Weil Spahn Chaos verursacht, wollen zahlreiche Ärzte im Saarland nicht mehr impfen
Das RKI meldet am Dienstag mehr als 45.000 Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit auf 399,8. Derweil sehen Hausärzte die Biontech-Begrenzung als eine „Vollbremse“ im Kampf gegen die Pandemie. Alle aktuellen News zur Corona-Pandemie finden Sie hier im News-Ticker von FOCUS Online.
News zu Corona vom 23. November
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Hausärzte: Biontech-Begrenzung ist "Vollbremsung" – Forderung an Politik
06.39 Uhr: Der Hausärzte-Verband fordert, die Rationierung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes zu beenden. "Die Rationierung auf 30 Dosen Biontech pro Woche für jede Praxis ist untragbar. Das schafft eine Praxis nebenbei an einem Nachmittag", sagt Oliver Funken, Chef des Hausarzt-Verbands Nordrhein, der Zeitung "Rheinische Post". Die kurzfristige Ankündigung, die Liefermengen für Biontech zu beschränken, sei "wie eine Vollbremsung": "Die Praxen müssen jetzt viele Impftermine umplanen, da erst neue Impfstoffe (hier Moderna) bestellt werden müssen und Patienten auf einen Impfstoffwechsel hin beraten werden." Die Zeit fehle dann wiederum beim Impfen. "Wir Ärzte wollen impfen, aber die Politik kommuniziert nicht rechtzeitig den Wechsel der Impfstoffe. So fährt die Politik die Impfkampagne an die Wand."
RKI registriert 45.326 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 399,8
06.04 Uhr: Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 399,8 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 386,5 gelegen, vor einer Woche bei 312,4 (Vormonat: 100,0). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 45.326 Corona-Neuinfektionen. Vor genau einer Woche waren es 32.048 Ansteckungen gewesen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 309 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 265 Todesfälle gewesen.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Montag mit 5,28 an. Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängen.
Bei Tochter angesteckt: Frankreichs Premier positiv auf Corona getestet
06.00 Uhr: Frankreichs Premierminister Jean Castex ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 56-Jährige werde seine Amtsgeschäfte zehn Tage lang aus der Selbstisolation weiterführen, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Montagabend unter Berufung auf Matignon, den Amtssitz des Regierungschefs in Paris. Zuvor sei das Virus bei Castex' elf Jahre alter Tochter nachgewiesen worden.
Ian Langsdon/EPA POOL/AP/dpa Jean Castex, Premierminister von Frankreich
Lauterbach: "Moment der Impfpflicht ist gekommen" – sonst gleiche Probleme im nächsten Herbst
5.50 Uhr: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht aus. "Ich sehe das wie Frank-Walter Steinmeier. Was muss denn noch passieren, damit die Leute sich bequemen, eine ungefährliche Impfung über sich ergehen zu lassen, zumindest zu dem Zweck, andere zu schützen", sagt er im ntv-Talk #beisenherz. Er bezieht sich dabei auf einen ähnlichen Satz des Bundespräsidenten. "Aus meiner Sicht ist der Moment der Impfpflicht gekommen", so Lauterbach weiter.
Man sei nun in einer Situation mit einer Kombination aus der hohen Ansteckbarkeit der Delta-Variante und einer hohen Zahl derjeniger, die nicht impfwillig sind. "Da müssen wir tatsächlich die allgemeine Impfpflicht erwägen", sagt er. "Und die würde ich mittlerweile auch befürworten, denn wir bekommen sonst im nächsten Herbst schon wieder das gleiche Problem."
Brysch: Biontech in Praxen und Moderna in Impfzentren impfen
Dienstag, 22. November, 02.30 Uhr: Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer nur noch in Arztpraxen und den Impfstoff von Moderna vornehmlich in Impfzentren und provisorischen Impfstellen zu spritzen. Vorstand Eugen Brysch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es mache einen logistischen Unterschied, welches Präparat angeboten werde. Aus einer Moderna-Ampulle könnten mehr Impfdosen gezogen werden als aus einem Biontech-Fläschchen. Auch werde in Praxen anders als in Impfzentren in der Regel nicht täglich geimpft. Angebrochene Ampullen könnten nicht ohne Weiteres aufgehoben werden.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn hatte am Montag die Gleichwertigkeit beider Impfstoffe unterstrichen.
Kretschmann glaubt an Verfassungskonformität einer Impfpflicht
23.00 Uhr: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält eine allgemeine Corona-Impfpflicht für vereinbar mit dem Grundgesetz. Er glaube nicht, dass dies verfassungswidrig wäre, sagte der Grünen-Politiker am Montagabend im ZDF-"heute journal". Es habe in Deutschland lange Zeit eine Impfpflicht gegeben, sie sei vor Jahrzehnten aber aufgegeben worden. Auch gebe es eine solche Pflicht in abgeschwächter Form bei Masern. Bernd Weißbrod/dpa Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht im Landtag bei einer Regierungs-Pressekonferenz. (Archivbild)
Kretschmann und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warben in einem gemeinsamen Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" für eine Impfpflicht. "Eine Impfpflicht ist kein Verstoß gegen die Freiheitsrechte. Vielmehr ist sie die Voraussetzung dafür, dass wir unsere Freiheit zurückgewinnen", schrieben beide Politiker. Im ZDF sprach Kretschmann von einem schwierigem Abwägungsprozess und einem tiefen Eingriff in Persönlichkeitsrechte. Noch tiefere Eingriffe seien aber Maßnahmen wie bei überlasteten Krankenhäusern – etwa eine Auswahl, wer behandelt wird und wer nicht.
