Je stärker das Übergewicht, desto besser schmeckt die Schokolade
Warum essen manche Menschen mehr als andere? Einer Studie aus Amerika zufolge könnte das daran liegen, dass es einigen länger und besser schmeckt als anderen. Und das wiederum scheint mit dem BMI zusammenzuhängen.
Für die Studie, die im „Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics“ veröffentlicht wurde, durften die Teilnehmer so viel Schokolade essen, wie sie wollten. Teil der Untersuchung waren insgesamt 290 Menschen zwischen 18 und 75, mehr als 80 Prozent von ihnen waren Frauen. 160 Teilnehmer waren laut BMI normalgewichtig, 78 übergewichtig und 51 adipös, also fettleibig.
Schokolade, Fragebogen, Schokolade, Fragebogen
Die Teilnehmer erhielten von den Forschern der Universität Iowa ein einzeln verpacktes Schokoladenstück nach dem anderen – nach jedem Stück sollten sie einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Darin ging es um das Geschmackserlebnis und ihr Sättigungsgefühl. Jeder durfte so viel Schokolade essen, wie er konnte, ohne sich dabei unwohl zu fühlen. Die Spannbreite war groß: Insgesamt aßen die Untersuchten zwischen zwei und 51 Stück Schokolade.
Die Ergebnisse: Krankhaft übergewichtige, adipöse Teilnehmer bewerteten die Schokolade generell als leckerer und ihr Verlangen danach nahm langsamer ab als bei den anderen Studienteilnehmern. Einen Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Schokolade zwischen normal- und übergewichtigen Teilnehmern konnten die Forscher nicht feststellen.
Die obere Linie zeigt, wie gut die Schokolade den fettleibigen Probanden im Verlauf des Versuchs schmeckte. In der feingestrichelten Linie werden die Werte der Übergewichtigen dargestellt, mit der durchgezogenen Linie die der Normalgewichtigen.
Die Grafik aus der Studie zeigt, dass die fettleibigen Versuchsteilnehmer den Geschmack der Schokolade auf einer Skala von 1 bis 10 deutlich höher einordneten als die anderen.
Das erste Stück schmeckt besser als das zehnte
Es ging in der Untersuchung auch darum, wie sehr sich der Geschmack während des Verzehrs verändert – andere Studien hatten meist nur vor und nach einer Mahlzeit gemessen. Das erste Stück Schokolade schmeckte fast jedem besser als das zehnte, das nahmen mehr als 80 Prozent der Studienteilnehmer so wahr. Durchschnittlich aß jeder rund 12 Stücke. Der größte Ausreißer mit 51 Stücken war übrigens normalgewichtig.
Konsumiere man viel von einem Lebensmittel, werde der Konsum mit der Zeit immer weniger befriedigend, heißt es in der Studie. Dieses Phänomen nennt man „wahrnehmungsspezifische Sättigung“. Unsere Geschmackssensoren langweilen sich mit der Zeit, so die Studie, wenn sie immer das Gleiche schmecken.
Zumindest bei der Studiengruppe trat diese Sättigung bei adipösen Probanden später ein: Fettleibige Frauen mussten 12,5 Stücke essen, um den gleichen Geschmack wahrzunehmen wie Normalgewichtige nach 10 Stücken. Dieses Phänomen könnte laut den Forschern zum Teil erklären, warum Adipöse mehr essen als andere.
Fettleibigkeit besser verstehen
Allerdings könne man ihre Ergebnisse nicht auf weitere Arten von Lebensmitteln übertragen, schreiben die Forscher. Bittere oder salzige Geschmackseindrücke könnten zu anderen Ergebnissen führen. Und auch der hohe Anteil an Frauen könnte die Ergebnisse verfälscht haben, heißt es in der Studie.
Ob Adipöse mehr essen, kann die Studie ebenfalls nicht beantworten. Zum einen aßen die fettleibigen Probanden im Durchschnitt nur ein halbes Stück mehr als die übergewichtigen. Zum anderen könnte die konsumierte Menge verzerrt sein, da sich Versuchsteilnehmer unter Laborbedingungen anders verhalten als normalerweise, heißt es in der Studie.
Trotzdem seien die Erkenntnisse der Studie wertvoll, sagt die Forscherin Linnea A. Polgreen. „Wenn Menschen mit Adipositas andere Geschmackswahrnehmungen haben als Nicht-Fettleibige, könnte das dabei helfen, Fettleibigkeit besser zu verstehen und Wege zur Vermeidung zu entwickeln.“
Unklar ist allerdings auch den Forschern noch: Hat die unterschiedliche Wahrnehmung des Geschmacks zur Fettleibigkeit geführt, oder hat die Adipositas den Geschmack verändert?
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