Apothekerin warnt Hersteller vor „dauerhaftem Vertrauensverlust“

Dass Arzneimittelfirmen in den sozialen Medien für ihre Produkte werben und manche dabei sogar auf Webseiten ausländischer Versender verlinken, geht zu weit, meint Apothekerin Margit Schlenk. Sie macht ihrem Ärger jetzt in einem Brief an den Herstellerverband BAH Luft – und warnt vor den Konsequenzen.

Auch die Arzneimittelhersteller haben die digitale Welt für sich entdeckt: Immer mehr Pharmafirmen werben im Internet für ihre OTC-Produkte. Manch ein Produzent setzt dabei auf schnelles Shopping – dafür nutzen einige Verlinkungen zu Arzneimittelversendern wie Shop Apotheke. Apothekerin Margit Schlenk aus Nürnberg hat jetzt genug davon: In einem Brief an den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) warnt sie die Mitgliedsunternehmen davor, die enge Beziehung mit den Präsenzapotheken aufs Spiel zu setzen.

Es falle auf, schreibt Schlenk, dass einige Hersteller seit geraumer Zeit in den sozialen Medien Werbung für rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel schalten, die eigentlich apothekenexklusiv vertrieben werden, und dabei zum Online-Shopping einladen: „Man landet dann auf shop-apotheke.com oder, wenn überhaupt, sehr umständlich und über mehrere Klicks bei einer Vor-Ort-Apotheke – dies eher als Deckmäntelchen noch angebotene Option“, ärgert sich die Inhaberin zweier Apotheken.

„Schlag ins Gesicht der beratenden Vor-Ort-ApothekerInnen und PTA“

Diese Art des Marketings komme bei ihr ebenso wie bei den Kolleginnen und Kollegen gar nicht gut an. Sie empfänden dies „als Schlag ins Gesicht der beratenden Vor-Ort-ApothekerInnen und PTA“, betont Schlenk. Eigentlich säßen Offizinen und Arzneimittelersteller doch in einem Boot und sollten alles tun, um die Präsenzapotheken zu erhalten. „Ihre Mitgliedsunternehmen tun gerade genau das Gegenteil – aus Angst?“, fragt sie den BAH. Die Pharmazeutin warnt: „Kurzfristige Geldgier (schneller Online-Umsatz) findet Resultat in dauerhaftem Vertrauensverlust in der Vor-Ort-Apotheke.“

Viele Kolleginnen und Kollegen ziehen laut Schlenk bereits Konsequenzen: Sie listeten bereits Sortimente aus, wenn „so unpartnerschaftliches Verhalten an den Tag gelegt wird“. Die Apothekerin appelliert an die Hersteller: „Bitte überdenken Sie Ihre Werbeaktivitäten!“

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