Unglückliche Beziehungen: Eine Trennungen kann sich für beide Partner lohnen
Beziehungsprobleme: Manchmal ist eine Trennung die bessere Lösung
Wenn Paare Beziehungsprobleme haben, bekommen sie von Freunden und Bekannten oft gutgemeinte Ratschläge, die dazu beitragen sollen, die Partnerschaft wieder „zu kitten“. Doch manchmal ist eine Trennung für Personen in einer unglücklichen Beziehung die bessere Lösung.
Gute Ratschläge reichen oft nicht mehr aus
Kriselt es bei Paaren schon seit längerem, können sich die Betroffenen von Freunden und Bekannten oft gut gemeinte Ratschläge wie „Nehmt euch doch mehr Zeit für euch selbst“ oder „Macht mal einen schönen Urlaub zusammen“ anhören. Andere empfehlen, sich auf die Stärken der Partnerschaft zu konzentrieren. Doch in manchen Fällen ist es sinnvoller, loszulassen und sich zu trennen. Warum eine Trennung manchmal die bessere Lösung ist, erklären Experten.
Manche Beziehungen sollten besser beendet werden
Zwar gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die zu dem Schluss kommen, dass das Geheimnis einer glücklichen Ehe auch in den Genen liegt, doch den meisten Experten zufolge spielen andere Faktoren eine wesentlich wichtigere Rolle bei der Frage, ob Paare zusammenbleiben oder nicht.
So ist es unter anderem wichtig, sich auf Veränderungen einzustellen.
„Unmerklich aber stetig verändern sich die Dinge und nach einer Zeit ist kaum mehr etwas wie es einmal war. Wer also eine sogenannte gute Ehe bzw. Partnerschaft anstrebt, wird nicht umhin kommen, einiges dafür zu investieren“, heißt es auf der Webseite der Praxis von Saldern, die von der Paartherapeutin Nadja von Saldern zusammen mit ihrem Mann betrieben wird.
Die Expertin aus Berlin weiß aber auch, dass es sich für Paare lohnen kann, sich zu trennen.
Nadja von Saldern, die zu diesem Thema ein Buch mit dem Titel „Glücklich getrennt“ geschrieben hat und andere Fachleute erklären in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa, welche Chancen in einer Trennung liegen.
In einer Trennung liegen auch Chancen
Personen, die eine Partnerschaft beenden, können sich weiterentwickeln, sich stärker um sich selbst kümmern und das eigene Leben wieder in den Fokus rücken. Sie müssen nicht mehr miteinander streiten und unter dem Verhalten des Partners leiden.
„Wer sich aus einer destruktiven Beziehung verabschiedet, spürt nach einer Trennung oft eine große Erleichterung“, erläutert von Saldern gegenüber der Nachrichtenagentur.
In solchen Partnerschaften haben sich oft viel Aggression und Wut angestaut. „Es wird gelogen, beleidigt, verletzt. Man steht permanent unter Strom“, so Beziehungscoach Sandra Hinte aus Sinzheim laut dpa.
Und das führt auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Rücken- und Nackenverspannungen können die Folge sein.
Chancen für neue Partnerschaft nicht verbauen
Paare, die in einer Art Wohngemeinschaft nebeneinander her leben, nehmen zwar weniger Schaden. Hinte nennt sie „Krümel-Beziehungen“, weil man dabei nur Krümel, aber nicht die ganze Torte bekäme.
Doch: „Da muss man sich schon fragen, wie authentisch man noch ist und welche Bedürfnisse man permanent unterdrückt“, so die Expertin.
Durch solche Verhältnissen verbaue man sich Möglichkeiten für andere Partnerschaften mit mehr Nähe und Sexualität.
Dass es viele ältere Menschen gibt, die sich fragen, warum sie sich nicht oder zumindest nicht viel früher getrennt haben, weiß auch die Buchautorin Heike Blümner („Schluss jetzt“).
Heute trauern sie der vergeudeten Lebenszeit nach. Deswegen lautet Blümners Fazit: „Manchmal sollte man einfach gehen“.
Gespräch mit dem Partner suchen
Wenn die ersten Trennungsgedanken aufkommen, kann eine Art Tagebuch helfen, in das eingetragen wird, wann es einem in der Beziehung gut oder schlecht geht.
