Braunes Fettgewebe fördert Kalorien-Verbrennung und schützt vor chronischen Herz- und Stoffwechselerkrankungen – Heilpraxis

Braunes Fett: ein unbekanntes Kraftpaket

Im Gegensatz zu weißem Fettgewebe ist angelagertes braunes Fett nicht schädlich für den Körper, sondern bringt zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich. Es soll die Verbrennung von Kalorien beschleunigen und vor den Folgen von Fettleibigkeit schützen. Die bislang größte Studie zu dem Thema zeigte nun, dass Menschen mit hohem Anteil von braunem Fett ein geringeres Risiko haben, an Herz- und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder koronarer Herzkrankheit zu leiden.

Forschende der Rockefeller University (USA) untermauerten an Daten von mehr als 52.000 Personen die Annahme, dass braunes Fett zur Prävention von chronischen Krankheiten beiträgt. So litten Menschen mit braunem Fettgewebe weniger häufig an Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, hohen Cholesterinspiegeln, Herzinsuffizienz und koronarer Herzkrankheit. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Medicine“ präsentiert.

Braunes Fett wird erst seit zehn Jahren intensiv erforscht

Bereits seit einigen Jahrzehnten ist bekannt, dass sogenanntes braunes Fettgewebe bei einigen Tieren und bei Neugeborenen spezielle Stoffwechselaufgaben erfüllt. Erst seit dem Jahr 2009 erkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass dieses braune Fett auch bei einigen Erwachsenen erhalten bleibt – vorwiegend im Bereich des Nackens und der Schultern. Seitdem ist braunes Fett Zentrum zahlreicher Studien, da die schwer fassbaren Fettzellen Fähigkeiten besitzen, die normale Fettzellen nicht aufweisen. Braunes Fett beschleunigt beispielsweise die Kalorienverbrennung und produziert Wärme.

Braunes Fett macht sich rar

Die Forschenden sehen in dem braunen Fettgewebe einen Schlüssel zur Behandlung von Adipositas. Doch darüber hinaus scheint das braune Fett auch eine Schutzfunktion vor zahlreichen chronischen Krankheiten mit sich zu bringen. Lange Zeit war unklar, ob Menschen mit braunem Fett wirklich eine bessere Gesundheit haben, zumal es schwierig ist, solche Personen überhaupt zu identifizieren, da braunes Fett tief im Körper verborgen ist.

Großes Potenzial für therapeutischen Nutzen

Die aktuelle Studie liefert den bislang größten Beweis für diesen Zusammenhang. „Zum ersten Mal zeigt sich eine Verbindung zu einem geringeren Risiko für bestimmte Erkrankungen“, unterstreicht Paul Cohen, leitender Oberarzt am Rockefeller University Hospital. Das Studienteam sieht großes Potenzial für einen therapeutischen Nutzen des braunen Fetts.

Erschwerte Datensammlung

Um das braune Fett sichtbar zu machen, sind spezielle PET-Scans notwendig, die zum einen hohe Kosten verursachen und zum anderen die Probandinnen und Probanden mit Strahlung belasten. Aus diesem Grund waren große Studien zu dem Thema bislang praktisch unmöglich. Die Forschenden der Rockefeller University werteten nun Daten des „Memorial Sloan Kettering Cancer Center“ aus, wo sich jährlich tausende Menschen solcher PET-Untersuchung zur Krebsdiagnostik unterziehen.

Die Radiologinnen und Radiologen des Krebszentrums markierten auf den Scans entdecktes braunes Fett, um dieses nicht mit Tumoren zu verwechseln. „Wir erkannten, dass dies eine wertvolle Ressource sein könnte, um mit der Untersuchung von braunem Fett auf Bevölkerungsebene zu beginnen“, erläutert Studienerstautor Tobias Becher.

Größte Kohorte mit braunem Fettgewebe

Auf diese Weise sammelte das Team rund 130.000 PET-Scans von mehr als 52.000 Personen. Bei rund 10 Prozent dieser Gruppe wurde in den Scans braunes Fett markiert. Dies ist die größte bekannte Datensammlung über Personen mit braunem Fettgewebe.

Halbiert braunes Fett das Diabetes-Risiko?

Beim Vergleich der Gruppen mit und ohne braunem Fett zeigte sich, dass bestimmte chronische Krankheiten bei Menschen mit braunem Fettgewebe seltener auftreten. So litten beispielsweise in der Gruppe ohne braunem Fett 9,5 Prozent der Probandinnen und Probanden an Diabetes. Unter den Personen, die braunes Fett aufwiesen, litten nur 4,6 Prozent an Diabetes – weniger als halb so viel.

Zusammenhänge zwischen braunem Fett und chronischen Krankheiten

Zudem zeigte sich, dass es in der Gruppe mit dem braunen Fett weniger häufig zu abnormalen Cholesterinspiegeln und zu Bluthochdruck kam. Zusätzlich wurde weniger häufig das Auftreten von Herzschwäche und koronarer Herzkrankheit beobachtet. Diese Zusammenhänge wurden in der aktuellen Studie erstmalig festgehalten.

Braunes Fett mildert Auswirkungen von Fettleibigkeit

Eine weitere überraschende Erkenntnis war der Studie zufolge, dass braunes Fett die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Fettleibigkeit abmildern kann. Im Normalfall haben adipöse Menschen ein erhöhtes Risiko für Herz- und Stoffwechselerkrankungen. Wenn Menschen mit starkem Übergewicht jedoch auch einen hohen Anteil von braunem Fettgewebe haben, scheint das Risiko für solche Krankheiten nicht höher zu sein, als bei normalgewichtigen Personen. „Es scheint fast so, als ob diese Personen vor den schädlichen Auswirkungen des weißen Fettes geschützt sind“, kommentiert Cohen.

Wirkmechanismus immer noch unbekannt

Die zugrundeliegenden Mechanismen, durch die braunes Fett zu einer besseren Gesundheit beitragen kann, sind aber immer noch unklar. Bekannt ist, dass braune Fettzellen Glukose verbrauchen, um Kalorien zu verbrennen. Auf diese Weise sinkt der Blutzuckerspiegel – ein wichtiger Risikofaktor bei der Entstehung von Diabetes.

Rätselhafter ist hingegen die Rolle des braunen Fetts bei anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck. „Wir ziehen die Möglichkeit in Betracht, dass braunes Fettgewebe mehr tut, als Glukose zu verbrauchen und Kalorien zu verbrennen“, vermutet Cohen. Vielleicht sei braunes Fett sogar an der hormonellen Signalübertragung beteiligt.

Wie bekommt man mehr braunes Fett?

„Die natürliche Frage, die jeder hat, ist: Was kann ich tun, um mehr braunes Fett zu bekommen?“, so Cohen. Leider gibt es noch keine Antwort auf diese spannende Frage. Ziel der Forschung der kommenden Jahre wird sein, dies zu beantworten. Vorstellbar sei beispielsweise eine pharmakologische Methoden zur Stimulierung der Aktivität des braunen Fettgewebes zur Behandlung von Fettleibigkeit und verwandten Krankheiten. (vb)

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