Chile zündet Impf-Turbo: Zwei Faktoren machen die Impfkampagne so erfolgreich

Noch Anfang Februar liegt Chile bei den Corona-Impfungen hinter Deutschland. Dann zündet das Land den Impf-Turbo und ist mit seiner hocheffizienten Impfkampagne in der Weltspitze angekommen. Eine Impfquote von 26 Prozent ist Beleg für den Erfolg. Zwei Faktoren machen in Chile den Unterschied.

Wer momentan auf die Impfkampagne in Deutschland blickt, dem dürfte die Laune vergehen: Schleppende Impfungen, nur wenig verabreichte Dosen und zuletzt das Chaos um den für Deutschlands Kampagne so wichtigen Astrazeneca-Impfstoff, von dem Deutschland nach dem Vakzin von Biontech/Pfizer die zweitmeisten Dosen bestellt hat.

Was also muss besser laufen? Da kann ein Blick nach Chile helfen. In dem schmalen Land in Südamerika läuft derzeit eine hoch effiziente Impfkampagne, die Chile sogar weltweit eine Spitzenposition bei den verabreichten Impfungen beschert hat. Gleichzeitig steigen aber auch die Fallzahlen rasant an.

Beeindruckende Impfquote von 26 Prozent bei Erstimpfungen

Das Land an der Pazifikküste hat rund 19 Millionen Einwohner. Fünf Millionen von ihnen haben bereits ihre erste Dosis erhalten. Das entspricht rund 26 Prozent der gesamten Bevölkerung, die bereits einmal geimpft wurde. Zum Vergleich: Deutschland hat bislang erst knapp über sieben Millionen Menschen mit der ersten Dosis geimpft – bei 82 Millionen Einwohnern. Das entspricht einer Impfquote von 8,5 Prozent.

Das Erfolgsrezept der Chilenen klingt einfach und besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten: Pragmatismus und genügend Impfstoff.

Chile setzt auf Sputnik V und vor allem Sinovac

Chile verimpft derzeit primär den chinesischen Impfstoff Sinovac. Das Vakzin spielt eine bedeutende Rolle, so sagte die Public-Health-Expertin Soledad Martínez dem "Spiegel": "Wir verimpfen hier in Chile gerade hauptsächlich den chinesischen Impfstoff Sinovac, der wird am schnellsten und in den größten Mengen geliefert. Das renommierte Butantan-Institut in Brasilien hat ihn getestet und anerkannt. Das war für uns genauso viel wert wie eine Anerkennung durch die amerikanische Arzneimittelbehörde." dpa Die effiziente Impfkampagne läuft in Chile auf Hochtouren – und kann Vorbild für Deutschland sein.

Daneben impft Chile noch mit Sputnik V, dem russischen Impfstoff, dessen Einsatz nun auch in Deutschland immer mehr gefordert wird. Während die EU Sputnik V noch nicht einmal zugelassen hat, ist der russische Impfstoff neben Sinovac aus China der entscheidende Faktor für die erfolgreiche Impfkampagne in Chile.

Chile habe "sehr früh Verträge abgeschlossen"

Und noch etwas sorgt für die hohe Impfquote von 26 Prozent: Laut Gesundheitsexpertin Martínez habe Chile "sehr früh Verträge abgeschlossen, schon bevor es Studien gab, und zwar mit allen potenziellen Herstellern", wie sie im "Spiegel" sagt. Also auch mit Biontech/Pfizer, Astrazeneca und Johnson & Johnson.

dpa Impfung per „Drive-Thru“: Ein Mann erhält in Santiago eine Corona-Impfung des Herstellers Sinovac.

Neben genügend Impfdosen ist aber auch die unbürokratische Umsetzung der Impfkampagne in Chile ausschlaggebend für den Erfolg. So werden die Bürger in Stadtparks, Fußballstadien, Kirchen und sogar Drive-Through-Stationen im Auto geimpft. Fenster runter, Arm raus, Spritze rein, fertig.

Geimpft wird in Stadien, Parks und im Drive-Through

Während das starre Deutschland von so viel Pragmatismus nur träumen kann, ist die Impfkampagne in Chile hocheffizient. Zwar werden auch in Deutschland Sportstätten und Stadien zu Impfzentren umfunktioniert; doch die viele Bürokratie bei der Impfkampagne gepaart mit zu wenigen Impfstoffen lässt Deutschland im internationalen Vergleich schlecht dastehen.

Ein zentraler Schlüssel zum Erfolg ist auch die unbürokratische Terminvergabe für Impfungen. Die gibt es schlicht nicht. Wie die Public-Health-Expertin Soledad Martínez im "Spiegel" erklärt, werden die Termine so organisiert, dass an einem gewissen Tag oder in einer Woche nur eine bestimmte Altersgruppe geimpft werde. Martínez weiter: "Jeder 65-Jährige kann dann mit seinem Ausweis – mehr braucht er nicht – zu einem Gesundheitszentrum gehen, an seinem Wohnsitz oder irgendwo anders, und sich impfen lassen." Die fehlende Terminvergabe beschleunigt also die Impfkampagne – und führt nicht zu Problemen.

Chile will schon bis Juni 80 Prozent geimpft haben

Wie schnell Chile inzwischen impft, zeigt sich auch daran, dass das Land an der südamerikanischen Pazifikküste Anfang Februar (am 7.2.) noch hinter Deutschland lag. Dann zündete Chile den Turbo und hat zuletzt reihenweise andere Nationen hinter sich gelassen. Laut der Statistik-Webseite "Our World in Data" lag Chile bei den gespritzten Dosen pro 100.000 Einwohner am Freitag auf Platz 3 weltweit – knapp vor den impfeifrigen Briten auf Platz vier.

Bis zum Juni will Chile 80 Prozent der Bevölkerung geimpft haben. Wer jetzt schon so weit ist, braucht eben neue und größere Ziele.

Our World in Data Noch am 7. Februar lag Chile bei den verabreichten Impfdosen pro 100.000 Einwohnern knapp hinter Deutschland. Dann stürmte Chile an die Spitze.

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