COVID-19: Vielversprechendes Antikörper-Medikament gegen SARS-CoV-2 entwickelt – Heilpraxis
Antikörper-Behandlung gegen COVID-19
In verschiedenen Ländern haben die ersten Impfprogramme gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 begonnen. Fachleute rechnen damit, dass in den kommenden Wochen und Monaten weitere Impfstoffe zugelassen werden. Doch die Hoffnungen richten sich auch darauf, dass es gelingt, Medikamente zur Behandlung bereits Infizierter zu finden. Forschende aus Deutschland berichten nun über einen Wirkstoff-Kandidaten.
Trotz intensiver Forschung in zahlreichen wissenschaftlichen Instituten weltweit gibt es noch immer keine wirksame Therapie gegen die Coronavirus-Erkrankung (COVID-19). Doch Forschende aus Deutschland berichten nun über ein Medikament gegen SARS-CoV-2 auf Basis von menschlichen Antikörpern.
Immunisierung innerhalb kürzester Zeit
Schon bald könnten auch in Deutschland die ersten Impfstoffe gegen das Coronavirus zum Einsatz kommen. Typische „aktive“ Impfstoffe heilen aber nicht die Erkrankung. Sie müssen bereits vor Kontakt mit dem Krankheitserreger eine Immunantwort des Körpers auslösen, die mit der Bildung von schützenden Antikörpern einhergeht.
„Die Impfung zum Schutz vor der ,normalen‘ Grippe hat insbesondere für Herzpatienten einen großen und erwiesenen Nutzen“, erklärt Herzspezialist Prof. Dr. Heribert Schunkert vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung in einer aktuellen Mitteilung.
Allerdings tritt die Wirkung einer Impfung erst nach zwei bis drei Wochen ein. Diese Zeitspanne ist aber zu lang für Patientinnen und Patienten mit einer schweren akuten COVID-19-Erkrankung oder für medizinisches Pflegepersonal, das sofort geschützt werden soll.
Neben Impfstoffen sollen daher auch Antikörper-Therapien („passive“ Impfstoffe) zum Schutz Gesunder vor einer COVID-19-Erkrankung oder zur Unterstützung des Immunsystems von COVID-19-Erkrankten zum Einsatz kommen. Diese könnten direkt das Virus neutralisieren.
Im Labor hergestellte menschliche Antikörper haben den Vorteil, dass sie den Körper durch passive Immunisierung je nach Gabe (intravenös, subkutan) innerhalb von Minuten bis weniger Stunden vor einer Infektion durch das Coronavirus SARS-CoV-2 schützen – solange, bis das Immunsystem eigene Antikörper produziert hat.
Heilungsprozess unterstützen
Genau hier setzt das von der Deutschen Herzstiftung geförderte Forschungsvorhaben „Menschliche monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2 zur Prophylaxe gegen Covid-19 – Unterstützung der Entwicklung“ an der Technischen Universität (TU) Braunschweig an.
Das Ziel der Entwicklung eines Medikaments gegen COVID-19 sollte sein, nicht nur den Heilungsprozess von akut Erkrankten zu unterstützen, sondern gerade auch Risikogruppen, die nicht hundertprozentig von einer Corona-Impfung profitieren können, vor einer Infektion zu schützen: Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Personen. Diesem Ziel sind Forschende nun näher gekommen.
Vielversprechender Antikörper
Wie die TU Braunschweig in einer Mitteilung schreibt, entwickelt die CORAT Therapeutics GmbH ein Medikament gegen das SARS-CoV-2-Virus auf Basis von menschlichen Antikörpern, die mit biotechnologischen Methoden, also im Reagenzglas, erzeugt werden. Besonders vielversprechend ist dafür der Antikörper COR-101.
Nun wurden die Struktur dieses Antikörpers sowie die Geschichte seiner Entwicklung in dem Labor von Professor Michael Hust und Professor Stefan Dübel von der TU Braunschweig zusammen mit der Yumab GmbH auf dem Preprint-Server „bioRxiv“ veröffentlicht.
Virus kann nicht mehr in Zellen eindringen
Den Angaben zufolge ist COR-101 ein durch biotechnologische Methoden hergestellter vollständig menschlicher Antikörper von der Art, wie ihn unser Körper normalerweise selbst nach einer Infektion oder Impfung bildet.
Zusammen mit Joop van den Heuvel und Thomas Klünemann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung wurde die atomare Struktur der Bindung zwischen dem Antikörper COR-101 sowie dem SARS-CoV-2 Spike Protein aufgeklärt.
Die Ergebnisse der Forschenden zeigen, dass COR-101 auf der Oberfläche des Virus großflächig und mit sehr hoher Bindungsstärke genau jene Bindungsstelle blockiert, welche das Virus zum Andocken an menschliche Zellen benötigt. Dadurch kann der Erreger nicht mehr in die Zellen eindringen und sich darin vermehren.
Mutationen werden erkannt
„Wir wissen, dass ein Impfstoff nicht bei jedem einzelnen Menschen funktioniert, dies wird besonders bei älteren Menschen beobachtet. Zudem gibt es Patientinnen und Patienten mit anderen Erkrankungen, welche nicht geimpft werden können. Leider haben gerade diese beiden Personengruppen in der Regel auch ein höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken“ so Dr. Andreas Herrmann, Geschäftsführer der CORAT Therapeutics.
„Hier soll unser Antikörper COR-101 helfen. Da COR-101 die essentielle Kontaktstelle zwischen Virus und unserem Körper permanent besetzt, kann das Virus seine „Spike“-Proteine nicht mehr nutzen, um uns zu infizieren. Deshalb erwarten wir, dass COR-101 all jenen helfen kann, die bereits an COVID-19 erkrankt sind, deren Immunsystem aber die notwendige Immunantwort nicht rechtzeitig selbst in Gang setzen kann. Wir werden aber auch prüfen, ob COR-101 sowohl medizinisches Personal als auch Risikogruppen vor einer Infektion schützen kann“.
Außerdem betont Herrmann, dass COR-101 auch mittlerweile bereits aufgetretene Virusvarianten („Mutationen“) erkennen und neutralisieren kann.
Keine ausgeklügelte Tiefkühllogistik nötig
COR-101 konnte bereits für klinische Studien nach Arzneimittelstandards bereitgestellt werden. Der Beginn solcher Studien ist für Anfang kommenden Jahres geplant. Dazu erklärt Dr. Herrmann: „Im Gegensatz zu den sich derzeit in der Prüfung befindenden Impfstoffen benötigt unser Anti-Corona-Medikament keine ausgeklügelte Tiefkühllogistik.“
Denn „Antikörper sind sehr stabile und robuste Moleküle. Schon vor einem Jahrhundert trugen Ärzte wochenlang ungekühlt Fläschchen mit Antikörpern in ihren Taschen mit sich herum, um sie beispielsweise für den Einsatz gegen Tetanus oder Diphtherie immer bereit zu haben“, so der Experte.
„Wir erwarten also eine sehr viel einfachere und günstigere Logistik für die Verteilung von COR-101 als für RNA-Impfstoffe.“ Außerdem werden viel weniger Dosen im Vergleich zu diesen Impfstoffen benötigt, weil nur Infizierte und Risikogruppen behandelt werden müssen. (ad)
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