Apotheker-Kritik – Lauterbach rechtfertigt sich bei Bild
„Apotheker-Aufstand gegen Lauterbach“ war am vergangenen Dienstag in der Bild-Zeitung zu lesen. Der Bundesgesundheitsminister war just an dem Tag auch bei dem Springer-Blatt zum Interview geladen. Die Lieferengpässe habe er nur „geerbt“, erklärte er dort – zu den Forderungen der Apothekerschaft sagte er nichts.
Und noch ein Pressetermin für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Am gestrigen Dienstag tanzte er bei „Bild“ an. Empfangen worden war Lauterbach von dem Springer-Blatt mit einem Artikel unter der Schlagzeile: „Apotheker-Aufstand gegen Lauterbach“. Auf der Titelseite stand: „Apotheker-Alarm. Medikamentenmangel immer schlimmer“. Das Thema des Gesprächs mit dem Minister schien also gesetzt. Es ging um die prekäre Versorgungslage unter anderem bei Kinderarzneimitteln im Herbst und Winter – und was der Minister vorhat, um diese zu verbessern.
Zur Kritik aus der Apothekerschaft erklärte Lauterbach, er könne „den Groll“ verstehen, wie Bild schreibt. „Apotheker machen eine tolle Arbeit. Aber ich habe diese Lieferengpässe geerbt, viele Reformen sind seit zehn Jahren überfällig.“ Zu dem Vorwurf eines Apothekers, der Bild auch als Schlagzeile diente – „Tiere sind in Deutschland besser versorgt als Kinder“ – sagte Lauterbach, die Aussage sei „grob falsch“. Man gebe für Humanarzneimittel 48 Milliarden Euro im Jahr aus, für Tierarzneimittel 900 Millionen.
„Das alles braucht ein bisschen Zeit“
Im Juli war das Lieferengpass-Gesetz (ALBVVG) verabschiedet worden, das unter anderem vorsieht, die Arzneimittelproduktion in der EU zu forcieren. Auch aus der Apothekerschaft heißt es seither, dass es nicht ausreichen werde. Gegenüber „Bild“ erklärte Lauterbach dazu nun: „Das alles braucht ein bisschen Zeit. Noch gelten alte Rabattverträge, noch gibt es keine neuen Fabriken. Aber wir haben das gesetzlich geändert und dafür gesorgt, dass Produktionsstätten auf ein Maximum hochfahren und so viel liefern wie möglich.“
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Neben den Lieferengpässen sprach das Boulevardblatt auch noch über die anderen derzeit von Lauterbach angestoßenen Reformversuche. 15 seien es an der Zahl, so der Minister, darunter vier Krankenhausgesetze. Leserinnen und Leser dürfen auch erfahren, dass Lauterbach seine Arbeit gerne macht – „aus innerer Überzeugung. Ich möchte die Gesundheitsversorgung in Deutschland verbessern“. Es gebe aber „ein paar Menschen, die mir nicht wohlgesonnen sind“.
„Wir verwalten einen Mangel“
„Bild“ hatte bereits am Montag über die wütenden Reaktionen aus der Apothekerschaft auf Aussagen des Ministers berichtet. Hintergrund war zum einen, dass er gesagt hatte, die Versorgungslage bei Arzneimitteln dieses Jahr werde „deutlich besser“ sein als im vergangenen. Zudem hatte er der Apothekerschaft vorgeworfen, wegen ihres Honorarkampfs Ängste in der Bevölkerung zu schüren.
Ein Apotheker hatte dem Blatt daraufhin eine Liste von 710 Arzneimitteln geschickt, die er nicht bekommen kann, diese Geschichte griff „Bild“ am Montag auf. Einen Tag später dann schrieb das Springer-Blatt, es lägen 200 Defektlisten von Apothekerinnen und Apothekern vor, der Tenor des Berufsstandes sei: „Wir verwalten einen Mangel.“
Die ABDA kommentiert die Berichterstattung bislang nicht. Sie antwortete Lauterbach allerdings am vergangenen Dienstag auf einen Post auf X, vormals Twitter. Auch hier hatte Lauterbach die Apotheker:innen für ihre „gute Arbeit“ gelobt. Die Standesvertretung konfrontierte den Minister erneut mit ihrer Forderung nach einer Anpassung des Honorars.
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