Kühlen oder wärmen – So Schmerzen richtig behandeln – Heilpraxis

Wie Wärme und Kälte gegen Schmerzen helfen

Es gibt sowohl wärmende als auch kühlende Maßnahmen, die sich zur Behandlung von akuten Schmerzen eignen. Mit den richtigen Hausmitteln lassen sich häufig auftretende Schmerzen wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Arthritis oft lindern. Doch wann sollte man eher Wärme und wann eher Kälte einsetzen? Schmerzfachleute geben eine Übersicht.

Fachärztinnen und Fachärzte der renommierten Cleveland Clinic in den USA geben einen Überblick darüber, wann man Schmerzen eher mit wärmenden und wann mit kühlenden Behandlungen begegnen sollte. Bei der richtigen Wahl steht vor allem die Ursache der Schmerzen im Vordergrund.

Akute Verletzungen

Bei akuten Verletzungen sollte den Fachleuten zufolge zunächst keine Wärmebehandlung verwendet werden. Die zusätzliche Hitze könnte die Entwicklung von Entzündungen begünstigen und so den Heilprozess verzögern. Hier ist Eis eindeutig die bessere Wahl. Die Kälte verengt die Blutgefäße, wodurch Schmerzen betäubt, Entzündungen gelindert und Blutergüsse begrenzt werden.

„Wenn Sie kälteempfindlich sind, kann die Anwendung von Eis zunächst unangenehm oder sogar schmerzhaft erscheinen“, erklärt Sportmedizinerin Anne Rex. „Aber lassen Sie sich nicht täuschen – Eis ist die beste Wahl, um Schwellungen, Entzündungen und Schmerzen frühzeitig zu stoppen“, so die Medizinerin. Wärme könne die Verletzung sogar verschlimmern. Das Eis, was auf die Verletzung gelegt wird, sollte jedoch nicht älter als sechs Wochen sein, um bakterielle Verunreinigungen zu vermeiden.

Ältere Verletzungen

Handelt es sich um eine lange anhaltende Verletzung, die älter als sechs Wochen ist, kann auch eine wärmende Behandlung eingesetzt werden. Die Wärme erhöht die Durchblutung und entspannt die Muskeln und Gelenke. Dies trägt laut Sportmedizinerin Rex dazu bei, den Bewegungsumfang im Bereich der Verletzung zu erhöhen. „Verwenden Sie Wärme, bevor Sie sich dehnen oder ein Übungsprogramm für zu Hause durchführen“, schlägt die Medizinerin vor. Nach dem Training sei eine Kältebehandlung vorzuziehen, um Entzündungsschübe zu vermeiden.

Arthritis-Schmerzen lindern

Gelenk-Entzündungen oder abgenutzte Gelenkknorpel können Schmerzen sowie Steifheit an Stellen wie beispielsweise Ellenbogen, Knie, Schultern und Fingern verursachen. In diesen Fällen kann feuchte Wärme helfen, wie beispielsweise ein Vollbad mit rund 38 Grad Celsius. „Patientinnen und Patienten mit eher chronischer Osteoarthritis fühlen sich in der Regel mit Wärme besser“, weiß Rheumatologin Dr. med. Linda Mileti aus ihrer Berufserfahrung.

Ausnahme: Gicht-Schübe

Eine Ausnahme stellen jedoch Gicht-Schübe dar: Hier ist laut Dr. Mileti eine kühlende Behandlung besser geeignet. Eis könne die Schübe beruhigen und gleichzeitig helfen, den Schmerz zu betäuben.

Kopfschmerzen beruhigen

Kältebehandlungen können dabei helfen, pochende Kopfschmerzen zu lindern. „Kalte Masken oder Wickel über Stirn, Augen und Schläfen lindern pochende Schmerzen und Migräne-Anfälle“, so die Neurologin Dr. med. Jennifer Kriegler. Strahlen die Schmerzen jedoch vom Nacken her in den Kopf, können eher wärmende Nackenwickel oder ein wärmendes Vollbad zur Linderung verhelfen.

