Amtsärzte: Ende der Warnfunktion bei Corona-App gerechtfertigt
Corona-Impfstoffe haben einer wissenschaftlichen Einschätzung zufolge seit Ende 2020 mehr als eine Million Leben gerettet. Lauterbach setzt auf bessere Long-Covid-Versorgung. Eine Hotline für Corona-Impfbeschwerden vermeldete viele Anrufe. Alle aktuellen News finden Sie im Corona-Ticker auf FOCUS online.
News zu Corona vom 27. April 2023
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Amtsärzte: Ende der Warnfunktion bei Corona-App gerechtfertigt
Donnerstag, 27. April, 10.30 Uhr: Das Ende der Warnungen über die Corona-App des Bundes zum 1. Mai ist aus Sicht der Amtsärzte gerechtfertigt. Die App sei „ein nützliches Instrument„ gewesen, um rechtzeitig auf mögliche Infektionsübertragungen hinzuweisen und dann Tests zu veranlassen, erklärte der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Gegenwärtig seien kaum schwere Krankheitsverläufe zu verzeichnen. Das Risiko, wegen einer Corona-Infektion intensivmedizinisch behandelt werden zu müssen, sei außerordentlich gering. «Insofern ist es gerechtfertigt, die Warnfunktion abzustellen.»
Wie es auch in einer Nutzerinformation in der App heißt, ist es nur noch bis einschließlich diesen Sonntag möglich, andere nach einem positiven Test zu warnen und Warnungen über «Risikobegegnungen» zu erhalten. Die App soll dann zum 1. Juni in einen «Schlafmodus» gehen und nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vorerst nicht mehr aktualisiert werden. Man kann sie aber auf dem Handy behalten, um damit weiter elektronische Impfzertifikate zu nutzen.
Der Amtsärzte-Verband bilanzierte, die App habe dazu beigetragen, die Zahl von Infektionsübertragungen zu reduzieren. Sie habe außerdem auch Handlungsorientierungen gegeben. «Der Nutzen sollte aber noch evaluiert werden.» Insgesamt gab es nach Angaben der App-Macher gut neun Millionen Menschen, die nach einem positiven Test mithilfe der App mehr als 270 Millionen Warnungen ermöglichten. Seit dem Start am 16. Juni 2020 sei die App mehr als 48 Millionen mal heruntergeladen worden, bis zu 35 Millionen hätten die Anwendung aktiv genutzt.
Der Digitalbranchenverband Bitkom bezeichnete die App als eine «Erfolgsgeschichte made in Germany». Präsident Achim Berg sagte: «Sie hat Menschenleben gerettet und wurde stetig weiterentwickelt und durch viele sinnvolle Zusatzfunktionen ergänzt.» Dabei sei sie in höchstem Maße datenschutzkonform gewesen, die Veröffentlichung ihres Quellcodes habe für Transparenz gesorgt. Wichtig sei, dass die App im Fall der Fälle schnell aus dem Schlafmodus geweckt werden könne.
Der Amtsärzte-Verband erläuterte, in der gegenwärtigen Lage “ohne erhebliches Gefährdungspotential für die Bevölkerungsgesundheit“ durch die Omikron-Variante sei das Unterbrechen von Infektionsketten nicht mehr vordergründig. Ermittlungen erfolgten in Gesundheitsämtern daher noch zur Orientierung und Bewertung der Situation, aber nicht mehr umfassend. Corona-Meldungen gingen noch in sehr geringem Umfang ein. Monitoring-Daten des Abwassers und des Robert Koch-Instituts (RKI) gäben daher vermutlich eine bessere Übersicht über das Infektionsgeschehen als PCR-Ergebnisse, die in den Ämtern eingehen.
Viele Anrufe wegen Corona-Impfbeschwerden bei Info-Hotline
Dienstag, 25. April, 8.05 Uhr: Knapp 2000 Menschen haben sich bisher wegen gesundheitlichen Problemen nach einer Corona-Impfung bei einer Telefonhotline gemeldet. „Die Erfahrungen der Hotline zeigen, dass der Leidensdruck von einigen Menschen enorm ist und es deshalb richtig war, ein Informationsangebot zu schaffen“, teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstag mit. Die Anrufe kommen demnach nicht nur aus Bayern, sondern auch aus vielen anderen Bundesländern.
Der Freistaat hatte die sogenannte Post-Vac-Hotline Anfang des Monats gestartet. Die telefonische Beratung übernehmen bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen. Nach einem anfänglichen Ansturm in der ersten Woche von zum Teil mehr als 400 Anrufen pro Tag haben sich die Anfragen nach Angaben des Ministeriums mittlerweile in einem zweistelligen Bereich pro Tag eingependelt.
