Jetzt hat auch Moderna Zulassung beantragt: Wer ab diesem Monat die Drittimpfung bekommt
Nach Biontech hat auch Moderna bei den EU-Behörden die Zulassung für die dritte Corona-Impfung beantragt. Gerade ältere Menschen sollten ihren Immunschutz auffrischen, raten Mediziner. In drei Fällen gilt das auch für jüngere Menschen.
Moderna hat bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA die Zulassung für eine dritte Corona-Impfdosis beantragt. Während das Prüfverfahren für den Impfstoff vom deutschen Biotech-Unternehmen Biontech schon läuft, soll in den kommenden Wochen auch über das Vakzin des amerikanischen Herstellers entschieden werden.
Die Dosierung des Moderna-Präparats soll für die Drittimpfung nur noch halb so hoch sein wie in den bisher als Erst- und Zweitimpfung verabreichten Dosen. Mit 50 Mikrogramm Wirksubstanz liegt Moderna damit aber weiterhin oberhalb der Biontech-Impfung. Sie kommt mit 30 Mikrogramm Wirksubstanz aus.
"Wir freuen uns, für unsere Booster-Impfung in der Dosierung von 50 μg eine bedingte Marktzulassung bei der EMA einreichen zu können. Die geänderte Phase-II-Studie und zusätzliche Analysen zeigen, dass eine Auffrischungsdosis von 50 μg unseres Covid-19-Impfstoffs robuste Antikörperreaktionen gegen die Delta-Variante induziert“, erklärte Moderna-CEO Stéphane Bancel.
Für wen Drittimpfung Sinn macht
Eine auffrischende dritte Impfung empfehlen Experten vor allem älteren Menschen. Ihr Immunsystem arbeitet in der Regel weniger gut als das von Jüngeren. Ihre Immunabwehr gegen Corona könnte deshalb von Grund auf schwächer sein – und aufgrund des bei den meisten Senioren inzwischen schon mindestens ein halbes Jahr betragenden Abstands zur Zweitimpfung immer weiter sinken. "Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörper-Level vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter", sagte zuletzt etwa Charité-Virologe Christian Drosten.
Zudem tragen Ältere auch das höchste Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Das macht sie doppelt gefährdet und die Drittimpfung aus Medizinersicht sinnvoll.
Mehr Hintergrund zur Covid-Impfung
Ähnliches gilt allerdings auch für Menschen
- mit einer akuten Krebserkrankung
- die unter Rheuma leiden und
- die das Immunsystem unterdrückende Medikamente nehmen, wie zum Beispiel nach einer Organtransplantation.
Auch sie sprechen meist weniger gut auf die Corona-Impfung an. Und sie waren ebenfalls relativ früh in der Impfkampagne dran. Eine Auffrischungsimpfung halten Wissenschaftler daher auch bei diesen Gruppen für sinnvoll.
Der Bayerische Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) zählt zu den Personengruppen, für die eine dritte Impfung ratsam ist, zudem Menschen mit Behinderung.
Bessere und länger anhaltende Immunabwehr bei Jüngeren
Bei jüngeren und gesunden Menschen geht die Wissenschaft davon aus, dass der Impfschutz durch zwei Impfungen vorerst ausreicht. Ersten Studien zufolge könnte die Immunantwort sogar mehrere Jahre anhalten. Jüngere und Gesunde haben in der Regel außerdem ein geringeres Risiko, einen schweren Verlauf zu erleiden.
Der Impfstoff von Moderna könnte bei den Auffrischungsimpfungen noch besonders interessant werden. So hatte eine Studie aus Belgien kürzlich gezeigt, dass die Impfung des US-Herstellers bei Gesundheitspersonal durch alle Altersgruppen hinweg mehr Antikörper hervorgerufen hatte als das Biontech-Vakzin.
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Belgien-Studie: Provoziert Moderna mehr Antikörper als Biontech?
Aus der Untersuchung lässt sich zwar nicht direkt ableiten, dass der Moderna-Impfstoff besser schützt als der von Biontech. Denn wie hoch der Antikörper-Spiegel ist, ist ein wichtiger Faktor, aber nicht der alles entscheidende. Dennoch hatte zuvor bereits eine Studie der Mayo Clinic in den USA einen möglichen Vorteil der Moderna-Impfung nahegelegt. Demnach war das Risiko eines Impfdurchbruchs – also einer symptomatischen Covid-Erkrankung trotz Impfung – mit dem Moderna-Vakzin zweifach niedriger als nach der Biontech-Immunisierung.
Allerdings betonen die Studienautoren: Ihre Daten sind nicht repräsentativ für die amerikanische Bevölkerung. Das limitiere die Verallgemeinerbarkeit ihrer Ergebnisse. Zudem handelt es sich um eine Preprint-Studie. Das bedeutet, die Ergebnisse sind noch nicht von unabhängigen Experten durchleuchtet worden. Um sicher sagen zu können, ob eine Auffrischungsimpfung mit dem Moderna-Impfstoff besser ist, braucht es weitere Forschung.
Zwischenfälle nach Drittimpfungen in Altenheim
In vielen Bundesländern sind die ersten Drittimpfungen sowohl mit dem Moderna- als auch mit dem Biontech-Vakzin bereits gestartet. Einen Zwischenfall meldet dabei ein Altenheim in Oberhausen-Holten in NRW. Dort mussten zwei Bewohner drei Tage nach der Auffrischimpfung reanimiert werden. Das bestätigte die Stadt dem "WDR". Zunächst war von drei reanimierten Menschen die Rede gewesen.
Ein Zusammenhang mit der Impfung werde geprüft. Belege dafür gibt es bisher nicht, die verstorbene Person sei schon vor der Impfung palliativ betreut worden, teilte die Stadt mit. Immunologe Carsten Watzl warnt dem Bericht nach vor voreiligen Schlüssen. Er glaube, wenn nun Drittimpfung ausgesetzt würden, sei "auf diesen einen Vorfall zu ängstlich reagiert", zitiert ihn der "WDR. Von einzelnen Reaktionen könne man nicht auf das Gros schließen.
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