen, vier Prozent wollen nie wieder ein Fitness-Studio betreten und, wie gesagt, sechs Prozent der Befragten glauben nicht, dass sie je wieder Freunde zum Gruß umarmen oder ihnen die Hand geben wollen.

Trotz Corona: Bald mal wieder über Nacht bleiben

Das sind die extrem Vorsichtigen. Doch bei welchen Alltagsdingen haben die meisten befragten Wissenschaftler kaum noch Bedenken? Eine deutliche Mehrheit will schon bald wieder die Post ohne Vorsichtsmaßnahmen reinholen (64 Prozent), auch ohne Notfall zum Arzt gehen (60), über eine Nacht verreisen unter Beachtung der Abstandsregeln (56) oder einen Friseursalon oder Barber Shop besuchen (41).

Schon vorsichtiger sind die Fachleute bei Aktivitäten, die unter dem Punkt „Später, im nächsten Jahr“ eingeordnet wurden. Diese Dinge will sich die Mehrheit der Befragten frühestens in drei Monaten, eventuell erst in einem Jahr, wieder gestatten. Dazu gehören das Essen in einem Restaurant (56 Prozent), Kinder in die Schule oder zu Schulausflügen zu lassen (55), mit anderen in einem Büro zu arbeiten (54) oder die Kinder zu Verabredungen zu lassen (47). Ebenso noch einige Monate warten die meisten befragten Epidemiologen damit, ein kleine Dinner-Party zu besuchen, mit Bus und Bahn zu fahren oder Flugreisen zu unternehmen, ein Picknick zu machen, ältere Verwandte in deren Wohnung zu besuchen oder in ein Fitness-Studio zu gehen.

Es macht überhaupt keinen Sinn, das Leben von Menschen für eine Feier zu riskieren. Was wäre das für eine Tragödie.

Wann wird alles wieder normal sein?

Besonders skeptisch sind die befragten Epidemiologen und Infektiologen bei sechs weiteren Alltagsbeschäftigungen, die sie sich selbst in der Mehrheit erst in einem Jahr oder später wieder gestatten würden. Dazu gehört vor allem der Besuch eines Konzertes oder eines Sportereignisses (64 Prozent). Ebenfalls noch länger warten will eine Mehrheit der Befragten bis sie aufhören, routinemäßig Mund-Nase-Bedeckungen zu tragen (52) oder an einem Gottesdienst teilnehmen wollen (43). Ebenfalls abwarten wollen diese Wissenschaftler bis sie sich wieder mit jemandem treffen, den sie nicht gut kennen, an einer Hochzeit oder Beerdigung teilnehmen und eben bis sie Freunde zur Begrüßung wieder umarmen oder ihnen die Hand geben.

Obwohl ältere Menschen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, an Covid-19 schwer zu erkranken, müssen wir uns auch des tatsächlichen Risikos der Vereinsamung bewusst sein.

Bei all‘ diesen Antworten muss man beachten, dass die USA später und deutlich schwerer als Deutschland von der Corona-Pandemie getroffen wurden. Auch dürften die Antworten nicht wie ein starrer Kalender gelesen werden, zitiert die „NYT“ Kristi McClamroch von der Universität in Albany. „Frische Luft, Sonne, sich mit Menschen zu treffen und gesunde Aktivitäten werden für meine mentale Gesundheit und meine körperliche Fitness genauso wichtig sein“ wie die Vorsicht vor dem Virus, ergänzt Anala Gossai, eine wissenschaftliche Angestellte einer Firma für Gesundheitstechnologie.

Die Leute fragten immer wieder, wann wieder alles normal sein werde, sagt T. Christopher Bond vom Bio-Pharma-Unternehmen Bristol Meyers Squibb. „Zunächst habe ich immer gesagt: ‚Die Welt hat sich verändert und wird für lange Zeit anders bleiben. Diese ist die Krise unseres Lebens und wir müssen damit umgehen'“, erzählt Bond der „NYT“. „Aber das hat sie nur deprimiert. Jetzt sage ich: ‚Nun, jeden Tag wissen wir mehr.'“

Quelle: „New York Times“

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