Storchschnabel – Wirkung und Anwendung

Geranien werden im Garten häufig als zierende Bodendecker kultiviert. Allerdings finden die Pflanzen auch in der Heilkunde Verwendung, wobei man sie hier meist unter ihrem offiziellen Namen „Storchschnabel“ oder „Storchenschnabel“ antrifft. Die Heilwirkung der Storchschnäbel ist vor allem für die Behandlung von Magen-Darm-, Haut- und Infektionskrankheiten von Bedeutung. Ebenso dient Storchschnabel in der Volksheilkunde zur Wundbehandlung und Blutstillung. In diesem Beitrag möchten wir darüber informieren, welche Arten des Storchschnabels zu medizinischen Zwecken genutzt werden können und wie genau die Heilpflanze wirkt.

Inhaltsverzeichnis

Steckbrief zum Storchschnabel

Wissenschaftlicher Name: Geranium
Pflanzenfamilie: Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)
Volkstümlicher Name: Geranie, Gottesgab, Blutröschen, Hühnerwurz, Ruprechtskraut
Herkunft: weltweit heimisch
Anwendungsgebiete:

  • Erkrankungen des Verdauungstraktes,
  • Hauterkrankungen,
  • entzündliche Infektionen
  • und Wunden und Blutungen.

Wichtigste Inhaltsstoffe:

  • Gerbstoffe,
  • Flavonoide
  • und Carbonsäuren

Verwendete Pflanzenteile: Blätter

Kräuterportrait: Vorsicht, Verwechslungsgefahr

Der Storchschnabel (Geranium) stellt die namensgebende Gattung in der Pflanzenfamilie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) dar. Sein Name geht auf den Fruchtstand der Geranium-Arten zurück, welcher eine schnabelartige Form besitzt. Dabei wurden bis ins 18. Jahrhundert auch Arten der Gattung Pelargonium zu den Storchschnäbeln gezählt. Um die beiden Storchschnabelgewächse besser auseinanderhalten zu können, haben sich im Laufe der Zeit die Volkstümlichen Bezeichnungen „Geranie“ und „Pelargonie“ etabliert.

Verwirrend ist in diesem Zusammenhang, dass es eigentlich der griechische Wortursprung der Pelargonie pélargos ist, der übersetzt „Storch“ bedeutet. Géranos ist hingegen das altgriechische Wort für „Kranich“, weshalb Geranien früher auch Kranichschnäbel genannt wurden. Begriffe wie Storchschnabel oder Storchenschnabel waren in der Antike dagegen eher für Pelargonien im Gebrauch.

Zu allem Überfluss finden auch einige Arten der Pelargonie heilpflanzliche beziehungsweise kosmetische Verwendung, was mit Blick auf die Heilwirkung der Geranie oft zur weiteren Verwirrung beiträgt:

  • Die schleimlösenden und für die Behandlung von Bronchitis relevanten Eigenschaften, die den Geranien oftmals zugeschrieben werden, gehen auf Wurzelextrakte der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) zurück.
  • Das antimikrobielle, homöopathische Mittel Geranium odoratissimum wird nicht aus Geranien, sondern aus den Wurzeln der Duft-Pelargonie (Pelargonium odoratissimum) hergestellt.
  • Das zur Parfümherstellung verwendete Geraniumöl wird nicht aus Storchschnabel, sondern aus der süßlich duftenden Rosen-Pelargonie (Pelargonium graveolens) gewonnen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Ein Wandel der Begrifflichkeiten setzte beim Storchschnabel mit den ersten heilkundlichen Erwähnungen in deutschen Kräuterschriften ein. Sie definierten ganz klar, die noch heute zu den Geranien gehörenden Arten als Storchschnäbel. Pelargonien ordnete man unterdes vermehrt einer eigenständigen Gattung zu. Federführend waren diesbezüglich namhafte Heiler wie Hildegard von Bingen, Paracelsus und Hieronymus Bock, die Storchenschnabel unter anderem gegen

  • starke Blutungen,
  • Durchfall,
  • Geschwüre,
  • Hautleiden,
  • Herz- und Gefäßleiden
  • sowie Kinderwunsch empfahlen.

In der modernen Heilkunde kamen weitere Anwendungsgebiete hinzu, darunter

  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum,
  • Harnwegsinfekte,
  • Magenentzündungen,
  • Steinleiden
  • und wunde Brustwarzen nach dem Stillen.