Kretschmann machte klar, dass bei einer Impfpflicht sicher niemand bei Verweigerung im Gefängnis lande oder von der Polizei zum Impfen abgeholt werde. Möglich wären jedoch Bußgelder. Man könne aber davon ausgehen, dass sich die Bevölkerung in der Regel an Gesetze halte, auch wenn jemand nicht davon überzeugt sei. Kretschmann zufolge wäre eine Impfpflicht Sache des Bundesgesetzgebers.
Südtirol verhängt nächtliche Ausgangssperre in 20 Gemeinden
22.23 Uhr: Südtirol verschärft in der Corona-Pandemie die Regeln wieder. Im Freien gilt «ab sofort» eine Maskenpflicht, wenn ein Mindestabstand von einem Meter nicht mehr eingehalten werden kann. Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr müssen eine FFP2-Maske tragen. Der Landeshauptmann der autonomen Provinz im Norden Italiens, Arno Kompatscher, unterzeichnete am Montagabend eine entsprechende Verordnung. In 20 sogenannten roten Gemeinden mit hohen Inzidenzwerten und niedriger Impfquote tritt darüber hinaus am Mittwoch eine Ausgangssperre von 20.00 Uhr bis 05.00 Uhr in Kraft.
Vor die Tür dürfe man in den «roten Gemeinden» nur in dringenden Fällen oder wegen der Arbeit, hieß es weiter. Bars und Restaurants müssen demnach um 18.00 Uhr schließen. In Hotels dürfen Gäste allerdings auch danach noch bedient werden. Tanzen in Diskotheken sowie öffentliche Kultur-, Freizeit- oder Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen sind untersagt. Für Kindergärten und Schulen gelten die Einschränkungen nicht.
Kompatscher hatte die Regierung in Rom bereits gebeten, die Regionen eigenmächtig in bestimmten Fällen über strengere Corona-Maßnahmen entscheiden zu lassen. In Südtirol sind die Inzidenzwerte hoch. Viele sind ungeimpft. Insgesamt meldeten die Behörden in Italien am Montag etwas mehr als 6400 Neuinfektionen und 70 Tote mit dem Virus binnen eines Tages. Rund 87 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre erhielt bislang mindestens eine Impfdosis.
Kliniken im Landkreis Neu-Ulm bereiten Triage-Team vor
19.06 Uhr: Die Kliniken im Landkreis Neu-Ulm bereiten sich mit der Gründung eines Triage-Teams auf die Überlastung der Intensivstationen vor. Dies geht aus einem Schreiben an Mediziner hervor, das unter anderem Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) unterzeichnet hat.
Die Kreisbehörde bestätigte am Montag, dass es solch einen Brief gebe, in dem es allerdings hauptsächlich um das derzeitige Impfangebot gehe. Für die Zusammenstellung des Triage-Teams seien die Krankenhäuser selbst zuständig, sagte eine Landkreis-Sprecherin. Mehrere Medien hatten zuvor über die Pläne des schwäbischen Landkreises berichtet. Fabian Strauch/dpa/Symbolbild Eine Pflegekraft arbeitet auf einem Zimmer einer Intensivstation für Corona-Patienten.
Im Landkreis Neu-Ulm betrifft es die Kreisspitalstiftung Weißenhorn, die an insgesamt drei Orten die Kliniken des Landkreises betreibt. Eine Sprecherin der Stiftung erklärte, dass zunächst die Pandemie-Beauftragten klären sollten, wie weiter vorgegangen werden soll. Die Maßnahmen seien bisher "rein präventiv", konkrete Schritte zur sogenannten Triage noch nicht geplant. Es sei Klinikalltag, dass Ärzte entscheiden, wie Patienten behandelt werden, sagte sie.
Triage bedeutet, dass Ärzte aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. In der vergangenen Woche hatten die Landeskliniken im österreichischen Bundesland Salzburg bekannt gegeben, dass ein Triage-Team zusammengestellt werde, weil die Behandlung aller Patienten nach geltenden Standards schon bald nicht mehr garantiert werden könne. Laut dem Sprecher der Salzburger Kliniken soll das Team künftig darüber beraten, wer noch intensivmedizinisch behandelt werden kann und wer nicht.
Laut der Mediziner-Vereinigung Divi waren am Montag die Intensivbetten im Kreis Neu-Ulm zu rund 80 Prozent belegt. In vielen anderen Kreisen in Bayern sah die Lage allerdings noch wesentlich schlechter aus, manche Kommunen hatten gar keine freien Betten mehr.
Stadt Stuttgart sagt Weihnachtsmarkt ab
18.42 Uhr: Die Landeshauptstadt Stuttgart hat den Weihnachtsmarkt abgesagt. Das teilte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Montagabend mit. dpa/Sina Schuldt Weihnachtsmarkt Stuttgart.
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