Über das sogenannte Post-Vac-Syndrom ist nach Angaben des Ministeriums noch zu wenig bekannt. Dabei können Beschwerden auftreten, die denen bei Post- oder Long-Covid ähneln. „Daher brauchen wir dringend eine intensivere Forschung zu diesem Themenkomplex“, mahnte Holetschek. Die Gesundheitsministerkonferenz habe die Bundesregierung deshalb aufgefordert, die Forschung dazu zu verstärken.
Das Post-Vac-Syndrom sei von den Impfschäden nach einer Corona-Impfung abzugrenzen, betonte Holetschek. Diese seien sehr selten: In Bayern seien bislang 90 Impfschäden bekannt, dem gegenüber stehen rund 29 Millionen Covid-19-Impfungen.
Kassen übernehmen noch nicht überall Corona-Impfungen
Sonntag, 23. April, 06.00 Uhr: Corona-Impfungen sind nach dem Ende der lange geltenden Krisenregeln noch nicht in allen Bundesländern direkt auf Kassenkosten zu bekommen. Die dafür notwendigen Vergütungsvereinbarungen wurden zunächst nur in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Westfalen-Lippe und im Saarland beschlossen, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dort, wo die Kostenerstattung noch nicht geregelt ist, wie in NRW und Berlin, erhalten die Patientinnen und Patienten demnach zunächst eine Privatrechnung, die sie dann bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse zur Erstattung einreichen können.
Die Organisation der Corona-Impfungen war zu Ostern vom vorherigen Krisenmodus in die reguläre Versorgung in den Praxen übergegangen. Die Vergütung dafür wird den Angaben zufolge jeweils auf Landesebene zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen geregelt.
Rahmen für den Anspruch auf kostenlose Impfungen ist nun eine Richtlinie, die sich an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientiert. Laut einer Bundesverordnung sind Impfungen auf Kassenkosten aber weiterhin auch darüber hinaus möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt es für medizinisch erforderlich hält. Die einst stark nachgefragten Impfungen laufen seit langem nur noch schleppend.
Drosten: Bevölkerungsimmunität hat zum Ende der Pandemie geführt
Samstag, 22. April, 09.37 Uhr: Eine bevölkerungsweite Immunität gegen das Corona-Virus hat nach Angaben des Berliner Virologen Christian Drosten zum Ende der Corona-Pandemie in Deutschland geführt. „Wir sind jetzt bevölkerungsweit in der Situation, dass wir immun sind. Das ist Bevölkerungsimmunität und darum ist jetzt die Pandemie vorbei“, sagte Drosten bei einer Veranstaltung des Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten am Freitag in Berlin.
Die Pandemie sei nicht etwa vorbei, weil die Omikron-Variante mild sei, betonte der Charité-Professor. „Omikron ist nicht mild. Das ist einfach eine öffentliche Fehldarstellung“, sagte Drosten. „Was uns in die bessere Situation bringt, ist die Impfung insbesondere und dann die Möglichkeit, auf dem Boden der Impfung uns endlich infizieren zu können, ohne zu sterben.“ Die sogenannte Hybrid-Immunität schütze perfekt vor schweren Verläufen. Von einer Hybrid-Immunität spricht man, wenn eine Person sowohl geimpft ist als auch infiziert war, beziehungsweise wieder genesen ist.
Drosten hatte sich bereits in einem Interview Ende 2022 zu einem Pandemie-Ende geäußert, sich danach aber missverstanden gefühlt. Im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info sagte der Virologe im Januar, dass er eigentlich etwas anderes gesagt habe als das, was in Teilen der Öffentlichkeit angekommen sei. Das Pandemie-Ende lasse sich nicht vorab ankündigen, man könne dies nur im Nachhinein – also nach dieser Welle – betrachten.
Studie: Pandemie belastet Psyche der Deutschen weiterhin stark
Donnerstag, 20. April, 06.08 Uhr: Die Corona-Pandemie hat nach einer Studie noch immer einen starken Einfluss auf die psychische Gesundheit der Deutschen. Dies gilt demnach insbesondere für Familien und 18- bis 30-Jährige. Zudem belasten Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten sowie der Ukrainekrieg vor allem die Menschen über 30. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Psychische Gesundheit in der Krise“ der Betriebskrankenkasse Pronova BKK, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Donnerstag berichten.