Es sei erwähnt, dass nicht jede Geranie gleichermaßen als Heilpflanze geeignet ist. Lediglich jene Arten des Storchschnabels mit einem hohen Wirkstoffgehalt kommen für die medizinische Nutzung in Frage. Insgesamt sind es vier Storchschnäbel, die dieses Kriterium erfüllen:

Wichtig: Bei der Kultur und Pflege von Storchschnabel zu Heilzwecken ist es wichtig, keine chemischen Dünge- oder Pflanzenschutzmittel einzusetzen! Die Chemikalien gehen unweigerlich in die Inhaltsstoffe der Pflanzen über, wodurch Storchschnäbel als Heilkraut unbrauchbar werden.

Flavonoide wirken rund ums Blut

Flavonoide sind die bedeutendsten Inhaltsstoffe im Storchschnabel. Vor allem Glycosid-Verbindungen des Flavonoids Quercetin heben sich in Geranien als Hauptwirkstoffe hervor. Der gelbe Naturfarbstoff entsteht durch Oxidation aus dem blauen Pflanzenfarbstoff Anthocyan, der bereits Brombeeren und Blaubeeren ihre

  • antioxidative,
  • gefäßschützende,
  • entzündungshemmende
  • und wund- und blutstillende Wirkung verleiht.

In Quercetin-Flavonoiden werden diese ohnehin schon wertvollen Eigenschaften durch einen gesteigerten antikarzinogenen Effekt unterstützt. Außerdem besitzt Quercetin die Fähigkeit, die Entstehung von Harnsäure zu hemmen, was für Gicht-Patienten und Personen mit erhöhtem Harnsteinrisiko besonders interessant sein dürfte. Im Detail verleihen folgende Quercetin-Glykoside dem Storchschnabel seine Heilwirkung:

Gerbstoffe sind natürliche Antibiotika

Für die antimikrobielle Wirkung der Storchschnäbel sind pflanzliche Gerbstoffe, die sogenannten Tannine, verantwortlich, darunter β-Penta-O-galloylglucose und Ellagitannine wie Geraniin und Isogeraniin. Sie machen bevorzugt auf Bakterien und Pilze Jagd, die für entzündliche Infektionskrankheiten wie

  • Magen-Darm-Entzündungen,
  • Harnwegsinfekte
  • sowie Entzündungen des Mund- oder Rachenraums

verantwortlich sind. Die antibiotische Wirkung der Tannine entsteht durch ihren zusammenziehenden (adstringierenden) Effekt auf schützende Gewebeschichten wie Haut und Schleimhäute. Entsprechendes Gewebe wird dadurch zur Verdichtung angeregt, sodass Infektionserreger keine Möglichkeit mehr haben, ins Gewebe einzudringen.

Zusätzlich entziehen Gerbstoffe den feuchtigkeitsliebenden Bakterien und Pilzen durch ihre austrocknenden Eigenschaften jedwede Nährstoffgrundlage. Die Infektionserreger werden also förmlich zum Absterben gezwungen. Des Weiteren können Gerbstoffe dank ihrer austrocknenden Wirkung erfolgreich Durchfällen entgegenwirken.

Carbonsäuren regen den Stoffwechsel an

„Carbonsäure“ ist ein Überbegriff für zahlreiche Körpersäuren, zu denen nicht nur Aminosäuren und Fettsäuren gehören. Beispielsweise ist die als Vitamin C bekannte Ascorbinsäure ebenfalls eine Carbonsäure. Das Vitamin hat im Körper zum einen antioxidative und entzündungshemmende Aufgaben. Zum anderen ist Ascorbinsäure für die

  • Blutbildung,
  • Verdauung,
  • Immunabwehr,
  • Nährstoffaufnahme des Körpers
  • sowie die Zellerneuerung von Haut und Organen unerlässlich.

Ein gesunder Stoffwechsel wie auch ein funktionierendes Immunsystem und die Gesundheit von Haut- und Organgewebe kommen ohne Vitamin C also nicht aus.

In Kombination mit anderen Kräutern (zum Beispiel Frauenmantel oder Brennnessel) stellt Storchschnabel bei Kinderwunsch eine beliebte Kräuterzutat für den sogenannten Nestreinigungstee dar. Die Apfelsäure des Storchschnabelkrauts soll dabei den weiblichen Körper von schädlichen Giftstoffen befreien und auf diese Weise die weibliche Fruchtbarkeit steigern. In der Tat können Schadstoffe den Hormonspiegel einer Frau negativ beeinflussen.

