Beginnt Parkinson im Darm?
Auch bei Parkinson könnte die Ursache im Darm liegen
Morbus Parkinson ist – ähnlich wie die Alzheimer Krankheit – eine neurodegenerative Erkrankung. Sie betrifft weltweit über 4 Millionen Menschen und tritt meist ab dem 60. Lebensjahr auf. In Deutschland und der Schweiz leben zusammen etwa 250.000 bis 280.000 Betroffene.
Bei der Erkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn. Die typischen Symptome umfassen: Muskelzittern, steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen und eine instabile Körperhaltung. In der Schulmedizin gilt die Krankheit als unheilbar. Konkrete Ursachen kennt man bislang nicht.
In einer Studie, die im Dezember 2018 im Journal of Parkinson’s Disease veröffentlicht wurde, überprüften die entsprechenden Forscher, inwiefern der Darm an der Entstehung der Parkinson Krankheit beteiligt sein könnte.
Darmgesundheit in Diagnose und Therapie miteinbeziehen!
Würde man den Darm bei der Diagnose und Therapie von Parkinson berücksichtigen, könnte man die Krankheit nicht nur schneller erkennen, sondern auch ihr Fortschreiten verlangsamen – vermutet der Autor der Studie, Dr. Filip Scheperjans von der neurologischen Fakultät der Universitätsklinik in Helsinki/Finnland. Denn manche Menschen leiden schon jahrelang an Magen-Darm-Beschwerden, bevor sie die typischen Parkinsonsymptome wie z. B. das Muskelzittern der Hände zeigen.
Diagnostiziert man die Krankheit jedoch erst dann, sind schon die meisten von Parkinson betroffenen Nervenzellen im Gehirn abgestorben, was die Therapie deutlich erschwert. In diesen Fällen ist es sehr schwierig, den Krankheitsverlauf noch zu verlangsamen. Daher gehören zu den Forschungszielen der Parkinsonwissenschaftler neue Methoden, um die Krankheit möglichst früh feststellen zu können – und der Darm steht hier bei manchen Forschern eindeutig im Mittelpunkt.
Wandern die krankhaften Ablagerungen vom Darm ins Gehirn?
Immer mehr Studien lassen vermuten, dass Parkinson tatsächlich im Verdauungssystem beginnt – wenigstens bei jenen Betroffenen, die schon jahrelang vor ihrer Diagnose Verdauungsstörungen hatten. Im März 2017 gaben Forscher in einer Studie an, dass die parkinsontypischen Ablagerungen im Gehirn – das sog. Alpha-Synuclein Protein, das die Nervenzellen absterben lässt – über den Vagusnerv vom Gehirn in den Magen wandern können.
Allerdings vermuten manche Wissenschaftler auch, dass die Ablagerungen den umgekehrten Weg nehmen, dass also das Alpha-Synuclein möglicherweise mit der Nahrung in das Verdauungssystem gelangen könnte und von dort ins Gehirn wandere. Wir berichteten hier bereits darüber und auch das Ärzteblatt schrieb im Januar 2017 über diese Unklarheit, wobei man sich auf eine Studie vom Oktober 2015 von Mulak und Bonaz bezieht, die im World Journal of Gastroenterology erschienen war.
Darin ist die Rede von einer krankhaft durchlässigen Darmschleimhaut (dem Leaky Gut Syndrom), die gemeinsam mit einer Dysbiose (gestörten Darmflora) das Immunsystem übermässig stimuliert und sodann zu chronischen Entzündungen sowie einer Überaktivierung der Nervenzellen mit anschliessender Alpha-Synuclein-Bildung führen könnte.
Leaky Gut Syndrom, Darmflorastörungen und Entzündungen bei Parkinson
Auch im neuen oben genannten Review vom Dezember 2018 sagte Dr. Scheperjans, dass zumindest bei einem Teil der Patienten der Ursprung der Parkinson Krankheit im Darm liegen könnte – beteiligt seien die Alpha-Synuclein-Ablagerungen, lokale Entzündungsprozesse und die Darmflora. Scheperjans fasste die Erkenntnisse seines Teams folgendermassen zusammen:
- Da sich Alpha-Synuclein-Ablagerungen auch im Nervensystem des Verdauungssystems finden lassen, muss nun konkret erforscht werden, ob diese Ablagerungen tatsächlich mit jenen im Gehirn identisch sind.
- Die übermässige Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut Syndrom) scheint die Alpha-Synuclein-Ablagerungen im Darm zu triggern. Daher muss nun überprüft werden, ob Parkinson-Patienten und wenn ja, in welchem Ausmass auch tatsächlich ein Leaky Gut Syndrom aufweisen.
- Bisher war die sog. Immunhistochemie als Methode zur Lokalisierung der Alpha-Synuclein-Ablagerungen zum Einsatz gekommen – allerdings mit uneinheitlichen Ergebnissen, so dass neue Methoden entwickelt werden müssen, um hier genauere Ergebnisse zu erzielen.
- Grosse klinische Studien mit Parkinson-Patienten seien erforderlich, um gründlich jene Mechanismen zu erforschen, die hinter dem Einfluss des Darms auf die Entstehung der Parkinson Erkrankung stecken könnten. Hierbei sollte unbedingt die Zusammensetzung der Darmflora der einzelnen Patienten untersucht werden – und zwar vor und nach einer Parkinso-Diagnose.
Künftige Parkinson-Therapie: Ernährung, Probiotika und Präbiotika
Die finnischen Wissenschaftler rund um Scheperjans sind sich in jedem Fall sicher, dass die Darmflora in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Entwicklung neuer Parkinson-Therapien spielen wird. Zu diesen Therapieformen werden Ernährungsumstellungen gehören, der Einsatz von Probiotika und Präbiotika sowie auch Stuhltransplantationen.
„In den letzten Jahren haben wir die Bedeutung der Darm-Hirn-Verbindung im Zusammenhang mit Parkinson entdeckt“, so Scheperjans. Und Dr. Patrik Brundin, Chefredakteur des Journal of Parkinson’s Disease kommentiert:
„Der Darm steht mittlerweile im Fokus der Parkinsonforschung. Wir sind uns sicher, dass es in den nächsten 20 Jahren hier einen enormen Fortschritt geben wird. Denn Veränderungen der Darmgesundheit können dabei helfen, Parkinson früher zu diagnostizieren, während Therapien, die diese Veränderungen beeinflussen, die Krankheit verlangsamen können. Dazu gehören so “einfache” Massnahmen, wie das Beheben einer vorliegenden chronischen Verstopfung und die allgemeine Verbesserung der Darmfunktionen.“
Darm sanieren, Parkinson vorbeugen?
Viele hilfreiche Massnahmen zur Verbesserung der Darmgesundheit finden Sie auf unseren Seiten, ganz gleich ob es um die Behebung einer chronischen Verstopfung geht, um die Sanierung der Darmflora, um hochwertige Probiotika, hilfreiche Präbiotika oder die Umstellung auf eine darmgesunde Ernährung. Denn auch wenn die Wissenschaft hier noch einige Jahre brauchen wird, um Klarheit zu gewinnen, kann man dennoch schon längst mit den genannten naturheilkundlichen Massnahmen aktiv werden.
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