Broken-Heart-Syndrom: Stressbedingte Herzprobleme durch Schilddrüsenfunktionsstörung? – Heilpraxis
Was macht uns anfällig für stressbedingte Herzprobleme?
Das sogenannte Broken-Heart-Syndorm, auch bekannt als Stress-Kardiomyopathie, Takotsubo-Kardiomyopathie oder Takotsubo-Syndrom, entsteht infolge extremer emotionaler Stressbelastungen, die sich in Funktionsstörungen des Herzens manifestieren. Laut einer aktuellen Studie scheinen dabei zudem Störungen der Schilddrüsenfunktion eine maßgebliche Rolle zu spielen.
Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum (RUB), des Universitätsklinikums Mannheim und des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil hat in einer aktuellen Studie einen starken Zusammenhang zwischen dem Auftreten eines Takotsubo-Syndroms und einer gestörten Schilddrüsenfunktion der Betroffenen nachgewiesen. Veröffentlicht wurden ihre Studienergebnisse in dem „Journal of Internal Medicine“.
Schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels
Brustschmerz, Atemnot, Herzstolpern und Herzklopfen: Diese Symptome charakterisieren nicht nur einen Herzinfarkt, sondern können auch auf die Takotsubo-Kardiomyopathie hinweisen, berichtet die RUB. Das Beschwerdebild werde gekennzeichnet durch eine akute schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels, die meist infolge extremer emotionaler und psychischer Belastungssituationen auftritt.
Wieso manche Menschen stressbedingte Herzprobleme entwickeln, andere in vergleichbaren Situationen jedoch keinerlei Herzbeschwerden zeigen, blieb bislang weitgehend unklar. Schon länger wird in der Fachwelt jedoch über eine enge Beziehung zwischen dem Auftreten der Stress-Kardiomyopathie und Erkrankungen der Schilddrüse spekuliert, bislang fehlten hierfür allerdings die Belege.
Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion
Das Forschungsteam hat daher in der aktuellen Studie den Schilddrüsenstoffwechsel von Personen mit Stress-Kardiomyopathie untersucht und mit dem gesunder Menschen sowie mit dem von Herzinfarkt-Patienten verglichen. „Mithilfe künstlicher Intelligenz und systembiologischen Modellen fand sich ein starker Zusammenhang zwischen Schilddrüsenfunktion und Takotsubo-Syndrom, und zwar in zwei Unterformen“, berichtet die RUB von den Ergebnissen.
So liege bei der einen Form (endokriner Typ) eine Überfunktion der Schilddrüse vor, die zur Entwicklung der Herzkrankheit beiträgt, und die andere Form (sogenannter Stresstyp) werde durch einen erhöhten Sollwert der Schilddrüsenregulation bedingt, der wahrscheinlich direkt mit dem Stressereignis zusammenhängt. Hierbei sei jedoch kein direkter Beitrag der kreislaufrelevanten Schilddrüsenhormone auf das Herz nachweisbar gewesen.
Neues Erklärungsmodell für die Erkrankung
„Es war bislang unklar, warum sich Stressereignisse sehr unterschiedlich auf das Herz auswirken“, betont Dr. Assem Aweimer vom Universitätsklinikum Bergmannsheil. Hier liefere die aktuelle Studie ein neues Erklärungsmodell, demnach eine erhöhte Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber Stresshormonen Folge einer Sensibilisierung durch Schilddrüsenhormone sein könnte.
„Die Ergebnisse der Studie streichen die Bedeutung psychoendokriner Zusammenhänge auch bei schweren Erkrankungen heraus. Die Schilddrüsenfunktion könnte künftig als Biomarker für den individuellen Entstehungsmechanismus eines Takotsubo-Syndroms dienen und helfen, die medikamentöse Therapie personalisiert zu optimieren“, resümiert Dr. Johannes Dietrich, Privatdozent am Universitätsklinikum Bergmannsheil.
Das Beschwerdebild der Takotsubo-Kardiomyopathie ist erst seit rund 30 Jahren bekannt und in den vergangenen Jahren wurden immer wieder neue bahnbrechende Erkenntnisse zu dem Krankheitsbild gewonnen. So kam beispielsweise eine Studie der Universität Zürich im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass das Broken-Heart-Syndrom ein Risikofaktor für Krebs sei. Kurios war zudem ein wissenschaftlich dokumentierter Fallbericht bei dem eine Frau versehentlich Wasabi statt Avocado konsumierte und anschließend ein Broken-Heart-Syndrom entwickelte.
In jedem Fall sollte der Verdacht auf eine Stress-Kardiomyopathie nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn in der akuten Phase drohen durchaus lebensgefährliche Komplikationen. Allerdings ist die Prognose bei frühzeitiger Diagnose und richtiger Behandlung für die meisten Betroffenen günstig, so der Hinweis der RUB. (fp)
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