Fettleber: Fast ein Drittel der Deutschen leidet daran – ohne es zu wissen

Müde, schlapp und der Darm macht auch nicht so richtig mit? Dafür kann es viele Ursachen geben – und an die Leber denken die meisten Menschen dabei erst einmal gar nicht. Sie leidet still und macht erst spät Beschwerden, wenn es ihr nicht gut geht. Dabei erfüllt sie im Körper wichtige Aufgaben: Sie speichert zum Beispiel Nährstoffe und filtert Gifte aus dem Blut.

Das erste Anzeichen für Probleme mit der Leber ist meistens ein Gefühl von Erschöpfung. „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“, sagt Professor Dr. med. Peter R. Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. (Lesen Sie hier Tipps um besser einzuschlafen)

Eine Fettleber entwickelt sich oft unbemerkt

Vor allem ein hoher Alkoholkonsum, Übergewicht und unerkannte Krankheiten wie Diabetes setzen der Leber zu. Dann kann es dazu kommen, dass sich in dem Organ verstärkt Fett einlagert. Davon spüren Betroffene zunächst nichts – aber die Leber schwillt mit der Zeit an und verwandelt sich in eine sogenannte Fettleber.

Wenn die Leber eine gewisse Größe erreicht hat, spüren Betroffene typische Beschwerden, die sie aber ebenfalls oft gar nicht mit der Leber in Verbindung bringen. Charakteristische Anzeichen sind neben Müdigkeit ein Völlegefühl, Blähungen und Übelkeit. Schmerzen treten eher nicht auf, sondern allenfalls ein Druckgefühl im rechten Oberbauch.

Rund 30 Prozent der Menschen haben vermutlich eine Fettleber

Experten gehen davon aus, dass rund 30 Prozent der Menschen in Deutschland eine Fettleber haben. Die meisten wissen aber gar nicht davon. „Wir gehen davon aus, dass eine Fettleber die häufigste Lebererkrankung überhaupt ist“, sagt Galle.

Meistens sind die Lebensgewohnheiten der Betroffenen die Ursache für die verfettete Leber. „Die Kombination von wenig Bewegung und Übergewicht hat zur Folge, dass in der Leber vermehrt Fett eingelagert wird“, sagt Galle. Bei einigen Betroffenen führen auch genetische Faktoren dazu, dass sie eine Fettleber entwickeln.(Ernährungstipp: Frühstücken hilft doch nicht beim Abnehmen)

Durch die Einlagerungen können weitere Krankheiten entstehen

Auch wenn eine Fettleber kaum Beschwerden macht, ist sie nicht harmlos: Eine Fettleber bedeutet zwar noch nicht unbedingt, dass man krank ist – aber durch die Fetteinlagerungen können sich andere Krankheiten bilden. Auch Entzündungen kommen dann nicht selten vor.

Eine Fettleber kann sich zum Beispiel mit der Zeit zum Beispiel zu einer Leberzirrhose entwickeln. Die Leber verhärtet und schrumpft dabei zugleich. Sie ist dann immer weniger dazu imstande, ihre eigentlichen Aufgaben zu erfüllen und zum Beispiel Giftstoffe aus dem Blut zu filtern. „Oft hilft Betroffenen dann nur eine Lebertransplantation“, sagt der Experte.

Risiko für Leberkrebs ist erhöht

Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass eine Fettleber das Risiko für Leberkrebs stark erhöht. Außerdem kommt eine Fettleber selten allein: Sie ist eher ein Hinweis darauf, dass insgesamt etwas nicht stimmt. „Wir beobachten dann häufig, dass es Entzündungsreaktionen gibt, die sich nur auf die Leber beziehen“, sagt Galle.

Diese Entzündungen haben weitreichende Folgen: Sie können zum Beispiel Schäden an den Gefäßen verursachen. Damit steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte. Auch das Risiko für einen Schlaganfall ist dann häufig erhöht.

Oft ist eine Fettleber eine Zufallsdiagnose

Weil die Beschwerden oft mild sind und Betroffene sie meist nicht mit der Leber in Verbindung bringen, ist eine Fettleber oft eine Zufallsdiagnose. Sie zeigt sich zum Beispiel bei einer Ultraschall-Untersuchung oder anhand bestimmter Leberwerte in Blut, die erhöht sind.

Wichtig ist, erhöhten Leberwerten im Blut auf den Grund zu gehen. „Betroffene sollten untersuchen lassen, ob die Ursache tatsächlich eine Fettleber ist oder ob sie unter Umständen unter einer anderen Erkrankung leiden“, sagt Galle. „Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass viele Hausärzte erhöhte Leberwerte nicht weiter untersuchen.“

In einem gewissen Rahmen kann die Leber sich regenerieren

Die gute Nachricht bei einer Fettleber ist, dass das Organ in den meisten Fällen dazu in der Lage ist, die Fetteinlagerungen abzubauen und wieder zu heilen. Dafür ist es aber wichtig, dass Betroffene ihre Lebensgewohnheiten verändern.

Falls ein hoher Alkoholkonsum die Ursache für die Verfettung ist, sollten Betroffene diesen in den Griff bekommen und sich dabei eventuell Hilfe suchen. Auch ein Diabetes, der einer Fettleber möglicherweise zugrunde liegt, sollte entsprechend behandelt werden.

Wichtig: Gewicht reduzieren und Sport treiben

„Darüber hinaus hilft es, das Körpergewicht zu reduzieren und sich mehr zu bewegen“, sagt Galle. Er empfiehlt dazu mindestens 20 Minuten Sport pro Tag. Dies wirkt nicht nur gegen eine Fettleber, sondern beugt auch vor, dass sie sich überhaupt entwickelt. (Hier sind 5 Sportarten die ihr Leben verlängern können)

Es gibt keine spezielle Diät, die bei einer Fettleber empfohlen wird. Wichtig ist insgesamt eine ausgewogene Ernährung. Als günstig hat sich dafür eine leichte Vollkost erwiesen: Betroffene sollten dabei Weißmehlprodukte nach Möglichkeit von ihrem Speiseplan streichen und vermehrt Vollkornprodukte essen. Außerdem sollten sie den Anteil von Obst und insbesondere Gemüse in ihrer Ernährung erhöhen.

Stark fettige Speisen, Alkohol und Fast Food vermeiden

Als günstig bei einer Fettleber haben sich außerdem Proteine in der Ernährung erwiesen, darunter Eier, Magerquark und Joghurt, aber auch mageres Fleisch. Betroffene sollten am besten mit ihrem Arzt über ihre Ernährungsgewohnheiten und mögliche Veränderungen sprechen.

Vermeiden sollten Betroffene auf jeden Fall stark fettige Speisen wie zum Beispiel Pommes oder anderes Fast Food sowie Alkohol. Verzichten sollten sie darüber hinaus auf Lebensmittel, die viel Zucker enthalten: Die Leber speichert schnell verfügbare Kohlenhydrate in Form von Fett. Dazu zählen zum Beispiel Süßigkeiten wie Schokolade, Kekse und Fruchtgummi, aber auch Softdrinks. Fruchtsäfte sollten Betroffene ebenfalls nur in Maßen trinken – und dann am besten stark mit Wasser verdünnt.

Dieser Artikel wurde verfasst von (Maria Berentzen)

*Der Beitrag „Fettleber: Fast ein Drittel der Deutschen leidet daran – ohne es zu wissen“ wird veröffentlicht von GQ. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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