Diarrhö bei Personen mit Immundefizienz – was ist zu beachten?

Die S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen wurde überarbeitet. In einem ihrer Kapitel widmet sie sich auch Durchfallerkrankungen bei Menschen mit Immundefizienz. Welche Besonderheiten gibt es bei Menschen mit angeborener, erworbener oder medikamentös erzeugter Immundefizienz zu beachten?

Durchfallerkrankungen sind häufig und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Personen mit Immundefizienz regelmäßig von diesen betroffen sind. Allerdings gibt es bei der Beratung und Behandlung einige Besonderheiten zu beachten, die auf Personen mit normaler Immunfunktion nicht zutreffen.

Als Auslöser infektiöser Durchfallerkrankungen kommen bei Personen mit Immundefizienz nicht nur die „klassischen“ Erreger infrage, sondern darüber hinaus verschiedene – teilweise opportunistische – Protozoen, Viren, Bakterien und Pilze. Weiterhin ist das Risiko für schwere Verläufe und eine Erregerpersistenz höher.

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Liegt eine Infektion vor, ist zu prüfen, ob ggf. eingenommene Immunsuppressiva reduziert, umgestellt oder pausiert werden können, um die Immunfunktion der Betroffenen zu verbessern. Hierzu sollten Patient:innen mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin Rücksprache halten. Bei HIV-positiven Patient:innen lässt sich durch die Einleitung oder Umstellung einer hochaktiven antiretroviralen Therapie die Immunfunktion verbessern. 

Wie auch bei immunkompetenten Personen, ist bei immundefizienten Patient:innen mit unkomplizierter, akuter infektiöser Gastroenteritis in der Regel keine Antibiose angezeigt.

Besonderes Erregerspektrum beachten

Ein Beispiel für einen Erreger, der bei Immungesunden in der Regel keine gastrointestinalen Symptome auslöst, bei eingeschränkter Immunfunktion jedoch zu schweren Verläufen führen kann, ist das humane Cytomegalievirus (hCMV). Daher sollen immundefiziente Patienten mit nachgewiesener CMV-Enterocolitis antiviral behandelt werden. Mittel der Wahl ist Ganciclovir, weitere Optionen sind Valganciclovir oder Foscarnet. Weitere Soll- oder Sollte-Therapieempfehlungen spricht die aktualisierte S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen für immundefizitäre Patient:innen mit Gastroenteritiden aus, bei denen folgende Erreger nachgewiesen wurden:

Soll-Empfehlung

  • Clostridioides difficile – Therapie der Wahl: Fidaxomicin, alternativ Vancomycin
  • Kryptosporidien – Therapie der Wahl: Verbesserung des Immunstatus

Sollte-Empfehlung

  • Mycobacterium avium Komplex (MAK) Infektion – Therapie der Wahl: Clarithromycin, Ethambutol und Rifabutin

Wichtig für Betroffene kann auch der Hinweis sein, dass Erreger aufgrund der Immundefizienz lange oder sogar dauerhaft persistieren können. Wenn eine Kontaktisolation nötig ist, ist diese frühestens 48 Stunden nach dem Sistieren der Symptomatik zu beenden. Auf Hände- und Sanitärhygiene ist ganz besonders zu achten.

Diarrhö als unerwünschte Arzneimittelwirkung

Apothekenteams sollten darüber hinaus auf dem Schirm haben, dass bei Personen, die immunsupprimierende Arzneimittel einnehmen, eben diese auch als Auslöser für Durchfallbeschwerden infrage kommen. Ein kritischer Blick in den Medikationsplan kommt den Betroffenen sehr zugute und wird auch in der Leitlinie empfohlen.

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