Handfehlbildungen bei Babys stellen Mediziner vor ein Rätsel
Verdächtig, auffällig – mit diesen Worten beschreiben Mediziner die Häufung von Fehlbildungen bei Neugeborenen in einem Gelsenkirchener Krankenhaus. Drei Säuglinge wurden dort zwischen Mitte Juni und Anfang September mit fehlgebildeten Händen geboren. An jeweils einer Hand sind Handteller und Finger der Babys nur rudimentär angelegt.
Die Art der Fehlbildungen weckt Erinnerungen an den Contergan-Skandal der 1960er-Jahre, den größten Arzneimittelskandal der Geschichte. Damals hatte ein Medikament mit dem Wirkstoff Thalidomid, das Schwangeren unter anderem gegen Übelkeit verordnet wurde, Fehlbildungen an den Gliedmaßen ausgelöst.
Bei den Gelsenkirchener Fällen ist die Ursache derzeit völlig unklar – es ist denkbar, dass die Häufung eine rein statistische ist. „Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein. Wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig“, schreibt das Sankt Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen in einer Mitteilung auf seiner Internetseite.
„Fehlbildungen bei Säuglingen müssen wir ernst nehmen“
Laut einer Bundesauswertung zur Perinatalstatistik des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) seien 2017 in Deutschland 6884 Kinder mit Fehlbildungen in Krankenhäusern geboren worden, wie das Bundesministerium mitteilte. Das seien etwa 0,89 Prozent der Neugeborenen. Die Perinatalstatistik verzeichnet demnach allerdings nur die Zahl der mit Fehlbildungen geborenen Kinder – sie beinhaltet keine Informationen über die Art der Fehlbildung. Wie häufig die Extremitäten betroffen waren, lässt sich also nicht ermitteln.
Regionale Daten werden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums für das Fehlbildungsregister Sachsen-Anhalt und das Geburtenregister „Mainzer Modell“ erhoben. Daten aus beiden regionalen Registern würden an das europäische Register EUROCAT gemeldet, das seit 1979 bestehe und derzeit Daten aus 23 europäischen Ländern enthalte. In Sachsen-Anhalt gab es den Angaben zufolge im Jahr 2017 keine erhöhte Anzahl an Armfehlbildungen bei Neugeborenen. Das zuständige Ministerium hatte die Zahlen genannt, nachdem aus Frankreich ein Häufung von Armfehlbildungen bekannt geworden war. Im Verwaltungsbezirk Ain nordöstlich von Lyon wurden demnach zwischen 2000 und 2014 18 Babys mit eine Fehlbildungen der oberen Gliedmaßen geboren.
„Die Berichte über Fehlbildungen bei Säuglingen müssen wir ernst nehmen“, erklärte Laumann am Freitag laut einer Mitteilung. „Hierbei helfen allerdings keine Spekulationen. Vielmehr muss den möglichen Ursachen mit der gebotenen Sorgfalt nachgegangen werden.“
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