Gute Gründe für den Rauchstopp

"Rauchen fördert die Geselligkeit, ist cool, schmeckt, gehört zum Bierchen einfach dazu" und so weiter. Raucher haben ihre Gründe für den Griff zur Zigarette. Die Gründe für den Ausstieg sind besser.

Wer mit dem Rauchen aufhört, kann nur gewinnen:

Gesundheit und Fitness

Möglichst lange, möglichst gesund leben: Wer will das nicht? Mit Rauchen bewirkt man aber das Gegenteil. Lungenkrebs, Krebs der Mundhöhle, des Kehlkopfes und der Luftröhre entstehen in etlichen Fällen durchs Rauchen. Von vielen anderen Krebsformen – Magen, Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere, Harnblase, Brust, Gebärmutterhals – sind Raucher ebenfalls deutlich häufiger betroffen. "Je mehr man raucht, je früher man begonnen hat und je länger man dabeibleibt, desto höher steigt das Krebserkrankungsrisiko", sagt Dr. Ute Mons, die am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) die Stabsstelle Krebsprävention leitet. Wer raucht, hat zudem ein höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, arterielle Verschlusskrankheit – etwa das "Raucherbein".

Ein Rauchstopp bringt schnell positive Wirkung: Nach wenigen Tagen kann man besser riechen und schmecken. Zwei bis drei Wochen nach dem Ausstieg verbessern sich Kreislaufsituation und Lungenfunktion, man ist nicht mehr so schnell aus der Puste. Laut DKFZ können leichte Raucher (bis 10 Zigaretten pro Tag) binnen weniger Jahre ihr  Schlaganfallrisiko auf das Niveau der Nie-Raucher absenken. Starke Raucher erreichen immerhin den Level eines leichten Rauchers. Auch das Risiko für Lungenkrebs und andere Krebsformen sinkt deutlich. Zehn Jahre Abstinenz halbieren das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, berichtet die American Heart Association.

Lebenszeit

Rauchen frisst Lebenszeit: Männer, die dauerhaft mehr als zehn Zigaretten pro Tag rauchen, verkürzen ihre Lebenserwartung statistisch um zehn Jahre gegenüber Nichtrauchern, berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft. Bei Frauen beträgt der Unterschied  sieben Jahre. Durch den Ausstieg aus dem Rauchen kann man seine Lebenserwartung wieder erhöhen. Wie viel man gewinnt, hängt auch vom Ausstiegszeitpunkt ab: Laut einer Studie am Center for Global Health Research in Toronto gewinnen Raucher, die im Alter zwischen 25 und 34 Jahren aufhören,  statistisch wieder zehn Jahre; bis zum 44. Lebensjahr sind es neun Jahre. Der Ausstieg bis zum 54. Lebensjahr bedeutet immer noch einen Gewinn von sechs Jahren Lebenszeit.

Lebensqualität

"Jeder erwachsene Raucher weiß, dass der Tabakkonsum nicht gut tut, weder ihm selbst noch den Menschen in seiner Umgebung", sagt Professor Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion für Suchtmedizin und Suchtforschung an der Universitätsklinik Tübingen. Viele hätten deswegen ein schlechtes Gewissen. "Die kurzfristige Entlastung, die die Zigarette ihnen bietet, steht aber darüber". Das stärkste Motiv, mit dem Rauchen aufzuhören, sei die Gesundheit, sagt der Experte für Raucherentwöhnung. Eine Erkrankung, der Rat des Arztes, die Krankheit einer nahestehenden Person liefern den Anlass, endlich etwas zu tun. "Viele Raucher, die zu uns in die Therapie kommen, stehen in der Mitte des Lebens. Sie haben seit ihrer Jugend geraucht, stellen fest, dass Gesundheit kein garantiertes Gut ist, und wollen nun nachsteuern", berichtet Batra. Mit dem Rauchen aufzuhören, sei eine große Herausforderung. "Schon nach kurzer Zeit aber fühlen sich die Betroffenen entlastet, sie sind stolz auf ihren Erfolg und erleben die Abstinenz als neu gewonnene Lebensqualität."

Freiheit

Auch wenn die Werbung anderes suggeriert: "Rauchen ist das Gegenteil von Freiheit", sagt Mons. "Ein Großteil der Raucher ist abhängig vom Nikotin und zeigt klassische Anzeichen einer Suchterkrankung." Manche könnten sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Zigaretten den Arbeitsalltag zu überstehen: Sie brauchen die regelmäßigen Raucherpausen, um Stress abzubauen. "Was den Betroffenen nicht klar ist: Sie lindern nur ihre Entzugserscheinungen", betont Expertin Mons. Das Leben werde um die Zigarette herumgeplant. Gibt es im Workshop genügend Gelegenheit für eine Rauchpause? Kann man im Hotel Raucherzimmer buchen? "Der Rauchstopp wird als Befreiung von derartigen Zwängen erlebt", sagt Suchtforscher Batra von der Uniklinik Tübingen, die auch eine Raucherambulanz anbietet. Im Nachhinein finden Ex-Raucher es geradezu absurd, welchen Aufwand sie betrieben haben: nachts zur Tankstelle rennen, im strömenden Regen den nächsten funktionierenden Zigarettenautomaten suchen, in Eiseskälte auf dem Balkon stehen und vieles mehr.

Schönheit

Faltenstern um die Lippen, Tränensäcke, Wangenfurchen, ein gräulich-bleicher Teint – die Haut der Raucher altert deutlich schneller als die von Nichtrauchern: Tabakkonsum beschleunigt den Abbau von Kollagen und Elastin, die Haut verliert an Elastizität. Die Blutgefäße werden verengt, die Haut schlechter durchblutet. Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, ließen die Porträts von 79 eineiigen Zwillingspaaren zwischen 18 und 79 Jahren bewerten, von denen nur jeweils einer rauchte. Ihr optisches Alter lag zum Teil mehr als zehn Jahre auseinander. Durch den Rauchstopp lässt sich die vorzeitige Alterung bremsen, und auch Haare, Nägel, Zähne und Zahnfleisch erholen sich von den Auswirkungen der Schadstoffe, die die finnische Krebsgesellschaft sehr anschaulich in ihrer interaktiven "Tobacco Body"-Kampagne zeigt (http://tobaccobody.fi/).

Mitmenschen

Wer mit dem Rauchen aufhört, beweist Verantwortungsgefühl – in der Schwangerschaft für das ungeborene Kind, für sich selbst und die Menschen in seiner Umgebung, die durch Passivrauchen vermeidbaren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden. Insbesondere Kinder leiden. Forscher des Lawrence Berkeley National Laboratory etwa warnen, dass Kleinkinder in Raucherhaushalten gleich doppelt gefährdet sind: durch Passivrauchen, aber auch durch die giftigen Nikotinablagerungen an Tapeten, Gardinen, auf Teppichen und Möbeloberflächen, die sie beim Krabbeln über Haut, Atmung und Mund aufnehmen können.

Zeit und Geld für schöne Dinge

Der Genuss einer Zigarette dauert rund fünf Minuten. Bei zehn Zigaretten am Tag summiert sich der Zeitaufwand für die Raucherpausen auf 50 Minuten pro Tag. Wer aufhört, gewinnt pro Jahr 304 Stunden: fürs Lesen, Spazierengehen, Müßiggang, für die Familie, Hobbies, Sport. "Der Rauchstopp bietet Gelegenheit, auch andere Verhaltensweisen positiv zu verändern", sagt Mons. Das Geld fürs Fitness-Studio ist dann auch locker drin: Gemessen am Tageskonsum von zehn Zigaretten – je Stück zirka 30 Cent – bringt der Rauchstopp  mehr als 1000 Euro Einsparung pro Jahr.

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