Muskelzerrungen und Verstauchungen

Muskelzerrungen und Verstauchungen profitieren gewöhnlich von einer Kombination aus wärmenden und kühlenden Behandlungen. Egal ob die Beschwerden beim Sport oder bei der Arbeit auftreten, ein verzehrter Rücken oder ein verstauchter Knöchel sollte zunächst mit Kälte behandelt werden, um Entzündungen, Schwellungen und Rötungen zu reduzieren. Erst wenn die Entzündung abklingt, ist es laut den Fachleuten ratsam, auf Wärme umzuschalten. Dies kann Muskelsteifheit lösen und die Durchblutung erhöhen, wodurch der Schmerz gelindert wird.

Sehnenscheidenentzündungen

Eine Sehnenentzündung (Tendinitis) ist eine schmerzhafte Entzündung, die die Sehnen, also das Bindegewebe zwischen Muskeln und Knochen betrifft. Häufig entstehen solche Entzündungen bei der Durchführung von sich ständig wiederholenden Bewegungen. Besonders oft sind die Sehnen in Ellenbogen, Handgelenk, Knie, Schulter, Hüfte oder die Achillessehne betroffen. Da es sich um eine Entzündung handelt, sind hier Kältebehandlungen zu bevorzugen.

Handelt es sich jedoch um eine Tendinose, also um eine chronische Überlastung der Sehne, sind Wärmebehandlung besser geeignet, um die Reizungen und die Steifheit an den Gelenken zu reduzieren – vorausgesetzt ist hierbei allerdings, dass keine akute Entzündung vorliegt.

Wie lange sollten Wärme- und Kältebehandlungen dauern?

Wärme- und Kältebehandlungen lassen sich auf viele unterschiedliche Arten durchführen. Die Expertinnen und Experten der Cleveland Clinic raten dazu, eine Behandlungsdauer von 20 Minuten nicht zu übersteigen.

Vorschläge für Kältebehandlungen

Eine einfache Methode für eine Kältebehandlung ist das Auflegen von Beuteln mit gefrorenen Erbsen, Mais, Eiswürfeln oder gefrorene Gel-Packs. Bei Entzündungen und Schwellungen können solche Behandlungen bis zu 48 Stunden nach Auftreten der Schmerzen effektiv sein. Um gezielte Stellen wie den Ellenbogen oder die Ferse zu kühlen, können die gewünschten Bereiche auch mit einen Eiswürfel massiert werden. Bei dieser Methode ist allerdings Vorsicht geboten, da zu starke Kälte die Haut schädigen kann.

Kalte Masken und Wickel lassen sich leicht erstellen, indem ein sauberes Handtuch in kaltes Wasser getränkt wird und dann um die zu kühlende Stelle geschlagen wird. Bei Kopfschmerzen kann zunächst eine Erkältungsmaske aufgelegt und ein kühles Tuch darübergelegt werden.

Vorschläge für Wärmebehandlungen

Wie bereits erwähnt, stellt ein Vollbad bei rund 38 Grad Celsius eine einfache und entspannende Wärmebehandlung dar. Für unterwegs gibt es Wärmetücher, die um Hals und Nacken gewickelt werden können. Zudem gibt es diverse Heizkissen, Heizdecken, Wärmelampen und die klassische Wärmflasche, um gezielt einen gewünschten Bereich zu wärmen

Wann sollte man Kälte- und Wärmbehandlungen unterlassen?

„Seien Sie vorsichtig an Stellen mit verminderter Empfindung, wenn Sie an einer Neuropathie oder dem Raynaud-Syndrom leiden“, betont Dr. Kriegler. Hier merken die Betroffenen nicht, wenn es infolge von extremen Temperaturen zu Hautschädigungen kommt. Allgemein gilt: Tritt durch die Wärme- und Kältebehandlungen keine schnellen Besserungen ein, sollte eine Ärztin beziehungsweise ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. Dies zählt natürlich auch, wenn sich die Beschwerden infolge der Behandlung mit Kälte oder Wärme verschlimmern. (vb)

Autoren- und Quelleninformationen

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