Biontech wirksamer als Astrazeneca? Der erste Vergleich nach der Zweitimpfung überrascht
Seit Beginn des Jahres analysieren Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich analysieren die Wirksamkeit der Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca. Nun liegen erstmals Daten zur jeweiligen Effektivität nach der Zweitimpfung vor.
Mit dem Fall der Impfpriorisierung zum 7. Juni haben bald alle Menschen in Deutschland die Möglichkeit, einen Termin für ihre Erstimpfung zu bekommen. Die wohl verfügbaren Liefermengen von Biontech werden aber bis zu den Sommerferien kaum für alle Impfwilligen reichen. Die Folge: Das heiß begehrte Biontech wird knapp, der Fokus wird wieder auf dem Vakzin von Astrazeneca liegen.
Allerdings geriet das britische Oxford-Vakzin in den vergangenen Monaten immer wieder in die Kritik. Nicht zuletzt die zweimal veränderte Impfempfehlung der Stiko sorgte in der Bevölkerung für Misstrauen. Einerseits ist da die Angst vor Nebenwirkungen – andererseits die große Sorge, das Vakzin schütze nicht so gut wie das von Biontech.
Dass diese Sorge unbegründet ist, zeigt nun eine aktuelle Untersuchung aus dem Vereinigten Königreich. Wissenschaftler betrachten dort seit Beginn der Impfungen deren Effektivität. Auf Datenbasis der britischen Gesundheitsbehörden und verschiedenen Studien verglichen sie die Wirkung von Astrazeneca und Biontech und konnten nun erstmals auch Schlüsse auf die Effekte nach der zweiten Impfung ziehen.
Vergleich der Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca in fünf Kategorien
Die Wissenschaftler verglichen die Impfstoffe in fünf Kategorien und bewerteten die Effektivität gegen
- symptomatische Erkrankungen
- Hospitalisierungen
- tödliche Verläufe
- Ansteckungen und
- Übertragungen.
Als Zeitraum für die Wirkung nach der ersten Impfung betrachteten die Experten die Spanne zwischen 28 Tagen nach dem ersten und vor dem zweiten Termin. Um Aussagen über die Wirkung der Zweitimpfung zu treffen, analysierten die Wissenschaftler den Zeitraum ab 14 Tagen danach.
Zudem nahmen sie Unterscheidungen in der Konfidenz der Werte vor und definierten drei Gruppen:
- „High Confidence“ – grün
- „Medium Confidence“ – gelb
- „Low Confidence“ – rosa
Die meisten Daten liegen bislang etwa für die Kategorien der „symptomatischen Erkrankungen“ und „Hospitalisierungen“ vor. Die Autoren bewerten die Ergebnisse dieser beiden Kategorien nach der ersten Impfung demnach mit „High Confidence“, sie sind durch unterschiedliche Studien abgesichert (grün). Für die Kategorie der „symptomatischen Erkrankungen“ legen die Forscher nun erstmals auch vergleichbare Daten für nach der zweiten Impfung vor – diese allerdings im Falle von Biontech mit „Medium Confidence“ (gelb), für Astrazeneca vorerst nur in der Kategorie „Low Confidence“ (rosa).
Uk GOV Biontech und Astrazeneca im Vergleich
Effektivität gegen symptomatische Erkrankungen
- Nach der ersten Impfung wurde das Risiko, eine symptomatische Erkrankung zu erleiden sowohl bei Biontech/Pfizer als auch bei Astrazeneca um 55 bis 70 Prozent reduziert.
- Nach der zweiten Impfung schützt das Präparat von Biontech/Pfizer zu 85 bis 90 Prozent vor einer symptomhaften Erkrankung. Den gleichen Wert ermittelten die Forscher für Astrazeneca – allerdings sind diese Daten zunächst vorläufig.
Auch wenn die Angaben zur Zweitimpfung bislang noch nicht durch mehrere Studien abgesichert sind, könnten sie das Fazit nach der Erstimpfung fortsetzen. „Astrazeneca wird stark unterschätzt“, twitterte etwa SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach in Bezug auf die neuen Erkenntnisse. Immerhin gebe es auch nach der ersten Impfung keinen Unterschied. Die Daten zu Astrazeneca würden „zunehmend besser“.
Effektivität gegen Hospitalisierungen
- Nach der ersten Impfung schützt sowohl das Vakzin von Biontech/Pfizer als auch das von Astrazeneca zu 75 bis 85 Prozent vor einem schweren Verlauf, der im Krankenhaus behandelt werden muss.
- Nach der zweiten Impfung steigt die Wirkung der Biontech-Spritze vorläufig auf 90 bis 95 Prozent an, Daten für Astrazeneca fehlen hier.
Effektivität gegen tödliche Verläufen
Darüber, inwieweit die Impfstoffe tödliche Verläufe verhindern, liegen laut den britischen Wissenschaftlern bei beiden Vakzinen bislang nur noch nicht vollständig abgesicherte Daten vor.
- Nach der ersten Impfung liefern beide Impfstoffe den gleichen Schutz und minimieren das Risiko um 75 bis 80 Prozent.
- Nach der zweiten Impfung schützt das Biontech/Pfizer-Vakzin nach vorläufigen Daten zu 95 bis 99 Prozent vor einem tödlichen Verlauf, die Daten von Astrazeneca fehlen bislang.
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Effektivität gegen Infektionen
Obwohl viele Personen nach der Impfung keine Symptome mehr entwickeln, können sie sich dennoch infizieren und das Virus möglicherweise weitergeben. Deshalb ermittelten die Wissenschaftler außerdem, wie effektiv die Vakzine vor einer Infektion schützen.
- Nach der ersten Impfung werden mit Biontech/Pfizer-Impfung laut ersten Daten Infektionen um 55 bis 70 Prozent reduziert. Vorläufige Ergebnisse gehen bei Astrazeneca von einer Effektivität zwischen 60 und 70 Prozent aus.
- Nach der zweiten Impfung erhöht sich der Wert von Biontech/Pfizer vorläufig auf 70 bis 90 Prozent, für die Zweitimpfung von Astrazeneca liegen kein Daten vor.
dpa So wirken die Impfstoffe gegen Covid-19
Effektivität gegen Übertragungen
Solange die Vakzine Infektionen verhindern, verhindern sie auch die Weitergabe des Virus, wie die Forscher erklären. Das hätten auch Daten aus Schottland gezeigt. Infiziert sich eine Person nun trotz Impfung, kann sie das Virus zwar übertragen, allerdings mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit.
- Nach der ersten Impfung gehen vorläufige Daten bei Biontech/Pfizer von einem um 45 bis 50 Prozent reduzierten Risiko aus, bei Astrazeneca liegt der Wert bei 35 bis 50 Prozent. Zur zweiten Impfung fehlen von beiden Herstellern bislang Daten.
Weitere Studien notwendig
Die neuen Daten liefern also erstmals Hinweise darauf, dass Astrazeneca und Biontech womöglich auch nach der zweiten Impfung gleich gut gegen Corona schützen könnten. Zuvor hatte eine einzelne Studie der Universität Oxford Anfang Mai ermittelt, dass die beiden Vakzine nach der ersten Impfung gleich gut eine Erkrankung mit Symptomen verhindern. Allerdings sind, das zeigt die aktuelle Untersuchung, in vielen Bereichen noch weitere Untersuchungen notwendig, um das zu bestätigen.
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