Coronavirus: Hilft dieses Antidepressivum gegen Covid-19?
In vielen Fällen verläuft eine Infektion mit Covid-19 milde: Zwar leiden die Betroffenen häufig unter Fieber und angegriffenen Atemwegen, aber der Körper kann das Virus von alleine bekämpfen.
Wie die vielen Patienten auf den Intensivstationen und die große Anzahl an Todesfällen zeigen, kann es allerdings auch anders kommen.
Für diese Personen, für die das ein besonderes Risiko darstellt, könnte es nun möglicherweise Grund zur Hoffnung geben.
Denn Forscher konnten bei Mäusen erste positive Ergebnisse für das Medikament Fluvoxamin als Heilmittel bei einer Corona-Erkrankung verzeichnen.
Coronavirus: Bekanntes Medikament als Hoffnungsträger
In den USA untersuchen Forscher zurzeit erstmals in Form einer klinischen Studie an Patienten, inwiefern das Arzneimittel Fluvoxamin gegen Covid-19 eingesetzt werden kann.
Dabei werden insgesamt 152 Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, an der Washington University untersucht. Die Hälfte wird dabei mit Fluvoxamin behandelt, die anderen Probanden bekommen ein Placebo.
Die Testpersonen wurden dazu aufgerufen, sich zu Hause zu isolieren und werden per Telefon oder online überwacht. Dazu erhalten die Studienteilnehmer Thermometer, Sauerstoffsensoren für die Fingerspitzen und automatische Blutdruckmessgeräte.
„Wir hoffen, dass wir bei Patienten, denen es gut genug geht, um zu Hause zu sein, durch die Verabreichung von Fluvoxamin abwenden können, dass sie kränker werden und ins Krankenhaus gehen müssen“, erklärt Dr. Caline Mattar, Wissenschaftlerin der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Universität Washington.
Fluvoxamin ist dabei kein neu entwickeltes Medikament, sondern wird schon seit Jahren in der Behandlung depressiver Erkrankungen und Zwangsstörungen eingesetzt.
Sollten die Studienergebnisse daher erfolgsversprechend ausfallen, wäre das Arzneimittel eine verfügbare, viel erprobte und zudem erschwingliche Behandlungsoption zur Bekämpfung der Pandemie, da das Arzneimittel bereits zugelassen ist und breit vermarktet wird.
Aber wie kommt man überhaupt darauf, dass ein Antidepressivum bei den Symptomen von Corona Abhilfe leisten könnte?
Inwiefern sich Corona und Depressionen ähneln
Bereits seit 2011 ist bekannt, dass antidepressive Therapien vorbeugende Wirkung gegen eine Entgleisung des Immunsystems haben.
2017 wurde dann in weiteren Forschungen erkannt, dass es bei Depressiven selbst zu einer erhöhten Produktion von Entzündungszytokinen kommt – Proteine, die für die Signalübertragung zwischen den Immunzellen zuständig sind und in zu hoher Konzentration eine Überreaktion des Immunsystems hervorrufen können.
In dieser Hinsicht könnten sich die körperlichen Vorgänge von Patienten mit Depressionen und Patienten, die besonders schwer an Corona erkranken, ähneln: Das Immunsystem reagiert über und wendet sich dadurch sozusagen gegen den eigenen Körper.
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Darum waren die Vorab-Experimente mit Mäusen der University of Virginia School of Medicine so erfolgsversprechend: Dort wurde festgestellt, dass Fluvoxamin bei den Tieren die Produktion von Entzündungszytokinen reduzieren konnte.
Entsprechend hoffnungsvoll ist das Team um Dr. Alban Gaultier nun, dass sich in der gestarteten klinischen Studie ähnlich positive Effekte auch bei Menschen zeigen werden.
Das könnte im besten Fall bedeuten, dass zukünftige Corona-Erkrankungen gezielter behandelt und dadurch wesentlich milder verlaufen könnten.
Quellen
- University of Virginia: „COVID-19: UVA Discovery Spurs Clinical Trial of Antidepressant to Fight Virus“ , abgerufen am 20.05.2020: https://news.virginia.edu/content/covid-19-uva-discovery-spurs-clinical-trial-antidepressant-fight-virus
- Neuropsychopharmacology: „The Effect of Antidepressant Medication Treatment on Serum Levels of Inflammatory Cytokines: A Meta-Analysis“, abgerufen am 20.05.2020: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21796103/
- Nature: „Integrating neuroimmune systems in the neurobiology of depression“, abgerufen am 20.05.2020: https://www.nature.com/articles/nrn.2016.69
- Science Translational Medicine: „Modulation of the sigma-1 receptor–IRE1 pathway is beneficial in preclinical models of inflammation and sepsis“, abgerufen am 20.05.2020: https://stm.sciencemag.org/content/11/478/eaau5266
Larissa Hellmund
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