Gelbsucht: Darum kriegen viele Leberkranke gelbe Augen
Bei einer Gelbsucht nehmen Augen, Haut und Schleimhäute eine gelbe Farbe an. Mediziner sprechen auch von einem Ikterus. Verantwortlich für den Farbwechsel ist der gelb-braune Farbstoff Bilirubin, der in zu großen Mengen im Körper vorhanden ist.
Bilirubin: Der gelbe Gallenfarbstoff
Bilirubin ist Bestandteil der Gallenflüssigkeit (Galle). Diese wird in der Leber gebildet und ist vor allem für die Verdauung der Nahrung wichtig.
Bilirubin entsteht als im Körper als Abfallprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Es bildet sich, wenn die Milz „alte“ oder beschädigte rote Blutkörperchen abbaut und dabei das Hämoglobin aufspaltet. In dieser Form ist Bilirubin nicht wasserlöslich. Es bindet im Blut an bestimmte Eiweiße (Albumin) und gerät mit dem Blutstrom in die Leber.
In der Leber angekommen, koppelt sich das Bilirubin an Glucuronsäure – und wird dadurch wasserlöslich. Zusammen mit Gallensäuren und Cholesterin bildet es nun die Gallenflüssigkeit.
Der größte Teil der Gallenflüssigkeit gelangt bei Bedarf in den Darm und wird anschließend über den Stuhlgang ausgeschieden. Geringe Mengen geraten über die Nieren in den Urin, weshalb dieser gelblich ist.
Zu viel Bilirubin führt zur Gelbsucht
Bei einem gesunden Menschen ist die Bilirubin-Konzentration im Blut gering (bis zu 1,2 mg/dl). Wenn im Blut jedoch zu viel Bilirubin vorhanden ist, lagert sich der Farbstoff in Haut, Schleimhaut und in der Lederhaut des Auges an – was ab einer gewissen Konzentration durch die typische Gelbfärbung sichtbar wird. In der Regel sind als erstes die Augen betroffen.
Ein Bilirubin-Überschuss kann verschiedene Ursachen haben. Die meisten davon sind in der Leber und in den Gallenwegen zu finden:
- Wenn die Leber das an Eiweiß gebundene Bilirubin nicht ausreichend verarbeiten kann, steigt die Bilirubin-Konzentration im Blut. Dies ist vor allem bei einer Leberentzündung (Hepatitis) der Fall.
- Wenn Bilirubin zwar verarbeitet wird, die Gallenflüssigkeit in den Gallenwegen aber nicht richtig abfließen kann, kann dies ebenfalls zur Gelbsucht führen. Zu den Ursachen zählen Entzündungen der Gallenwege, Gallensteine oder Tumoren. Ein heller Stuhl weist darauf hin, dass das Bilirubin nicht wie gewohnt ausgeschieden werden konnte – da der Farbstoff dann vermehrt über den Urin ins freie gelangt, ist der Urin in der Folge dunkler gefärbt.
Seltener ist eine Erkrankung des Bluts für die Gelbsucht verantwortlich. Dann baut der Körper die roten Blutkörperchen zu schnell ab beziehungsweise sie gehen zu schnell zugrunde (sog. Hämolyse). Die Folge: Es entsteht so viel Bilirubin, dass die Leber es nicht rasch genug verarbeiten kann.
Wann zum Arzt?
Bei gelb gefärbten Augen oder gelblicher Haut ist in jedem Fall ein Arztbesuch fällig.
Im Gegensatz zu Kindern und Erwachsenen ist eine Gelbsucht bei Neugeborenen meist kein Hinweis auf eine Erkrankung. Wenige Tage alte Babys haben sehr viele rote Blutkörperchen, ihre Leber kann diese aber noch nicht schnell genug abbauen. In der Regel normalisiert sich der Bilirubinspiegel innerhalb von ein bis zwei Wochen von allein.
Quellen
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.V. (Gastro-Liga e.V.): Was Sie schon immer über Gelbsucht wissen wollten und sollten! Ratgeber für Patienten. Online-Publikation: www.gastro-liga.de (Abrufdatum: 6.11.2019)
Online-Informationen des Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 6.11.2019)
Ikterus. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Mai 2017)
Baenkler, H.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2015
Weitere Informationen
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28.01.2019
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