Apotheken verringern Kosten im Gesundheitswesen

Die sozio-ökonomische Wertschöpfung von Apotheken ist sehr groß. Sie stellen sicher, dass Patienten einen Zugang zu den richtigen Arzneimitteln erhalten und sind damit ein wesentlicher Faktor im Zusammenhang mit der Arzneimittelbehandlung. Zu diesem Ergebnis kommt das norwegische Forschungs- und Beratungsunternehmen Vista Analyse, das die Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen untersucht hat. Die ABDA hat das Thema aufgegriffen.

Norwegen ist im Apothekenbereich ein Sonderfall: Im Jahr 2001 liberalisierte das nordische Land sein Apothekensystem. Die neue Gesetzgebung führte zu einer großen Veränderung der Eigentumsverhältnisse und damit auch zu einer der größten Veränderungen in der 400-jährigen Geschichte des Sektors. Seitdem, so der norwegische Apothekerverband, ist ein zunehmender Anteil der Betriebsstätten im Besitz von nur wenigen Apothekenketten. Die vier wichtigsten heißen Apotek 1, Boots apotek, Vitusapotek und Ditt apotek. Dabei besitzen drei große internationale Apothekenunternehmen, die jeweils mit einem pharmazeutischen Großhändler integriert sind, etwa 80 Prozent aller Apotheken in Norwegen. Im Fall von Apotek 1 ist die deutsche Phoenix Group der Eigentümer, bei Boots apotek ist es die US-Gesellschaft AmerisourceBergen, und hinter Vitusapotek steckt das ebenfalls US-amerikanische Unternehmen McKesson.  

Bruttonutzen mindestens 2,12 Milliarden Euro

Vor diesem Hintergrund hat das norwegische Forschungs- und Beratungsunternehmen Vista Analyse im Auftrag des norwegischen Apothekerverbandes die Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen untersucht. Nach Angaben der ABDA, die das Thema aufgegriffen hat, betrachtet der Bericht unter anderem die sozio-ökonomische Wertschöpfung der Apotheken für das Gesundheitswesen, sowie den Effekt von wirtschaftlichen Regulierungen im Apothekensektor auf ebendiese.

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Mehr Sicherheit und weniger Kosten

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Apotheken eine gesellschaftliche Funktion haben, auf die sowohl die Industrie als auch die Gesellschaft angewiesen ist. Der sozio-ökonomische Wert der Apothekenleistungen hänge von der Behandlungswirkung der Arzneimittel ab. Komme ein neues und wirksames Arzneimittel auf den Markt, erhöhe sich die sozio-ökonomische Wertschöpfung der Apotheke, indem diese dem Patienten das Arzneimittel zur Verfügung stellt.

Der Umsatz mit Arzneimitteln belief sich demnach im Jahr 2021 auf 24,5 Milliarden norwegische Kronen ohne Mehrwertsteuer (zirka 2,16 Milliarden Euro). Der Bericht beziffert den sozio-ökonomischen Bruttonutzen der Apotheken im Jahr 2021 auf mindestens 24 Milliarden norwegische Kronen (rund 2,12 Milliarden Euro) – was die Bedeutung der Apotheken im Gesundheitswesen hervorhebe.

Behandlungseffekte durch Beratung

Durch Beratung und Aufklärung bei der Arzneimittelabgabe würden Apotheken dazu beitragen, gute Behandlungseffekte zu erzielen und das Risiko schwerer Nebenwirkungen und Kosten in anderen Bereichen des Gesundheitswesens zu verringern.

Den Angaben zufolge stellte Vista außerdem fest, dass sich die wirtschaftliche Regulierung des Apothekenhonorars negativ auf die Flächendeckung der Apotheken und somit auf die Informations- und Beratungsleistungen der Patienten sowie die Entwicklung weiterer gesundheitsbezogener Dienstleistungen auswirkt.

Insgesamt schlussfolgert Vista, dass die Wertschöpfung von Apotheken sehr groß ist, weil Apotheken ein wesentlicher Faktor in der Arzneimittelbehandlung sind: Sie stellten sicher, dass Patienten Zugang zu den richtigen Arzneimitteln erhalten. Allerdings sei der gesundheitliche Gesamteffekt schwierig abzuschätzen.

Auf Anfrage der DAZ nach ähnlichen Untersuchungen in Deutschland verweist die ABDA auf eine ältere Erhebung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg aus dem Jahr 2010, die die Wertschöpfung der apothekergestützten Selbstmedikation untersuchte. Die Einsparungen der Apotheken für das GKV-System wurden demnach auf 4,2 Milliarden Euro kalkuliert. Unter dem Strich zeigte sich, dass Apotheken nicht Kostentreiber, sondern de facto treibende Kraft bei der Einsparung beziehungsweise Vermeidung von Kosten im Gesundheitswesen seien.

Stark gestiegene Apothekenzahl

Übrigens: Der norwegische Apothekerverband weist darauf hin, dass es aufgrund der Liberalisierung von 2001 heute freie Niederlassungsmöglichkeiten für Apotheken gebe, ohne dass besondere Kriterien vorgegeben würden. Apothekenleiter müssten zwar einen Master-Abschluss in Pharmazie haben, es gebe aber keine Begrenzung bei der Zahl der Apotheken, die ein Apothekeninhaber besitzen darf. Zudem seien horizontal integrierte Apothekenketten erlaubt, ebenso die vertikale Integration zwischen Großhändlern und Apotheken beziehungsweise Apothekenketten.

Durch die Änderungen des Apothekengesetzes habe in Norwegen zudem die Zahl der Apotheken von 399 im Jahr 2001 auf 1045 zum Ende des Jahres 2022 zugenommen; die prozentuale Wachstumsrate der Apotheken habe dabei über dem Zuwachs der Bevölkerungszahl gelegen. Damit habe sich für die Verbraucher der Zugang zu Apotheken deutlich verbessert. So kamen im Jahr 2001 auf eine Apotheke durchschnittlich noch 11.280 Einwohner, im vergangenen Jahr waren es den Angaben zufolge 5.200 Bewohner.

Auf Nachfrage zur entsprechenden Einschätzung auf dem deutschen Apothekenmarkt teilt die ABDA mit, dass das Apothekenwesen hierzulande mit Niederlassungsfreiheit und Versandhandel bereits recht „liberal“ organisiert sei. Zugleich habe sich das Fremdbesitzverbot als eine der tragenden Säulen der Arzneimittelversorgung in Deutschland bewährt. Im Übrigen sei die Apothekendichte als einzige Kennzahl kein hinreichendes Kriterium für die Beurteilung der Versorgungssituation.


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