Hessen ist gegen ABDA-Haushalt und für Rx-Versandverbot
Harter Gegenwind für die ABDA aus Hessen: Die Kammerversammlung hat sich am heutigen Mittwoch gegen den geplanten ABDA-Haushalt für 2020 ausgesprochen. Gleichzeitig pochen die Delegierten per Resolution wieder auf das Rx-Versandverbot. Kammerpräsidentin Ursula Funke appellierte eindringlich: „Politik und Gesellschaft müssen erkennen, dass freie Preise nicht dem Verbraucherschutz dienen.“ Funke sieht im Hinblick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr die Gefahr, dass es weder eine Gleichpreisigkeit im Rx-Bereich noch ein technisches E-Rezept-Makelverbot geben wird. Zum Schluss wurde sie noch mit der Frage konfrontiert, ob sie sich eine Kandidatur zur nächsten ABDA-Präsidentschaftswahl vorstellen könnte.
Aktuell ist eine besondere Zeit für die Delegiertenversammlungen der Landesapothekerkammern: Die einen finden als Präsenzveranstaltungen unter strengen Hygieneregeln statt, die anderen werden virtuell abgehalten. Neben der Coronakrise existieren noch einige weitere Themen, die alle Standesvertreter gleichermaßen beschäftigen. Dazu gehören die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplante Apothekenreform in Form des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetztes (VOASG) und der ABDA-Haushaltsentwurf für 2020.
Die Hessische Landesapothekerkammer ließ ihre Vertreterversammlung am heutigen Mittwoch als Präsenzveranstaltung stattfinden. Bis kurz vor Beginn stand die Beschlussfähigkeit jedoch auf der Kippe: Von den 28 gewählten Delegierten hatten sich zehn bereits im Vorfeld entschuldigt. Doch mit 18 Delegierten war man schließlich beschlussfähig und konnte zur Tagesordnung übergehen.
Funke lobt ABDA-Krisenmanagement
In ihrem Bericht ließ Kammerpräsidentin Ursula Funke die Coronakrise Revue passieren. Ausdrücklich lobte sie das Engagement von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Krisenstab auf Bundesebene. Die apothekerliche Dachorganisation hätte in Berlin entscheidende und wichtige Weichen während der Hochphase der Corona-Pandemie gestellt. Konkret nannte sie die erleichterten Regelungen bei der Desinfektionsmittelherstellung und beim Austausch von verordneten Arzneimitteln. Funke stellte fest, dass es auf absehbare Zeit kein „Nach-Corona“ geben wird und daher sollten diese sinnvollen und für die Versorgung essenziellen Regelungen auch weiterhin Bestand haben: „Es ist doch unglaublich, dass wir bisher nicht mal Alkohol verdünnen durften.“
ABDA-Haushalt: „Keine Bereitschaft, über Einsparungen nachzudenken“
Für das Jahr 2020 plant die ABDA erneut mit einem größeren Haushalt. Durch Beitragserhöhungen um 1,4 Prozent sollen die Kammern und Verbände die Inflation ausgleichen. Rund drei Millionen Euro steuern die wirtschaftenden ABDA-Tochterunternehmen bei – für das vergangene Jahr waren es noch etwa zwei Millionen Euro. Aus einem ersten Haushaltsentwurf, der DAZ.online im Mai vorlag, ging hervor, dass die ABDA im kommenden Jahr insgesamt fast 20 Millionen Euro in ihrem Haushalt einplanen will. Hessens Kammerpräsidentin Funke sieht diese Finanzentwicklung kritisch. Zwar höre sich die Argumentation der Kosten durch die ABDA-Geschäftsführung immer schlüssig und nachvollziehbar an, doch könne sie dabei nie eine Bereitschaft erkennen, über Kosteneinsparungen nachzudenken. Was passiert, stellt Funke zur Frage, wenn die ABDA-Tochterunternehmen wirtschaftlich nicht mehr in der Lage sind, diesen Haushalt durch Ausschüttungen zu kompensieren? Eine Strukturanalyse der ABDA sei daher unbedingt notwendig – doch Aufgabe für den nächsten ABDA-Präsidenten.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen