Deutscher Cannabisanbau würde nur einen Bruchteil der Patienten versorgen
Bei der Nachfrage an medizinischem Cannabis ist noch keineSättigung eingetreten: Seit März 2018 haben neun Importfirmen ihre Jahreseinfuhrmengenauf insgesamt 25,6 Tonnen erhöht. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eineschriftliche Frage des drogenpolitischen Sprechers der Linksfraktion, NiemaMovassat, hervor. Dagegen wirken die Pläne für den deutschen Cannabisanbau eher bescheiden: Ab 2020 sollen 2,6 Tonnen proJahr in Deutschland produziert werden.
Die Zahl der gesetzlich versichertenCannabispatienten in Deutschland wird auf 40.000 geschätzt. Dies geht aus einerUmfrage des Handelsblatts bei der AOK, Barmer und TK hervor, bei denen insgesamtetwa die Hälfte der Kassenpatienten versichert sind. Und zwar haben diese dreiKassen seit Inkrafttreten des sogenannten Cannabisgesetzes im März 2017 rund21.300 Anträge auf Kostenerstattung genehmigt.
Vermutlich sind es sogar mehr als 40.000 Patienten, denn inder Hochrechnung sind Privatversicherte und Selbstzahler nicht enthalten. Mit dieserNachfrage hatte der Gesetzgeber wahrscheinlich nicht gerechnet. Denn vor dem 10. März 2017 bekamen in Deutschland gerade mal rund 1.000 Patienten medizinischesCannabis auf Basis einer BfArM-Ausnahmegenehmigung.
25,6 Tonnen Importware pro Jahr
Die Patienten werden derzeit mit importierter Ware ausKanada und den Niederlanden versorgt. Welche Firma wie viel Cannabis einführendarf, koordiniert das BfArM. Und die hohe Nachfrage spiegelt sich in steigendenImportmengen wider: Seit März des vergangenen Jahres haben neun Unternehmenihre jährlichen Importhöchstmengen auf insgesamt 25,6 Tonnen, davon knapp 20 Tonnen ausKanada, erhöht.
Im selben Zeitraum gingen bei der Behörde 20 Neuanträge aufeine Importlizenz ein, wovon vier genehmigt wurden. Diese Zahlen gehen aus denAntworten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu zwei schriftlichenAnfragen des drogenpolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag, NiemaMovassat, hervor.
Deutscher Anbau: Ein Zehntel des Bedarfs
Dem hohen Bedarf steht die eher konservative Planung desBfArM zum deutschen Cannabisanbau gegenüber: Ab 2020 sollen hierzulande übervier Jahre 10,4 Tonnen Medizinalhanf produziertwerden. Das entspricht pro Jahr mit 2,6 Tonnen etwa einem Zehntel der Höchstmengen,die derzeit zur Versorgung deutscher Cannabispatienten importiert werden, beziehungsweise auf welche die neun Erlaubnisinhaber erhöht haben. Ob es weitere Importeure gibt, deren Einfuhrmengen konstant geblieben sind, geht aus der BMG-Antwort nicht hervor.
„Die Erhöhung der Ausschreibungsmenge bei der neuenAusschreibung von 6,6 auf 10,4 Tonnen – verteilt auf vier Jahre – ist nur einTropfen auf dem heißen Stein. Wenn Deutschland den Import komplett durcheigenen Anbau ersetzen wollen würde, müssten 100 Tonnen ausgeschrieben werden“,kommentiert Movassat. Sollte sich der steigendeVerordnungstrend weiter fortsetzen, könnten sogar diese 100 Tonnen für vierJahre eng werden. Doch das BfArM beansprucht offenbar gar nicht mehr, denBedarf komplett decken zu wollen und betonte zuletzt, dass Importe auch dannmöglich bleiben sollen, wenn es deutsches Cannabis gibt.
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