Widerstand gegen Anti-Lockdown-Papier wächst: Streeck laufen die Unterstützer davon

Das gemeinsame Positionspapier gegen die deutsche Strategie in der Corona-Krise, das namhafte Ärzte und Wissenschaftler am Mittwoch veröffentlicht haben, stößt immer mehr auf Kritik aus den eigenen Reihen. Weitere Ärzte-Verbände distanzierten sich von dem umstrittenen Schreiben.

Eine Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern, zu denen unter anderem die Top-Virologen Hendrik Streeck von der Uni Bonn und Jonas Schmidt-Chanasit (Uni Hamburg) gehören, hatten sich in dieser Woche gegen ein breites Herunterfahren des Alltagslebens zur Corona-Eindämmung ausgesprochen.

„Eine pauschale Lockdown-Regelung ist weder zielführend noch umsetzbar“, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Man könne nicht das ganze Land „Wochen und Monate in eine Art künstliches Koma“ versetzen, auch angesichts bleibender Schäden für Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Nötig seien zielgerichtete Maßnahmen zur Eindämmung. Essentiell für ein Gelingen sei die Kooperation der Bevölkerung etwa bei Regeln zu Abstand und Masken.

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In dem Positionspapier wurde auch ein bundeseinheitliches Ampelsystem für eine transparente Darstellung des Infektionsgeschehens angeregt. Sie sollte nicht nur an der der Zahl der Corona-Neuinfektionen orientieren.

Weitere Ärzte-Verbände stellen sich gegen Streeck-Papier

Nachdem sich bereits am Donnerstag der Berufsverband der Anästhesisten (BDA) gegen die Meinung der Initiatoren gestellt hatte, zogen jetzt nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ weitere Ärzteverbände nach, die das Papier kritisierten. So unterstützt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, ausdrücklich die beschlossenen Lockdown-Maßnahmen von Bund und Ländern. Deshalb habe das DIVI auch bewusst auf eine Unterzeichnung des Positionspapiers verzichtet.  

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Einige Verbände seien überrascht gewesen, dass sie als Unterstützer aufgeführt wurden. Der Berufsverband Deutscher Rheumatologen nimmt inzwischen Abstand, wie der „Volksverpetzer“-Blog berichtet. Die Rheumatologen waren mit der Nennung nicht einverstanden. Auch der Berufsverband Deutscher Internisten beschwert sich: "Man habe sich gegenüber der KBV nicht zu dem Papier geäußert."

Laut „SZ“ wandte sich zudem Johannes Fechner, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, in einer Stellungnahmen gegen das brisante Papier.

Gruppe von Medizinern bezieht Stellung

Dazu kommt Druck aus den sozialem Medien. Eine Gruppierung von niedergelassenen Ärzten um den Allgemeinmediziner Rainer Röver aus Überlingen spricht davon, dass das Papier von Hendrik Streeck und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung inhaltlich falsch sei und in die völlig verkehrte Richtung weise. Der Wellenbrecher-Lockdown sei zwingend nötig. Nach Auskunft Rövers hätten bisher 231 Ärzte die Stellungnahme gegen das Streeck-Papier unterschrieben.

Neue Unterstützer für Streeck und Schmidt-Chanasit

Neben den Gegnern des Vorstoßes gibt es für Streeck, Schmidt-Chanasit und ihre Mitstreiter aber auch neue Unterstützer, wie zum Beispiel den Bundesverband Deutscher Pathologen, die Freie Ärzteschaft e. V. und den Dachverband für Naturheilkunde.

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