Drosten gibt Prognose, wie unser Leben in den kommenden Monaten aussieht

Top-Virologe Christian Drosten gilt hierzulande als einer der gefragtesten Experten in Sachen Coronavirus. Zuletzt erntete er von der „Bild“-Zeitung und einigen Forschungskollegen Kritik an seiner Kinderstudie, in der er die Ansteckungsgefahr durch Kinder untersuchte. In einem neuen Interview äußert er sich zum „Bild“-Streit und erklärt, wie unser Leben in den nächsten Monaten aussehen könnte.

Heftige Kritik hagelte es zuletzt für den deutschen Star-Virologen Christian Drosten: Er hatte einen Vorabdruck einer Studie zur Viruslast im Rachen von Kindern veröffentlicht, die die "Bild"-Zeitung als "grob falsch" bezeichnete. Nach und nach stiegen auch andere Forscher, unter anderem sein Virologen-Kollege Alexander Kekulé in die Kritik mit ein. Im Gespräch mit dem "Spiegel" hat Drosten nun nicht nur eine Prognose gegeben, wie wir mit dem Virus leben, sondern sich auch zur Aufregung um seine Kinderstudie geäußert.

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Drosten optimistisch: "Vielleicht entgehen wir zweitem Shutdown"

"Wir sind wirklich gerade in einer guten Situation", sagte der Virologe, der an der Berliner Charité arbeitet, dem Blatt. Es könne durchaus sein, dass uns das Virus hierzulande eine Weile in Ruhe lasse. Zwar wohl nicht dauerhaft, aber: "Vielleicht entgehen wir einem zweiten Shutdown. Am Anfang, klar, da brauchten wir die ganze breite Palette von Maßnahmen, weil wir nicht genau wussten, was hilft", so der Virologe.

Wie sieht das Leben in den nächsten Monaten aus? Die Öffnung von Schulen und Kitas hält Drosten für wichtig, Feiern empfindet er als umsetzbar, wenn sie im Freien stattfinden. In Sachen Impfung ist der Forscher optimistisch, "Der Spiegel" zitiert ihn mit den Worten: " Ich verlasse mich darauf, dass es bis dahin nicht nur einen Impfstoff gibt. Das läuft in Deutschland ein bisschen im Hintergrund, aber wir sind auf einem extrem guten Weg bei der Impfung."

Er hält einen Temperatureffekt im Sommer mit Blick auf das Coronavirus für wahrscheinlich und plädiert dafür, diese Zeit zu nutzen, um gut durch den Winter zu kommen. Es könnte durchaus sein, dass uns "das Virus jetzt eine ganze Weile in Ruhe lässt", so Drosten. Durch seine neue öffentliche Präsenz habe Drosten zudem vor allem eines gelernt: "Ich habe ein dickeres Fell bekommen. Das ist für mich ganz gut, weil ich eigentlich nicht der Typ bin, der sich gut vor solchen persönlichen Anfeindungen schützen kann."

Drosten über "Bild"-Streit: "Als sei die Zeitung wirklich daran interessiert, das Problem zu verstehen"

Auch den "Bild"-Streit kommentierte der Virologe im Gespräch mit dem "Spiegel" ausführlich. "Kann schon sein, dass Leute, die ausschließlich die "Bild"-Zeitung lesen, denken: Der Drosten ist ein schlechter Wissenschaftler. Dass ich keine Ahnung habe, dass ich das Schicksal der Republik in eine falsche Richtung lenke", zitiert ihn das Blatt. Er weist aber auch darauf hin, dass andere Wissenschaftler das glauben müssten, was in der "Bild" stehe, um ihn als Forscher zu diskreditieren. Und das sei – bis auf wenige Ausnahmen – nicht der Fall. Bild: picture alliance/dpa Virologe Christian Drosten veröffentlichte die Mail eines Bild-Redakteurs via Twitter.

Ein "Bild"-Redakteur hatte Drosten vor der Publikation des Artikels eine Mail geschickt, in der er den Virologen zu einer Stellungnahme aufforderte. Allerdings habe dieser dazu nur eine Stunde Zeit gehabt, viel zu wenig, um die komplexen Statistiken zu eruieren, wie Drosten dem "Spiegel" erklärte. Auch habe er nicht den Eindruck gehabt, "als sei die "Bild"-Zeitung wirklich daran interessiert, das wissenschaftliche Problem zu verstehen".

Er habe vielmehr vermutet, die "Bild"-Redaktion plane einen "tendenziösen Artikel". Die in dem Beitrag erwähnten Statistiker hätten sich nach der Veröffentlichung sofort von ihren Aussagen distanziert, so Drosten.

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Top-Virologe hält Kritik einiger Statistiker für "wertvoll"

Trotzdem: Einige Statistikexperten kontaktierten Drosten persönlich und bemängelten sein methodisches Vorgehen bei der Kinder-Studie. "Es meldeten sich Astrophysiker, die uns Statistikmethoden empfahlen, mit denen sich ein Signal eines Quasars auswerten lässt, superfein ziselierte Methoden. Aber für die Viruslast aus dem Rachen von Kindern vielleicht etwas viel", schilderte der Virologe gegenüber dem "Spiegel".

Er habe sich vor diesem Hintergrund ganz bewusst für ein gröberes statistisches Werkzeug entschieden. Trotzdem bezeichnet Drosten viele Anregungen der Statistikexperten als "sehr wertvoll". Die Studie sei inzwischen überarbeitet worden und bereit zur Veröffentlichung, einer der Kritiker tauche nun sogar als Co-Autor auf.

Nichtsdestotrotz habe sich an den Ergebnissen, denen zufolge "Kinder, die keine Symptome haben, mitunter eine Viruslast haben, die genauso hoch ist wie die von erwachsenen Covid-19-Patienten", nichts geändert, so der Virologe.

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