Schlaganfall: Folgen sollen durch neue Therapie heilbar werden – Heilpraxis

Sind die Folgen eines Schlaganfalls bald heilbar?

Ein Schlaganfall zählt zu den Hauptursachen für einen vorzeitigen Tod sowie für schwere Langzeitbehinderungen. Für die Folgen, die ein solches Ereignis nach sich zieht, stehen derzeit nur begrenzte Behandlungsmethoden zur Verfügung. Ein chinesisches Forschungsteam berichtet nun erstmals von einer neuartigen Therapie, mit der sich zerstörte Nervenzellen nach einem Schlaganfall wieder regenerieren sollen.

Forschende der Jinan-Universität in Guangzhou, China testeten erfolgreich eine neue Schlaganfall-Therapie an Affen. Die Gentherapie soll erstmals dazu geführt haben, dass sich die Nervenzellen der Primaten wieder regenerierten, sodass die Auswirkungen des Schlaganfalls ausheilten. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Frontiers in Cell and Developmental Biology“ präsentiert.

Begrenze Heilungschancen bei Schlaganfall

„Die derzeitige Behandlung des ischämischen Schlaganfalls zielt hauptsächlich auf die Wiederherstellung der Durchblutung und der Neuroprotektion ab, typischerweise mit einem engen Zeitfenster von einigen Stunden“, erläutert Studienerstautorin Long-Jiao Ge. Viele Betroffene werden nicht schnell genug behandelt, was zu Todesfällen oder zum Verlust von Hirnfunktionen führe. Die Regeneration von Nervenzellen sei daher ein Schlüssel zur Wiederherstellung der Hirnleistung.

Gliazellen in Nervenzellen umwandeln

In früheren Arbeiten zeigte das Team bereits, dass eine Überexpression des Transkriptionsfaktors NeuroD1 in Gehirnen von Mäusen sogenannte Gliazellen direkt in Neuronen umwandelt. Vereinfacht gesagt, wird ein bestimmtes Gen dazu angeregt, eine Gliazelle in eine Nervenzelle umzuwandeln. Gliazellen sind Zellen im Nervengewebe, die sich strukturell und funktionell von den Neuronen, also den Nervenzellen abgrenzen.

Besser als erwartet

Aufgrund der vielversprechenden Erfolge in der Mäuse-Studie teste das Team das neue Verfahren nun an Rhesusaffen im Alter von neun bis 21 Jahren, die einen Schlaganfall erlitten. Auch im Affenhirn konnten sich die geschädigten Nervenzellen durch die Therapie regenerieren. „Wir sind sehr glücklich zu sehen, dass die neuronale Dichte in den mit NeuroD1 behandelten Bereichen durchweg höher ist als in den Bereichen, die nicht behandelt wurden“, fasst Studienleiter Professor Gong Chen zusammen.

Die Neuronen haben sich der Studie zufolge nicht nur regeneriert, sondern verletzte Neuronen wurden auch vor weiteren Schäden bewahrt, wodurch weniger Nervenzellen abstarben. „Solche Erkenntnisse über die kombinatorischen Effekte von Neuroregeneration plus Neuroprotektion können tiefgreifende Auswirkungen auf die Reparatur des Gehirns haben“, betont Professor Chen.

Injizierte Viren liefern den genetischen Code

Die Forschenden nutzten für die Therapie ein neuartiges Konzept, welches auch bei zukünftigen Impfungen oder bei anderen Gentherapien genutzt werden könnte. Dabei wird ein harmloses Adeno-Virus mit einem genetischen Code beladen. Das Virus wird dann über eine Injektion in das Gehirn eingebracht, wodurch der Transkriptionsfaktor NeuroD1 überexprimiert wird. „Im Unterschied zu anderen Gentherapien, die auf die Korrektur von Mutationen abzielen, generiert unsere Gentherapie neue Nervenzellen, so dass es sich im Prinzip um eine Art genetische Zelltherapie handelt“, resümiert Chen.

Der Erfolg an den Primaten eröffnet laut Chen neue Wege, um geschädigte Gehirne wiederherzustellen. Dies könne eine neue Hoffnung für Millionen von Schlaganfall-Betroffenen sein. (vb)

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