Nicht nur zur Entgiftung, auch bei Kinderwunsch ist Storchschnabeltee, teilweise in Kombination mit zum Beispiel Frauenmantel, ein beliebtes Mittel. (Bild: Maria Brzostowska/fotolia.com)

Gerade die zur Bildung von Hormonen wichtige Nährstoffzufuhr des Körpers wird durch Giftstoffe wie Aluminium stark gehemmt. Das hormonelle Ungleichgewicht kann infolge über einen unregelmäßigen Zyklus oder ausbleibenden Eisprung die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Apfelsäure wird diesbezüglich schon sehr lange als wichtiger medizinischer Wirkstoff zur Ausleitung von Aluminium verwendet.

Interessant an Apfelsäure ist ferner, dass sie im Körper die Aufnahme des basischen Minerals Magnesium fördert. Der körpereigene Säure-Basen-Haushalt kann bei kombinierter Einnahme also wunderbar ausgeglichen und eine bestehende Übersäuerung erfolgreich behandelt werden.

Ebenfalls nennenswert ist der Effekt von Apfelsäure auf das Harnwegssystem, denn die Carbonsäure wirkt auf den Stoffwechsel

  • harnbildend,
  • entwässernd
  • und verhindert die Harnsteinbildung.

Zur medizinischen Nutzung dieser Eigenschaften wird häufig eine andere Carbonsäure, nämlich Zitronensäure, eingesetzt. Ihre Wirkungsweise ist mit jener der Apfelsäure identisch, jedoch lässt sie sich pharmazeutisch wesentlich preiswerter herstellen. Storchschnabel bietet in diesem Zusammenhang eine interessante Naturquelle für beide Säuren, denn auch Zitronensäure ist in der Pflanze enthalten.

Anwendung und Dosierung

Nebenwirkungen oder Gegenindikationen sind für Storchschnabel nicht bekannt. Bei der Auswahl der Pflanzenteile gibt es allerdings ein paar Sachen zu beachten. Verwendet werden nämlich vorranging die Wurzeln der Pflanze. Sie sind besonders reich an heilsamen Inhaltsstoffen und deshalb besonders wirksam.

Einzig der als Ruprechtskraut bekannte Stinkende Storchschnabel liefert außerdem auch hochwirksame Blätter und Blüten. Wer sein Ruprechtskraut selbst angebaut hat, sammelt also am besten während der Blütezeit, zwischen Mai und September.

Anders als bei den anderen Geraniensorten enthält das Ruprechtskraut auch in seinen Blüten und Blättern Wirkstoffe in bedeutsamer Menge. (Bild: Ralf Blechschmidt/fotolia.com)

Storchschnabeltinktur zur äußeren Anwendung

Zur Behandlung von Wunden, Hautleiden, Mund- oder Rachenentzündungen kommen meist der Stinkende oder Blutrote Storchschnabel zum Einsatz. Letzterer soll besonders gut zum Stillen von Blutungen geeignet sein.

Verwendet werden bei der äußeren Anwendung am besten Extrakte aus dem Frischsaft des Storchschnabels. Die Storchschnabeltinktur wird dann entweder mittels Umschlägen auf die betroffene Hautstelle aufgebracht oder unverdünnt zum Gurgeln beziehungsweise als Mundspülung genutzt. Bei Hautproblemen im Speziellen ist zudem die Anwendung von Storchschnabelkraut als Badezusatz möglich.

Herstellung von Storchschnabeltinktur:
300 Gramm frische Wurzeln oder Blätter des Storchschnabels in ein sauberes Einmachglas oder eine große Flasche geben und mit 600 Milliliter Wodka übergießen, den Tinkturansatz etwa vier Wochen im Sonnenlicht reifen lassen und gelegentlich schütteln, danach den Ansatz durch ein sauberes Leinentuch filtern und die Tinktur zum besseren Wirkstofferhalt in eine dunkle Flasche füllen.

