ABDA: Robuste Rabattverträge statt gläserner Apotheken
Bei einem Fachgespräch zu Lieferengpässen, das diese Woche im Gesundheitsausschuss des Bundestags stattfand, hatten unter anderem ABDA, Kassen, Großhandel und Pharmaverbände Gelegenheit, nochmals ihre Sicht auf die Probleme darzulegen und Lösungsideen aufzuzeigen. Für Unmut in der Apothekerschaft sorgte ein Vorschlag des GKV-Spitzenverbandes – doch die Kassenseite fühlt sich missverstanden.
Am vergangenen Mittwoch erläuterten Vertreter der ABDA, der Pharmaverbände BPI und Pro Generika, des GKV-Spitzenverbandes, des Großhandelsverbands Phagro und der BAG Selbsthilfe in einem Fachgespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestages die Engpassproblematik. Seitens der Hersteller wurde vor allem auf den massiven Preisdruck für Generika als Ursache der Probleme hingewiesen.
Geladen war auch ABDA-Päsidentin Gabriele Overwiening. Sie verwies darauf, dass die Lieferengpässe das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen belasteten. Wie Overwiening im gestrigen ABDA-Livetalk erklärte, habe sie den Abgeordneten zudem nochmals die schwierige Situation für die Apotheken verdeutlicht. Sie täten alles, um die Menschen mit Arzneimitteln zu versorgen. Doch das kostet bekanntlich Zeit und Nerven. Die ABDA-Präsidentin forderte daher eine Verstetigung der in der SARS-CoV-Arzneimittelversorgungsverordnung verankerten erleichterten Abgaberegeln sowie eine Vergütung der Apotheken für ihren zusätzlichen Aufwand.
Mehr zum Thema
ABDA Livetalk
Overwiening sieht gute Chancen beim Bürokratieabbau
Bundestagsdebatte
Heidenblut: Apotheker müssen flexibel bleiben
Der GKV-Spitzenverband brachte in dem – nicht öffentlichen – Gespräch offenbar einen Vorschlag ein, der bei den Apotheken gar nicht gut ankommt. Die Apotheker:innen wehrten sich gegen die Idee, „das Warenlager jeder einzelnen Apotheken durchleuchten zu können, um dadurch angeblich Lieferengpässe von Arzneimitteln zu bekämpfen“, heißt es heute in einer Meldung im ABDA-Newsroom.
Overwiening fordert bessere Rabattverträge
Dazu erklärt Overwiening: „Eine gläserne Apotheke beseitigt keinen einzigen Lieferengpass, sondern sorgt nur für Ängste und Befürchtungen bei Patientinnen und Patienten, dass auch ihre persönlichen Daten für Marketing- oder Versicherungszwecke ausgewertet und letztlich missbraucht werden können.“ In den Städten und Gemeinden seien die Apotheken und Arztpraxen vor Ort schon in kollegialem Kontakt, damit ausgestellte Rezepte mit Lieferproblemen dennoch zuverlässig beliefert werden könnten. „Die Krankenkassen sollten statt die Lösung der Lieferengpässe in gläsernen Apotheken, in einer einzig ausschlaggebenden BfArM-Liste und in einer Zuweisung der Patient*innen und Rezepte durch Praxen zu sehen, besser bei den von ihnen geschlossenen Rabattverträgen mehr Transparenz und Versorgungsstabilität schaffen“, so Overwiening weiter. Verträge mit mehreren Wirkstoffherstellern, größerer Flexibilität und längerer Bevorratung könnten die Situation maßgeblich entschärfen und grundlegend verbessern. Kurzum: „Für eine patientengerechte Arzneimittelversorgung brauchen wir robuste Rabattverträge statt gläserner Apotheken!“
GKV-Spitzenverband: Vorteile für alle Beteiligten
Der GKV-Spitzenverband sieht sich allerdings missverstanden. Er habe „zu keinem Zeitpunkt Einblick in die Warenlager der Apotheken gefordert“, erklärt ein Sprecher gegenüber der DAZ. Vielmehr habe er in dem Fachgespräch seine bereits früher geäußerte Forderung wiederholt, auf allen Ebenen der Arzneimittelversorgung Transparenz über die Nicht-Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu schaffen. Diese Daten sollten zentral vom BfArM gesammelt werden und adäquat aufbereitet allen an der Arzneimittelversorgung Beteiligten elektronisch, z. B. über Softwarelösungen, zur Verfügung gestellt werden. Dabei wären auch die verordnenden Ärzte über die Praxisverwaltungssoftware mit einzuschließen.
Der GKV-Spitzenverband sieht in so einem Vorgehen Vorteile für alle Beteiligten. Wenn bereits vor der Verordnung Engpässe bekannt seien, könne schnell gegengesteuert werden. Es könne etwa ein anderes Arzneimittel oder ein anderer Wirkstoff oder ggf. eine andere Packungsgröße verordnet werden – sofern für den Patienten geeignet. Aus Sicht der Kassen ist das auch für die Apotheken gut: Eine zentrale Meldung würde den eigenen Aufwand für Bestellung oder Dokumentation verringern. „Dabei geht es nicht um einen Einblick in die Lagerhaltung der Apotheke, sondern um allgemeine Informationen über Lieferengpässe, die im Rahmen der üblichen Arbeitsprozesse zur Verfügung stehen“, betont der Spitzenverband. „Dies verbessert die Versorgung der Versicherten, hilft Wege zu reduzieren, vermindert den Rückspracheaufwand zwischen Ärztinnen und Ärzten und den Apotheken und verringert den Aufwand der Apotheken“.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen