Berliner Datenschutzbeauftragte prüft Sicherheitslücke im DAV-Portal

Nachdem IT-Sicherheitexperten sich unberechtigt einen Zugang zum DAV-Portal verschafft hatten, hat der Verband das Modul zum Erstellen von Impfzertifikaten am vergangenen Mittwoch stillgelegt. Wann Apotheken wieder digitale Impfnachweise erstellen können, ist unklar. Jetzt schaltet sich auch die Berliner Datenschützerin, Maja Smoltczyk, in den Vorfall ein: Sie prüft, inwiefern durch die Sicherheitslücke Unberechtigte Zugriff auf personenbezogene Daten erhalten haben. Der DAV wird dazu eine Stellungnahme abgeben müssen.

Seit dem vergangenen Mittwochnachmittag liegt das Zertifikate-Modul im DAV-Portal auf Eis. Darüber hatten Apotheken bis dato nachträglich digitale Impfzertifikate für Menschen ausstellen können, die bereits gegen COVID-19 geimpft sind. Doch seit nunmehr fast einer Woche ruht das Projekt, nachdem IT-Sicherheitsexperten Sicherheitslücken beim Authentifizierungsprozess der Apotheken nachgewiesen hatten.

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Martin Tschirsich und Dr. André Zilch hatten sich mithilfe einer erfundenen Apotheke Zugang zum Portal verschafft. Wie einfach das offenbar war, schildern sie im Interview mit der DAZ. Und mehr noch: Die Sicherheitsprobleme waren demnach bekannt – sowohl dem DAV als auch dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Dennoch wurde das Portal an den IBM-Server, über den die Zertifikate erzeugt werden, angebunden. Auch die Möglichkeit, im laufenden Prozess in Sachen Sicherheit nachzubessern, habe man ungenutzt gelassen, so Tschirsich und Zilch.

DAV schweigt, BMG weicht aus

Auf Nachfrage der DAZ, wie das Ministerium und der Verband zu den Vorwürfen stehen, gab es bisher keine brauchbare Antwort. Während der DAV zur Thematik schweigt, verweist das Gesundheitsministerium lediglich auf eine gemeinsame Pressemitteilung von DAV und BMG vom vergangenen Freitag. Danach soll es in dieser Woche den Apotheken, „die dies wünschen“, „schrittweise“ wieder möglich sein soll, Zertifikate auszustellen. Was genau das bedeutet und wann es wieder losgehen wird, bleibt offen.

Für die Apotheken ist die Situation mehr als unbefriedigend. Sie warten ungeduldig darauf, endlich wieder für ihre Kundinnen und Kunden digitale Impfnachweise erstellen zu können, denn es ist Urlaubszeit und die Nachfrage entsprechend groß. Derzeit können sie den Menschen nicht einmal sagen, wann es weitergehen wird – das sorgt auch bei manch einem Geimpften für Unverständnis.

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