Söder warnt vor Kontrollverlust: Aktuelle Corona-Zahlen zeigen, wie ernst Lage ist
Ministerpräsident Söder wählte am Dienstag harte Worte, um die Bundesbürger in der Corona-Krise wachzurütteln. Die Lage drohe „außer Kontrolle“ zu geraten, wenn wir nicht sofort einlenken würden. Die aktuellen Fallzahlen untermauern seinen Appell.
Im Kampf gegen die sich wieder verschärfende Corona-Krise sind nach Ansicht von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die kommenden vier Wochen entscheidend für Deutschland. "Wir müssen jetzt Corona ausbremsen, bevor wir eine echte Notbremsung machen müssen", sagte der CSU-Chef am Dienstag nach einer Sitzung der Landesregierung in München.
Söder: „Wir sind kurz davor, die Kontrolle zu verlieren“
Söder betonte, Bund und Länder müssten am Mittwoch einen gemeinsamen Regelungskanon beschließen, um auch die Bevölkerung für die kommenden Wochen zu motivieren. "Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen, wir sind in einer sehr ernsten Lage. Wir sind kurz davor, die Kontrolle zu verlieren", sagte Söder. Dies zeige sich in vielen Nachbarländern "überall um uns herum gibt es extrem negative Anzeichen".
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Sars-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland sind schlagartig angestiegen
Und damit hat der Ministerpräsident nicht unrecht: Nicht nur, dass in Nachbarländern wie Frankreich, Belgien, Luxemburg oder Österreich die Zahlen kontinuierlich in die Höhe schnellen und die Lage teilweise bereits außer Kontrolle geraten zu sein scheint. Auch in Deutschland hat die Anzahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 in den vergangenen Wochen schlagartig zugenommen. Worldometers.info Die täglichen Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 haben in Deutschland in den vergangenen Tagen und Wochen stark zugenommen.
Waren es Ende Juli noch um die 500 und bis Mitte August durchschnittlich weniger als 1000 tägliche Neuinfektionen, klettern die Zahlen seitdem mit zunehmendem Tempo in die Höhe. So infizierten sich in den vergangenen sieben Tagen durchschnittlich 3777 Menschen in Deutschland täglich mit dem neuen Coronavirus.
Droht exponentieller Anstieg? R-Wert liegt seit Wochen über 1
Die Reproduktionszahl, kurz R, sollte, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle halten zu können, möglichst unter 1 liegen. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Liegt sie dauerhaft über 1, droht ein exponentieller Anstieg – und mit diesem ein Außer-Kontrolle-Geraten der Situation. Seit Anfang September liegt der vom RKI berichtete R-Wert leicht über 1, seit einigen Wochen sogar stark darüber. Aktuell liegt er laut RKI bei 1,29.
7-Tage-Inzidenz hat sich innerhalb eines Monats fast verdreifacht
Auch die 7-Tage-Inzidenz hat sich deutschlandweit in den vergangenen Wochen rasant negativ entwickelt. Sie zeigt an, wie viele Menschen sich in einer Region pro 100.000 Einwohner in der vergangenen Woche nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert haben. Lag sie im September noch bei etwa 10 Fällen pro 100.000 Einwohner, zählt Deutschland am Dienstag 27,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen – die Inzidenz hat sich also fast verdreifacht. In 135 Regionen Deutschland gilt sie derzeit als erhöht.
Besonders hoch ist die 7-Tage-Inzidenz aktuell in Berlin. Gleich zwei Stadtteile weisen sogar eine Inzidenz von mehr als 100 Fällen pro 100.000 Einwohnern auf: Berlin-Neukölln (142,3) und Berlin-Mitte (106,1). RKI Bundesweit liegt die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei 27,5 Infektionen pro 100.000 Einwohnern.
Mehr Ältere infizieren sich wieder: Schwere Verläufe nehmen zu
Während im Sommer ein Großteil der Neuinfektionen auf Reiserückkehrer und somit jüngere Menschen, die seltener einen schweren Covid-19-Verlauf erleiden, zurückging, nimmt inzwischen auch der Anteil der älteren Menschen wieder zu, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren. Das RKI beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge.
Die steigenden Infektionszahlen auch unter Älteren spiegeln sich inzwischen ebenso in den täglichen Statistiken der hospitalisierten Covid-19-Patienten wider. So meldet das Divi-Intensivregister am Dienstagmittag, dass derzeit 619 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt sind, 320 davon sind an Beatmungsgeräte angeschlossen. Zum Vergleich: Am 1. September waren insgesamt 235 Betten belegt, noch am 1. Oktober waren es 362. Innerhalb von nicht einmal zwei Wochen hat sich die Zahl also um 70 Prozent gesteigert, fast verdoppelt.
Söder: Zweiter Lockdown muss verhindert werden
Ministerpräsident Söder betonte nun, es sei "fünf vor 12", noch könnten gemeinschaftlich die Weichen gestellt werden, sonst drohe die Lage außer Kontrolle zu geraten. Ein zweiter Lockdown müsse verhindert werden. "Wir brauchen einen Ruck, in dem wir uns ehrlich machen", sagte Söder.
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