Fachärzte-Verband auf Schlingerkurs

Dass DocMorris irgendwann ins „Geschäft“ mit den E-Rezepteneinsteigt, war zu erwarten. Aber was hat den Spitzenverband der Fachärzte(SpiFa) dazu bewegt, mit dem EU-Versender zu kooperieren und somit dieBeziehungen zu den Vor-Ort-Apothekern aufs Spiel zu setzen? Schaut man sich dieBeziehung des SpiFa unter seinem Chef Lars Lindemann zu den Apothekern an,fällt auf: Der Verband befindet sich auf einem Schlingerkurs, meintDAZ.online-Chefredakteur Benjamin Rohrer.

Anfang 2020 wollen DocMorris und der Spitzenverband derFachärzte ein eigenes E-Rezept-Projekt starten. In einer ersten Pressemitteilungließen beide Parteien aber nur Unkonkretes über die Zusammenarbeit verlauten.Es gehe um die Kooperation von Ärzten und Apothekern, um das E-Rezept und umdie Arzneimitteltherapiesicherheit. In einem Artikel der Ärzte Zeitung erklärtendann ein anonymer DocMorris-Mitarbeiter und SpiFa-Chef Lars Lindemann, dass diefreie Apothekenwahl erhalten bleiben solle. Das Szenario, bei dem die E-Rezeptedirekt aus den Facharztpraxen nach Holland wandern, sei Quatsch. Schließlichwerde es „etliche“ Vor-Ort-Apotheker geben, die an dem Projekt teilnehmen.

Auch wir wollten gerne mehr erfahren über dieses ominöseProjekt: Halten sich die Kooperationspartner an das Zuweisungsverbot, das baldnoch verschärft werden könnte? Wie soll das Konzept technisch funktionieren?Auf einen langen Fragenkatalog von DAZ.online antwortete SpiFa-Chef Lindemannfolgendermaßen: „Mit Blick auf den Inhalt und auch die offen zu Tage tretendeZielsetzung Ihrer bereits erfolgten Berichterstattung habe ich hierentschieden, dass Ihre an uns gerichteten Fragen derzeit unbeantwortet bleiben.“Die Fragen, die wir an DocMorris schickten, blieben ebenfalls gänzlichunbeantwortet. Es stehe doch alles in der Pressemitteilung, hieß es.

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Was genau der Fachärzte-Verband und DocMorris planen, bleibtalso noch eine ganze Weile ein Geheimnis. Ein Blick in die jüngereVergangenheit des Verbandes und seinen Umgang mit den Apothekern zeigt aber,welchen Schlingerkurs der SpiFa unter seinem Hauptgeschäftsführer Lars Lindemannhinlegt. Die Grundeinstellung Lindemanns zu den Strukturen im Apothekenmarktwurde schon vor seiner Tätigkeit für den SpiFa deutlich: In einem Interviewerklärte er, dass es nicht an jeder Ecke eine Apotheke geben müsse. „Es gibtmehr Apotheken als Tankstellen in Deutschland und mir ist kein Deutscherbekannt der nicht wüsste, wie er rasch zu Benzin käme“, so Lindemann.

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