Wie in der Agenturmeldung weiter erläutert wird, sollte man sich auch Gedanken machen, wenn man immer wieder über Kleinigkeiten streitet, da dies häufig ein Ventil ist, den Ärger über ganz andere, viel größere Konflikte abzulassen.
Zudem sollte man sich Fragen zu den eigenen Denk- und Verhaltensmustern stellen, also ob man in der Beziehung etwas falsch gemacht hat oder wie es besser sein könnte.
Wichtig ist natürlich auch, das Gespräch mit dem Partner zu suchen, um die Chance zu haben, sich zusammen zu entwickeln – gegebenenfalls auch mit Hilfe eines Coaches oder Therapeuten.
Wenn das aber alles nicht hilft und es zur Trennung kommt, haben diese verschiedenen Maßnahmen auch einen beutenden Vorteil. „Man kann sich selbst sagen, dass man alles versucht hat. Das mindert oder verhindert sogar Schuldgefühle“, erklärt Hinte.
Angst vor der Einsamkeit
Allerdings wird es in der Regel bei und nach der Trennung zu negativen Gefühlen kommen. Die Angst vor der Einsamkeit ist wohl am häufigsten.
„Eine der mächtigsten Ängste, die mir in meinem Umfeld begegnen, wenn’s um Beziehungskrisen geht: die Angst vor dem Alleinsein, davor, einsam zu sein und zu bleiben“, erläutert Hinte auf ihrer Webseite „Blauer Campus“.
Zudem stellen sich oft Selbstzweifel ein. Für beides gilt: Je besser der Umgang mit diesen Gefühlen ist, desto rascher macht die neu gewonnene Unabhängigkeit glücklich und zufrieden.
Dies trifft auch für diejenigen zu, die verlassen wurden. Auch wenn bei diesen Betroffenen zunächst die Welt zusammenbricht und sich das Gefühl einstellt, zu ertrinken, geraten sie irgendwann auf den Grund, stoßen sich ab und kommen wieder nach oben, wie von Saldern die Situation beschreibt.
„Und zwar als sehr lebenstüchtiger Mensch.“ Doch eine solche seelische Rundumerneuerung braucht Zeit: mindestens ein Jahr. Klar ist aber auch, dass es niemandem nach einer Trennung für immer schlecht geht.
Friedliche und vernünftige Trennungen sind eine Seltenheit
„Ich kenne keinen, der gesagt hätte: „Es war ein Riesenfehler““, so Blümner in der dpa-Meldung. Das Verkraften einer Trennung hängt stark davon ab, wie diese vollzogen wurde. Friedliche und vernünftige Trennungen sind laut den Fachleuten allerdings selten.
In den meisten Fällen tickt wenigstens einer der beiden zumindest zeitweise aus.
Verlustangst werde vom Verlassenen oft mit Liebe verwechselt, weshalb der Partner umschmeichelt wird. Doch dann schlägt alles schnell in Wut und Drohungen um – beispielsweise wird dem Partner entgegengehalten, die Kinder nicht mehr sehen zu dürfen.
„Das Problem ist, dass auch der andere, der eigentlich gehen will, oft nicht klar bleibt“, sagt von Saldern.
Da er die wechselnden Gefühlsausbrüche des Partners auch wegen seiner eigenen Unsicherheit mitmacht, wird die Angelegenheit immer destruktiver.
Seelische Unterstützung von Freunden
Daher sollten man im Falle einer Trennung möglichst klar in seinen Aussagen und Zielen bleiben.
„Man sollte sich auf sich selbst konzentrieren und nicht aus der Fassung bringen lassen. Auch, wenn es schwer ist“, so Blümner laut dpa.
Darüber hinaus empfiehlt die Expertin, sich bei guten Freunden seelische Unterstützung zu holen.
Der umgehende Besuch beim Rechtsanwalt sollte hingegen vermieden werden. Denn wenn dieser mit seiner Arbeit beginnt und „der Gegenseite“ einen unangenehmen Brief zukommen lässt, ist ein „Rosenkrieg“ wohl vorprogrammiert. (ad)
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