Lungenärzte: Masken-Gutscheine irritieren Asthmatiker

Zählen Menschen mit Asthma bronchiale zu jenen, die besonders gefährdet sind, schwere COVID-19-Verläufe zu erleiden? In der sogenannten Corona-Schutzmasken-Verordnung sind sie jedenfalls als Risikogruppe genannt. Dem widersprechen jetzt die Pneumologen: Viele ihrer Patient:innen seien wegen der Schreiben ihrer Krankenkassen und dem Zusenden der Masken-Voucher unnötig besorgt.

Gut gemeint ist nicht immer gleich gut gemacht – das gilt auch für die Corona-Schutzmasken-Verordnung aus dem Hause Spahn. Während in den vergangenen Wochen vor allem der Preis von 6 Euro je ausgegebener Schutzmaske in den Apotheken für Schlagzeilen sorgte, kritisiert die die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) jetzt einen weiteren Aspekt: Gemäß Verordnung gelten Menschen mit Asthma bronchiale als Risikopatient:innen. Wissenschaftlich ist das nicht haltbar, betonen die Lungenärzte in einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag. Viele der Betroffenen seien durch das Zusenden der Masken-Gutscheine auf Staatskosten unnötig irritiert.

Mehr zum Thema

Gutscheine für Kleinkinder

Rätselraten um Masken-Voucher im Briefkasten

Spahn senkt Apothekenvergütung

Bald gibt es nur noch 3,90 brutto pro Maske

„Patienten mit Asthma gehören nicht zur Risikogruppe“, unterstreicht die DGP gemeinsam mit dem Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP). „Dennoch haben viele von ihnen ebenfalls ein solches Schreiben erhalten.“ Die wissenschaftliche Grundlage gebe das jedoch nicht her. Viele besorgte Asthma-Patienten hätten sich daraufhin an ihre behandelnden Ärzte gewendet. „Sie sind zurecht verunsichert und fragen sich, warum sie von der Bundesregierung als Risikopatienten eingestuft werden“, sagt Professor Marek Lommatzsch, Oberarzt der Abteilung für Pneumologie des Zentrums für Innere Medizin der Universitätsmedizin Rostock.

Risiko entspricht jenem der Allgemeinbevölkerung

Bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres habe die DGP in einer Stellungnahme darauf aufmerksam gemacht, dass Patienten mit bestimmten Lungenerkrankungen wie COPD, fortgeschrittener interstitieller Lungenerkrankung wie der Lungenfibrose, Lungenkrebs und Lungentransplantierte stärker gefährdet sind, sich mit dem Coronavirus zu infizieren beziehungsweise an einem schweren Verlauf zu erkranken – nicht aber Menschen mit Asthma bronchiale. „Das diesbezügliche Risiko der überwältigenden Mehrzahl aller an Asthma Erkrankten entspricht dem der gesunden Allgemeinbevölkerung“, betont Professor Roland Buhl, Leiter des Schwerpunkts Pneumologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Asthma, gleich welchen Schweregrads, habe sich in bisherigen Studien nicht als eigenständiger Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf erwiesen, halten die Experten in ihrer Mitteilung fest.

An die Betroffenen appellieren sie dennoch, die FFP2-Masken im Alltag zu nutzen. Das diene dem Schutz aller Menschen in Deutschland, heißt es. Sorgen um ein erhöhtes Risiko müssen sich die Betroffenen nach Einschätzung der Lungenärzte jedoch nicht machen.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen