Halsschmerzen nach Covid-Infektion? Dahinter kann eine andere Krankheit stecken
Viele Menschen leiden unter Halsschmerzen, wenn sie sich mit Corona angesteckt haben. Manchmal allerdings bleiben die Schmerzen im Hals- und Kieferbereich auch nach der überstandenen Infektion. Dann könnte sich ein wichtiges Organ entzündet haben.
Noch nie sind so viele Menschen gleichzeitig mit Corona infiziert gewesen wie seit dem Aufkommen der Omikron-Variante. Die meisten von ihnen klagen über Schnupfen, Husten, Kopfweh, Müdigkeit und auch Halsschmerzen. Letztere halten gelegentlich nach der Covid-19-Infektion an. Das kann ein Zeichen einer Schilddrüsenentzündung sein. Coronaviren können ebenso wie Erkältungs- und Adenoviren nach überstandener Infektion eine sogenannte subakute Thyreoiditis de Quervain (SAT) auslösen.
Covid kann eine Entzündung der Schilddrüsen begünstigen
Wie die „Pharmazeutische Zeitschrift“ berichtet, gelten die Viren vor allem in Kombination als potenzieller Auslöser einer Schilddrüsenentzündung. „Wie Beobachtungen seit Beginn der Corona-Epidemie zeigen, kann Sars-CoV-2 die Entstehung einer SAT begünstigen“, informiert jetzt außerdem der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) in einer Mitteilung. Unwahrscheinlich sei eine Kreuz-Infektion dabei nicht, da sich Erkältungs- und Sars-CoV-2-Viren aktuell gleichzeitig verbreiten. Eine Schilddrüsenentzündung sollte bei anhaltenden Halsschmerzen daher immer in Erwägung gezogen werden.
Schilddrüsenentzündung als Folge von Atemwegsinfektionen
Die seltene Schilddrüsenerkrankung, welche bei Frauen fünfmal häufiger als bei Männern auftritt, entsteht im Zuge viraler Atemwegsinfektionen. Sie verursacht starke Schmerzen im Hals- und Kieferbereich und geht zudem oft mit grippeartigen Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit und Gliederschmerzen einher. Bei äußerem Druck auf die Schilddrüse äußern sich zudem verstärkt Schmerzen. Die Schilddrüse ist das schmetterlingsförmige Organ, das vorne am Hals auf Höhe des Kehlkopfs liegt.
Das macht die Schilddrüse im Körper
Sie steuert als wichtige Hormondrüse den Eiweiß-, Fett-, und Kohlenhydratstoffwechsel mit. Wie gut das Organ funktioniert, wirkt sich also beispielsweise auf das Knochenwachstum, die Muskulatur, den Cholesterinblutspiegel sowie den Energiestoffwechsel aus. Im Regelfall dauert die Entzündung drei bis sechs Wochen, kann aber auch – bei falscher, unwissender Behandlung – zu Langzeitschäden der Schilddrüse führen.
Richtig handeln, um Langzeitfolgen zu vermeiden
Norbert Czech, Nuklearmediziner des BDNs in Bremen, rät dazu, neben lokalen Symptomen auch potenziell dauerhaft anhaltenden Schilddrüsenbeschwerden wie einer Unterfunktion entgegenzuwirken. Die akute Form der SAT heilt zwar in circa 80 Prozent der Fälle innerhalb von einem Jahr selbst aus, Langzeitschäden sind jedoch nicht ausgeschlossen.
Eine Schilddrüsen-Sonographie bei gleichzeitiger Bestimmung spezifischer Laborparameter wie Entzündungs- und Schilddrüsenhormonwerte sowie in seltenen Fällen auch eine Feinnadelbiopsie sollte hierfür in Erwägung gezogen werden, empfiehlt der BDN.
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Wie wird eine Schilddrüsenentzündung behandelt?
Zur Behandlung akuter Schmerzen eignen sich klassische Schmerzmittel, also nicht nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen sowie Kortison-Präparate (systemische Glucocorticoide wie Prednisolon). Laut Czech sollten die Medikamente anschließend nicht zu früh – am besten schrittweise – abgesetzt werden, um einen Rückfall zu vermeiden.
Empfehlenswert sei zudem die regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte, da die Entzündung zumeist in Phasen verlaufe. Nach einer Phase der Schilddrüsenüberfunktion schließt eine kurz anhaltende normale Schilddrüsenfunktion an, bevor sich eine Schilddrüsenunterfunktion einstellt. Im Regelfall normalisiere sich diese ebenfalls wieder, führt Czech aus. Sei dies nicht der Fall, könne eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig werden.
Um das zu vermeiden, sollten Sie vor allem in der aktuellen Jahreszeit auf Ihren Körper hören und potenzielle Symptome ernst nehmen. Der Mediziner betont: „Wenn es einen Zeitraum gibt, in dem die subakute Thyreoiditis de Quervain vermehrt auftauchen könnte, dann ist das jetzt. Die Kombination aus Erkältungsviren, die besonders im Frühling grassieren, und den derzeitigen hohen Corona-Inzidenzen sollte uns für dieses Krankheitsbild sensibel stimmen.“
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