Für die Erhebung wurden im Januar und Februar 2023 insgesamt 150 Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten online befragt. Sie beurteilten die Entwicklung der psychischen Gesundheit der Menschen im Verlauf der letzten drei Krisenjahre.
97 Prozent der Befragten schätzen den Einfluss der Pandemie auf die psychischen Beschwerden ihrer Patientinnen und Patienten nach wie vor als sehr stark ein. „Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling haben die Nerven in Familien oft überreizt. Zwar ist die Pandemie fast zu Ende, doch Nachwirkungen bleiben erhalten“, sagte Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Bei bereits vorhandenen Patientinnen und Patienten habe die Corona-Krise viele Symptome verstärkt – „allen voran Überforderung im Familienleben und bei der Kindererziehung, aber auch Ängste.“
Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten sind nach Ansicht von 82 Prozent Auslöser für psychologische Probleme, beim Ukrainekrieg sind es 77 Prozent. Die Klimakrise hat mit einem Anteil von 32 Prozent offenbar einen deutlich geringeren Einfluss auf das Seelenleben der Menschen. Die Studie zeigt auch: In den letzten drei Jahren haben Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit spürbar zugenommen.
Lauterbach setzt auf bessere Long-Covid-Versorgung
Mittwoch, 19. April 2023, 06.26 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt auf mehr Informationen und bessere Versorgungsangebote für Menschen mit länger anhaltenden Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen. Die Situation für viele Long-Covid-Betroffene sei dramatisch, sagte der SPD-Politiker am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Verlagsgruppe „Die Zeit“ in Berlin. Für viele schwere Verläufe gebe es leider noch keine belastbare Therapie. Zugleich seien eine Menge vorhandener Informationen zu wenig bekannt und zu wenig verbreitet.
Lauterbach bekräftigte die Absicht, 100 Millionen Euro in die Forschung zur Long-Covid-Versorgung zu investieren. Er halte dies für notwendig und sei auch optimistisch. Über die Mittel dafür werde derzeit aber noch in den Verhandlungen zum Bundeshaushalt beraten. Denkbar sei, dass bundesweit etwa zehn spezialisierte Zentren Studien entwickeln und koordinieren könnten. Dabei sei es nicht sinnvoll, überall dieselben Konzepte zu untersuchen. So gebe es bei Männern und Frauen Unterschiede, da sich auch ihre Immunsysteme unterschieden.
Das Ministerium wolle das vorhandene Wissen auf eine Internetseite bringen, auf der sich Ärzte, Ärztinnen und Betroffene mit gesicherten Angaben informieren können, erläuterte Lauterbach. Vorgesehen sei unterstützend dazu auch eine Telefon-Hotline.
WHO: Covid-Impfstoffe retteten in Europa über eine Million Leben
Montag, 17. April, 00.03 Uhr: Corona-Impfstoffe haben einer wissenschaftlichen Einschätzung zufolge in Europa und Ländern der ehemaligen Sowjetunion seit Ende 2020 mehr als eine Million Leben gerettet. Das geht aus einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO hervor, der am Montag veröffentlicht wurde. Berechnet wurde diese Zahl auf Grundlage von Todeszahlen und verabreichten Impfdosen in 26 Ländern. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund drei Jahren starben in der WHO-Region Europa dem Bericht zufolge mehr als zwei Millionen Menschen nachweislich an Covid-19.
Die Wirksamkeit der Impfstoffe wurde je nach vorherrschender Corona-Variante für die jeweiligen Wellen der Pandemie unterschiedlich gewichtet. Indirekte Auswirkungen der Impfungen seien nicht berücksichtigt worden. Die meisten Menschen (96 Prozent), die durch die Impfstoffe gerettet wurden, waren laut dem Bericht älter als 60 Jahre. Besonders viele Todesfälle konnten während der Omikron-Welle verhindert werden. Die Zahl der durch Impfungen geretteten Leben in dieser Phase wurde auf knapp 570 000 geschätzt.
Der zuständige Bereichsleiter der WHO für Europa, Richard Pebody, rief ungeimpfte Menschen dazu auf, sich schützen zu lassen. „Wir sehen durch unsere Forschung, welch große Zahl an Leben durch die Covid-19-Vakzine in ganz Europa in der Pandemie gerettet wurden“, sagte Pebody einer Mitteilung zufolge.
Die Region Europa der Weltgesundheitsorganisation umfasst 53 Länder, dazu gehören neben den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums auch Russland und mehrere Länder des Kaukasus und Zentralasiens.
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