Coronavirus: Erhöhtes Schlaganfallrisiko durch SARS-CoV-2-Infektion – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Corona-Infektion begünstigt Hirninfarkte

Laut Daten der Johns-Hopkins-Universität sind seit Beginn der Corona-Pandemie weltweit bereits mehr als eine Million Menschen nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gestorben. Über 33 Millionen Infektionen (Stand: 29.09.2020) wurden demnach nachgewiesen. Wer an der durch den Erreger verursachten Krankheit COVID-19 leidet, hat auch ein höheres Risiko für einen Schlaganfall, berichten Fachleute.

Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigt nach wie vor stark an. Nicht alle Menschen, die sich mit dem neuen Erreger anstecken, zeigen Symptome. Bei manchen Infizierten treten nur leichte Beschwerden auf, bei anderen jedoch kommt es zu schweren Krankheitsverläufen. Zudem gibt es schon seit längerem Hinweise, dass das Virus auch das Risiko für andere Erkrankungen erhöhen kann, auch für einen Schlaganfall.

Blutgerinnungssystem kann aktiviert werden

Wie die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, ist während einer Erkrankung mit dem Coronavirus – wie bei allen Infektionen – das Risiko eines Schlaganfalls erhöht und besonders bei schwer erkrankten Patientinnen und Patienten ist ein Schlaganfall nicht selten.

„Vor allem wenn Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, kann auch bei jungen SARS-CoV-2-Patienten vermehrt ein Schlaganfall auftreten“, erläutert Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG.

Denn wie andere Entzündungen so kann auch das neuartige Coronavirus das Blutgerinnungssystems aktivieren, was das Risiko für Thrombosen sowie Embolien erhöht. Wenn dann kleine Blutgerinnsel ins Gehirn gelangen, können sie dort die Durchblutung mindern und einen Schlaganfall auslösen.

„Zudem haben SARS-COV-2-Kranke mit einer Behinderung aufgrund eines früheren Schlaganfalls einen schwereren Krankheitsverlauf als vorher Gesunde. Sie gehören daher – ähnlich wie Immungeschwächte – zu einer Risikogruppe, die durch SARS-CoV-2 besonders gefährdet ist“, sagt Professor Dr. Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG.

Auswirkungen auf die Versorgungssituation

Da Deutschland die erste Welle der Pandemie gut bewältigt hat, sind die direkten Folgen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Schlaganfälle hierzulande überschaubar. „Doch während der Hochphase der Pandemie im März und April 2020 gab es erhebliche Auswirkungen auf die Versorgungssituation in vielen Krankenhäusern“, erläutert Schäbitz, Neurologe am Evangelischen Klinikum-Bethel. Weil Betten für die Behandlung von COVID-19-Erkrankten bereitgestellt wurden, kam es in circa 30 Prozent der deutschen Stroke Units zu Bettenreduktionen.

Auch die Aufnahmen auf Stroke Units haben abgenommen: 20 Prozent der Stroke Units verzeichneten demnach Rückgänge von mehr als 30 Prozent, über die Hälfte von zehn bis 30 Prozent, die übrigen Stroke Units von weniger als zehn Prozent.

Laut der DSG bestätigt eine aktuelle Analyse der Schlaganfälle, die über deutsche Notfallaufnahmen akquiriert worden sind, diesen Trend. „Vor allem in der Hochphase der ersten Welle der Epidemie – also von Mitte März bis Mitte April – wurden weniger Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall in den Notfallaufnahmen aufgenommen“, so Schäbitz.

Oft keine Hilfe in Anspruch genommen

Demzufolge gab es in der Hochphase der ersten Welle der Pandemie erhebliche kollaterale Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, die auch Schlaganfallpatientinnen und -patienten betrafen. Gerade bei denjenigen mit einem leichten oder vorübergehenden Schlaganfall, einer sogenannten TIA (transitorisch ischämischen Attacke), wurde medizinische Hilfe offenbar aus Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 oft nicht in Anspruch genommen.

„Diese Angst ist unbegründet“, sagt DSG-Experte Steinmetz. „Vor allem in Kliniken ist der Umgang mit Erregern – und natürlich auch mit dem Corona-Virus – äußerst professionell organisiert.“

Die DSG empfiehlt daher dringend, Anzeichen für einen Schlaganfall auch in Zeiten der Corona-Pandemie immer ernst zu nehmen, die 112 zu wählen und sich sofort notfallmedizinisch in einer Klinik mit Stroke Unit behandeln zu lassen. Der DSG-Vorsitzende warnt: „Jeder Zeitverlust birgt Risiken, die ungleich höher sind als die einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus.“ (ad)

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