Storchschnabeltee zur inneren Anwendung

Bei Kinderwunsch und anderen Gründen für die innerliche Anwendung (zum Beispiel Magen-Darm-Entzündungen) lässt sich Storchschnabel nicht nur als Zutat für Teekräuter-Mischungen anwenden. Auch ein reiner Storchschnabeltee kann hier bedenkenlos getrunken werden. Ob man nun frische oder getrocknete Kräuter nutzt, ist dabei egal. Dosiert wird der Tee folgendermaßen:

Ein Esslöffel Storchschnabelkräuter in einen halben Liter kaltes Wasser geben, den Sud in einem Topf zum Sieden bringen, danach den Tee circa 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Anschließend die Kräuter absieben und den Tee vor dem Trinken abkühlen lassen.

Bei der oralen Anwendung von Storchschnabel sei vor dessen extrem bitteren Geschmack gewarnt. Er ist den Flavonoiden und Gerbstoffen des Storchschnabels geschuldet, die der Pflanze ein extrem herbes Aroma verleihen. Es gilt also das Motto: Je bitterer die Medizin, desto heilsamer ist sie. Zumindest in Storchschnabeltee kann man den Bittergeschmack aber mit etwas Kandis oder Honig abschwächen.

Studien zur Wirksamkeit von Storchschnabel

Leider ist Storchschnabel bis heute wenig erforscht, und das, obwohl viele bekannte Kräuterkundige des Altertums von ihm berichten. Einige positive Studienergebnisse lassen sich mit Blick auf die Inhaltsstoffe des Storchschnabels aber doch festhalten.

Forscher des Vein and Skin Care Centers im amerikanischen Allentown fanden in einer Studie heraus, dass die kombinierte Gabe von Vitamin C und Rutosid zur Heilung von Purpura beiträgt. Die Gefäßkrankheit sorgt für starke Kapillarblutungen im Hautgewebe und zeichnet sich in Form von roten Blutflecken unter der Haut ab.

Spezialisten der Abteilung für Ernährungswissenschaft und Biotechnologie an der Kyoto Universität in Japan gelang es, die Wirksamkeit von Quercetin und Rutin gegen chemisch provozierte Colitisin einer anderen Studie nachzuweisen. Eine Wirksamkeit beider Inhaltsstoffe bei Darmentzündung ist damit belegt.

Bei der Colitis, einer der häufigsten, chronischen Darmerkrankungen, zeigte die Verabreichung von Rutin und Quercetin in Versuchen deutliche Erfolge bei der Behandlung. (Bild: Adiano/fotolia.com)

Neben einer entgiftenden Funktion entdeckten klinische Studien eine Wirksamkeit von Apfelsäure gegen Fibromyalgie. Die Stoffwechselkrankheit ist durch eine besondere Druckschmerzempfindlichkeit der Muskeln und Gelenke gekennzeichnet, wobei ein Mangel des Gewebehormons Serotonin als Auslöser diskutiert wird. Das Hormon ist als Neurotransmitter maßgeblich für die Regulierung der Magen-Darm-Tätigkeit sowie des Blutdrucks verantwortlich. Auch der weibliche Zyklus ist indirekt mit der Serotoninproduktion verbunden.

Die fruchtbarkeitssteigernde Wirkung von Storchschnabel mag bislang als medizinisch nicht gesichert gelten, doch zahlreiche Schwangere lieferten nach Anwendung von Storchschnabeltee positive Erfahrungswerte.

Storchschnabel kaufen

Viele Produkte aus Storchschnabel gibt es im Moment noch nicht zu kaufen. Die wichtigsten Basiszutaten für eigene Storchschnabelrezepturen, wie zum Beispiel Storchschnabelwurzel, finden sich aber schon heute.

Fazit

Wurde Storchschnabel im Altertum noch von vielen berühmten Heilkundigen beschrieben, ist die Blume heute fast vollständig zur Zierpflanze für den Garten degradiert worden. Es regt sich aber neues Interesse an dem Heilkraut, was nicht zuletzt zahlreichen Frauen zu verdanken ist, die Storchschnabel als Geheimtipp bei unerfülltem Kinderwunsch weiterempfehlen. Fast schon ironisch erscheint es da, dass gerade die fruchtbarkeitssteigernde Wirkung der Storchschnäbel die einzige ist, die noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde. Zu allen anderen Heilwirkungen gibt es zumindest externe Studien, die, wenngleich sie nicht auf die Wirkung von Storchschnabel im Speziellen eingehen, zumindest die medizinische Wirksamkeit seiner Inhaltsstoffe bestätigen. (ma)

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