Tipps zu veganer Kosmetik
Rund eine Million Menschen in Deutschland leben vegan. Es ist ein Trend – auch bei Hautpflege und Make-up. Worauf sie bei der Produktauswahl achten sollten
Schön gecremt: Das geht auch mit veganer Kosmetik
Der Verzicht auf Produkte tierischen Ursprungs hat den Sprung aus der Nische geschafft. "Vegan" steht längst nicht mehr nur auf Müslipackungen oder Getränken. Auch Kosmetik-Hersteller sind auf den Trend aufgesprungen.
Doch wie unterscheiden sich vegane von normalen Pflegeprodukten? Sie dürfen grundsätzlich keine Stoffe enthalten, die von lebenden oder toten Tieren stammen. Doch das Wort auf der Packung garantiert nicht, dass dies wirklich so ist. "Der Begriff vegan ist nicht geschützt", sagt Sabine Bäumer, Apothekerin aus Karlsruhe.
Anerkannte Siegel
Viele Hersteller kennzeichnen ihre veganen Produkte selbst. "Einheitliche Qualitätsstandards gibt es dafür nicht", so Bäumer. Ein anerkanntes Siegel ist die "Vegan-Blume". Sie wird von der britischen Veganen Gesellschaft bereits seit 1990 vergeben und garantiert, dass keinerlei tierische Bestandteile oder Nebenprodukte enthalten sind. Alle Inhaltsstoffe müssen zudem ohne Tierversuche hergestellt worden sein.
Chemie statt Natur
Vegan, tierversuchsfrei, bio, öko – klingt alles gut, bedeutet aber nicht dasselbe. "Vegane Kosmetik ist nicht zwangsläufig Naturkosmetik oder andersherum", erklärt Hautärztin Bee. Auch natürliche Inhaltsstoffe können schließlich von Tieren stammen. In geprüften Produkten von NaTrue oder dem BDHI dürfen nur Stoffe von lebenden Tieren enthalten sein. "Bienenwachs, Honig oder Milch finden sich zum Beispiel oft darin", sagt Apothekerin Bäumer.
Nicht erlaubt sind Bestandteile toter Wirbeltiere, wie Nerzöl oder Murmeltierfett. Rohstoffe aus wirbellosen Tieren dagegen sind nicht ausgeschlossen. Viele Hersteller veganer Kosmetik versuchen, auch das zu vermeiden, und setzen auf synthetisch hergestellte Alternativen. Hyaluronsäure etwa wurde früher aus Hahnenkämmen gewonnen. Mittlerweile wird sie nahezu ausschließlich biotechnologisch produziert. "Es gibt eigentlich keine tierischen Stoffe, die nicht durch pflanzliche zu ersetzen wären", sagt Expertin Bee.
Soja statt Federn
Keratine etwa, die in vielen Haarpflegeprodukten stecken, müssen nicht aus Hufen, Federn oder Krallen gewonnen werden – es darf auch Soja sein. Mitunter werden tierische Erzeugnisse durch Stoffe auf Mineralölbasis ersetzt – umweltfreundlich ist das nicht. Die Apothekerin rät, im Zweifel einen Blick auf die Inhaltsliste zu werfen: "Wer sich umwelt- und tierschonend pflegen möchte, muss genauer hinschauen."
Vegane Alternativen
Keratin: Protein aus zermahlenen Federn, Haaren oder Hufen. Oft enthalten in Shampoos oder Spülungen. Vegane Alternativen: Protein aus Hülsenfrüchten, Mandelöl, Soja.
Gelatine: Gemisch aus Proteinen, gewonnen aus Tierknochen und -haut. Oft in Gesichtsmasken oder Shampoos enthalten. Vegane Alternativen: Meeresalgen, Irländisches Moos (Chondrus crispus).
Glyzerin: Meist aus tierischen Fetten, zum Beispiel Rindertalg, hergestellt. Steckt häufig in Seife, Zahnpasta oder Salben. Vegane Alternativen: pflanzliche Öle. Als Rohstoff wird aber oft Palmöl genutzt, für dessen Anbau Regenwald gerodet wird.
Bienenwachs: Inhaltsstoff in vielen Lippenstiften, Lippenbalms und Handcremes. Vegane Alternative: Carnaubawachs oder Paraffine. Aber beachten: Paraffine werden aus Mineralöl hergestellt.
Gut für Haut und Tier
Und wie steht es um Wirksamkeit und Verträglichkeit veganer Kosmetik? Ob in einer Creme Bestandteile tierischen oder pflanzlichen Ursprungs stecken, spiele dabei keine Rolle, sagt Dermatologin Bee: "Fast alle natürlichen und synthetischen Stoffe können Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen."
Eine gute Strategie sei es, grundsätzlich Produkte mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen auszuwählen. Und dass vegane Kosmetik auf Komponenten wie Kaviarextrakt oder Seidenprotein verzichtet, schmälert ihre Effekte nicht, so die Dermatologin. Schließlich sei deren Wirksamkeit ohnehin fragwürdig.
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