Jeder anders

Im Alter von sieben Jahren wurde bei dem Sohn von Mary Berridge das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Seitdem musste die Fotografin immer wieder erfahren, wie wenig Menschen über Autismus-Spektrum-Störungen Bescheid wissen und wie viele falsche Informationen kursieren.

Mit ihrer Fotoserie „Visible Spectrum: Portraits From The World Of Autism“ will Berridge aufklären und zeigen, wie unterschiedlich Menschen mit Autismus sein können. Seit 2014 hat sie insgesamt rund 60 Betroffene im Alter von 3 bis 55 Jahren getroffen und porträtiert.

Dazu gehört Newton, der es nicht mag, wenn Leute seine roten Locken berühren, und dann wie ein Huhn mit den Armen flattert; die 13-jährige Sadie, die am liebsten Zeit mit ihrer Mutter verbringt; oder Jeff, der in der Gesundheitsbranche arbeitet und mit seinen beiden Katzen zusammenlebt.

Manche Fotos entstanden bei den Menschen zu Hause, andere auf dem Uni-Campus, im Klassenzimmer oder in einem Tanzstudio. Berridge plante die Situationen vorher nicht, sie machte nur manchmal Vorschläge. Die Erfahrung mit ihrem Sohn lehrte sie, dass es für die Porträtierten unangenehm sein könnte, sie zu stark zu führen. Sie fragte sie oder deren Eltern stattdessen nach dem besten Weg.



Wie viele Menschen in Deutschland von dem Störungsbild betroffen sind, ist unklar. Die Zahl schwankt je nach Diagnosekriterien, Experten gehen aber meist von rund 800.000 Menschen aus. Wie sich Autismus äußert, kann sehr unterschiedlich sein: Es wird beispielsweise zwischen frühkindlichem Autismus, Asperger-Syndrom und Atypischem Autismus unterschieden. Lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Erscheinungsformen. Oft tritt Autismus auch mit Begleiterkrankungen auf wie dem Tourette-Syndrom, Depressionen, Zwangsstörungen oder ADHS.

Menschen mit Asperger-Syndrom sind häufig durchschnittlich intelligent, in Teilgebieten eventuell sogar überdurchschnittlich, motorisch aber oft eher ungeschickt. Der frühkindliche Autismus macht sich oft besonders im sozialen Umgang, bei der Kommunikation und in sich wiederholenden Verhaltensweisen bemerkbar.

Viele Menschen mit Autismus-Syndrom verstehen Gesichtsausdrücke, Körpersprache oder soziale Konventionen nicht von Natur aus. Klänge, Licht oder Berührungen können einigen Angst machen und zu Reizüberflutung führen. Es gibt Betroffene, die ein ungewöhnlich gutes Gedächtnis haben, kleinsten Details Aufmerksamkeit widmen. Manche haben reguläre Jobs und Familien, andere können nicht selbstständig leben.

Berridge will mit ihren Fotos zeigen, dass alle neben bestimmten Einschränkungen auch ihre individuellen Stärken haben – eine Verallgemeinerung findet sie falsch. Derzeit arbeitet die Fotografin an einem Bildband zu ihrem Projekt. Jedes Bild wird darin von einem Text der Porträtierten oder der Eltern ergänzt, um die individuelle Geschichte jedes Einzelnen zu veranschaulichen.

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