Schwache Sonneneinstrahlung: Vitamin-D-Bedarf im Winter nicht gedeckt
Bedarf an Vitamin D lässt sich im Winter in der Schweiz kaum decken
Untersuchungen haben gezeigt, dass sowohl ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen als auch rund die Hälfte der über 65-Jährigen in Deutschland mehr oder weniger erniedrigte Werte an Vitamin D aufweisen. Auch in der Schweizer Bevölkerung ist Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Dieser ist offenbar auch durch das Klima bedingt. Denn wie eine Studie nun gezeigt hat, kann der Vitamin-D-Bedarf im Schweizer Winter wegen der schwachen Sonneneinstrahlung nicht gedeckt werden.
In der dunklen Jahreszeit reicht die Sonneneinstrahlung nicht aus
Von Gesundheitsexperten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in der dunklen Jahreszeit helfen kann, um sich mit dem sogenannten „Sonnenvitamin“ zu versorgen. Schließlich reicht die Sonneneinstrahlung von Oktober bis März in Deutschland nicht dafür aus, dass die Menschen ausreichend Vitamin D produzieren. Auch im Schweizer Winter kann die Haut wegen der schwachen Sonneneinstrahlung nicht genügend körpereigenes Vitamin D produzieren. Das haben nun Forscher in einer Studie aufzeigen können.
Hautkrebs durch zu viel Sonne
Es ist lange bekannt, dass zu viel Sonne das Risiko erhöht, an Hautkrebs zu erkranken.
Wer sich aber gar nicht an der Sonne aufhält, dessen Haut kann kein Vitamin D produzieren – eine Substanz, die wichtig ist für gesunde Knochen und vermutlich auch für die Prävention von Atemwegsinfektionen, Autoimmunerkrankungen und gewissen Krebsarten.
In einer vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Studie hat sich nun gezeigt, dass es in der Schweiz vom Spätherbst bis Anfang Frühling bei Weitem nicht möglich ist, allein mit der natürlichen Sonneneinstrahlung die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene tägliche Dosis von 0,024 Milligramm Vitamin D zu synthetisieren.
Die Ergebnisse des interdisziplinäre Forschungsteams wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Exposure Science & Environmental Epidemiology“ veröffentlicht.
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, maßen die Forschenden ein Jahr lang die Intensität der Sonneneinstrahlung in der Schweiz und speisten diese Daten in ein Computermodell ein.
Laut einer Mitteilung liefert dieses genaue Schätzungen zum Einfluss der Sonneneinstrahlung auf die körpereigene Produktion von Vitamin D und zur Gefahr eines Sonnenbrands.
Die Schwelle der WHO scheint unerreichbar
Den Angaben zufolge ist die körpereigene Synthese der empfohlenen Dosis Vitamin D im Sommer erreichbar.
In der Tagesmitte produziert die Haut eines Erwachsenen, der ein T-Shirt trägt (und damit rund 22 Prozent der Haut exponiert), demnach die empfohlene tägliche Dosis innerhalb von nur zehn bis 15 Minuten.
Schon rund zehn Minuten später kann jedoch ein Sonnenbrand auftreten, und die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken, nimmt zu.
Im Winter präsentiert sich die Situation jedoch anders. Normalerweise sind dann lediglich das Gesicht und die Hände entblößt, was rund acht Prozent der Körperoberfläche entspricht.
Doch vor allem sind die UV-Strahlen der Sonne aufgrund ihres längeren Wegs durch die Atmosphäre schwächer. Laut den Experten braucht es unter diesen Bedingungen eine Exposition von mindestens sechseinhalb Stunden für die empfohlene Dosis Vitamin D.
Ein so langer Aufenthalt an der Sonne ist in dieser Jahreszeit nicht nur schwierig realisierbar, sondern es kommt dann auch zu einem Sonnenbrand, bevor die notwendige Dosis Vitamin D hergestellt ist.
„Das hängt sowohl mit den Spektraleigenschaften der Wintersonne als auch mit der Konzentration auf wenig Hautoberfläche zusammen“, erläutert David Vernez, Leiter des Projekts und Spezialist für Risikoevaluation des Zentrums Unisanté am Lausanner Universitätsspital.
„Doch zum Glück kommt dies nicht häufig vor.“ Diese Kluft zwischen Sommer und Winter war die große Überraschung der Studie.
„In der Schweiz ist es praktisch unmöglich, so viel Vitamin D zu synthetisieren, dass die Empfehlungen der WHO in allen Jahreszeiten erreicht werden“, so Vernez. Selbst mit konservativeren Empfehlungen scheint die Schwelle außer Reichweite.
Mangel an Vitamin D durch Klima bedingt
Wie es in der Mitteilung heißt, bestätigen die Arbeiten der Forschenden, dass der in der Schweizer Bevölkerung festgestellte Mangel an Vitamin D durch das Klima bedingt ist.
Weitere Fragen werden noch debattiert, vor allem die Höhe der empfohlenen Tagesdosis, die je nach Quelle doppelt so hoch sein kann.
Oder auch, ob Nahrungsergänzungen empfehlenswert sind.
„Unsere wichtigste Empfehlung ist derzeit, dass das Solarium im Winter gemieden werden sollte“, sagt Vernez. „Das Risiko von Hautkrebs ist hier wesentlich grösser als ein allfälliger Nutzen.“
Nicht zu viel Nahrungsergänzungsmittel einnehmen
Hierzulande wurde in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D nicht für alle Menschen ratsam sind und es in der Regel ausreichend ist, in den warmen Sommermonaten ausreichend Sonne zu tanken.
Denn unter der Frühjahrs- und Sommersonne lassen sich die Vitamin-D-Speicher leicht auffüllen, da der Körper das fettlösliche Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe sowie der Leber speichert.
Dieser Vorrat reicht meist, um ohne Mangelerscheinungen über die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Wer dennoch zu solchen Mitteln greift, sollte keinesfalls zu viel davon nehmen. Denn sonst kann es zu gefährlichen Überdosierungen mit schwerwiegenden Folgen wie Nierenversagen kommen. (ad)
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