Apotheker wegen Coronavirus-Verkaufsaktion kritisiert
Seit Beginn der Coronavirus-Epidemie bieten einige Apotheken in Frankreich besorgten Kunden vorbeugende Pseudobehandlungen an und ziehen damit die Kritik der Apothekerkammer auf sich.
Einzelne französische Apotheken nutzen die Besorgnis der Bevölkerung seit dem Ausbruch des Coronavirus für eine unpassende Geschäftemacherei. Darüber schreibt die Gratiszeitung „20 minutes“. So soll eine Apotheke in Marseille mit einem deutlich sichtbaren Plakat eine „vorbeugende Behandlung“ gegen das Coronavirus beworben haben. Konkret bestehe diese „Behandlung“ insbesondere aus Lactibiane Immuno, einem Nahrungsergänzungsmittel, das laut der Website des Vidal Medical Dictionary zur normalen Funktion des Immunsystems beitragen soll. Auf keinen Fall können diese Tabletten, 30 Stück für 15 Euro, eine Infektion mit dem Virus verhindern, konstatiert „20 minutes“ und verweist auf die Aussage der WHO, wonach bislang keine spezifischen Medikamente empfohlen werden, um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus zu verhindern oder zu behandeln. Mittlerweile soll sich die Apothekeninhaberin einsichtig gezeigt und das Poster entfernt haben, die Aktion eines Mitarbeiters, wie es hieß. An dessen Stelle seien allgemeinere Ratschläge zur Vorbeugung gegen „Winterviren“ getreten.
Unwirksame Atemschutzmasken
Andere Apotheken ritten jedoch weiter auf der Welle. „Eine Apotheke warb für Produkte der Marke Puressentiel damit, dass diese gegen das Coronavirus wirksam sein sollen und erhöhte auch noch dessen Verkaufspreis“, sagt Franck, ein Leser, der einem „Whistleblower-Aufruf“ von „20 minutes“ gefolgt war. Er hält die Werbung für „beschämend und unethisch“.
„Eine Apotheke in Nantes hat mir 25 FFP1-Masken verkauft, um mich vor dem Coronavirus zu schützen“, berichtet Morgane. „Ich habe später erfahren, dass sie bei der Prävention gar nicht wirksam sind. Die Leserin behauptet, für die Masken auch noch 400 Prozent mehr als üblich gezahlt zu haben. Ein anderer Leser, der anonym bleiben wollte, habe erklärt, dass ihm ein Fachmann geraten habe, dreimal täglich „Vicks Vaporub“ anzuwenden und ätherisches Eukalyptusöl einzuatmen.
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Kammer ist wachsam gegenüber Quacksalberei
„Sie sind schon stark, diese Leute“, kommentiert Stéphane Pichon, Präsident des Rates der Apothekerkammer in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (Paca) und Korsika, die Aktionen mit einem ironischen Lächeln: „Sobald wir das in einer Apotheke sehen, stoppen wir sie. Bei der Kammer sind wir sehr wachsam gegenüber Quacksalberei oder Fehlinformationen. Solche Maßnahmen sind nicht wissenschaftlich validiert. Das einzige, was validiert wurde, ist, kontaminierte Menschen zu isolieren. Und gegebenenfalls natürlich Händewaschen und eine Maske tragen, wenn Sie krank sind.“
Insgesamt sollen diese Fehltritte in französischen Apotheken allerdings selten sein. Viele Leser von „20 minutes“ sollen berichtet haben, dass ihre Apotheker beruhigend auf sie eingewirkt hätten. „In jedem Beruf gibt es schwarze Schafe“, stellt Hervé, Apotheker aus Lyon, fest.
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